Hamburg. LEDs machen Möbel zu richtigen Hinguckern. Selbst mit alter Handwerkskunst scheinen Designern scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.

Glas in Kombination mit LED-Technik macht Möbel zu einem „Highlight“. Und ist wörtlich gemeint. Dies beweist der oben gezeigte beleuchtete Empfangstresen, den man sich so auch in einer Küche vorstellen könnte. „Mit LED lässt sich Glas heute auf viele Arten in Szene setzen. Sie lenken den Blick des Betrachters auf Möbel oder auf die Architektur eines Gebäudes“, sagt Jochen Gröne­gräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas (BF).

Besonders schön sei Verbundglas mit einer einlaminierten, lichttechnischen Folie, das für außergewöhnliche Licht- und Leuchteffekte und je nach Verarbeitung für eine beeindruckende optische Tiefe bei nur wenigen Zentimetern Glasdicke sorge, sagt Grönegräs weiter.

Noch schöner mit „Medienfassaden“

„Ein noch größeres optisches Highlight sind schließlich sogenannte ‚Medienfassaden‘, riesige Monitore, die aus mehreren Gläsern mit integrierten LED bestehen.“ Bei ihnen werden im Scheibenzwischenraum dünne Bänder aus Tausenden von LED montiert, die gemeinsam wie ein moderner Großbildfernseher fungieren. Solche Lichtspiele sind bereits in Hamburg auf der Reeperbahn zu sehen.

Aber auch Glasmöbel ohne Leuchttechnik beeindrucken: Sebastian Herkner – 2011 mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland als bester Newcomer ausgezeichnet – hat 2012 für den Hersteller Classicon einen Tisch mit dem Namen Bell Coffee Table entworfen. Der Entwurf lässt sich schon jetzt als eine Ikone des Gegenwartsdesigns bezeichnen: Der Tischfuß besteht aus mundgeblasenem Glas, der eine Messingkonstruktion trägt.

Ode-Leuchte bringt Glasbläser an die Leistungsgrenze

Mundgeblasen sind auch Glasprodukte, die der Offenbacher Designer für den Hersteller Pulpo entworfen hat. Der gläserne Körper der großen Oda-Leuchte ist das Maximum, was ein Glasbläser fertigen kann. „Die Bläser haben rund 15 Kilo heißes Glas zu stemmen“, sagt Pulpo-Inhaber Patrick L’hoste. Die körperliche Leistungsfähigkeit der Arbeiter setze Grenzen. „Sie können an einem Vormittag höchstens zehn Lampen blasen – daraus erklärt sich die kleine Stückzahl.“

Die Leuchte „Iris“ von Designer Sebastian Scherer aus Berlin ist ebenfalls von einem fragilen Körper, einer Seifenblase, inspiriert. Ihre Oberfläche schimmert auch in den Farben des Regenbogens. „Es war extrem schwierig, eine Beschichtung zu finden, die dieses irisierende Farbspiel erzeugt“, sagt Scherer. Über eineinhalb Jahre arbeitete er daran, dann erzielte er die gewünschte Optik mittels einer Bedampfung in einem Vakuum. Auch hier sind der Produktion Grenzen gesetzt: Die Größe der Vakuumkammer schränkt das Volumen des Produktes ein.

Computergesteuerte Fertigung

Scherer arbeitet viel mit Glas. Sein Beistelltisch Isom besteht aus indus­triegefertigtem Flachglas. Die Platten sind fugenlos zu einer wabenartigen Form zusammengefügt, so dass sich ein spannungsreiches Spiel zwischen 2- und 3D entfaltet. Bei der Produktion kommt neueste Technologie zum Einsatz. „Die Tische sind mit computergesteuerten CNC-Maschinen gefertigt“, erklärt er. „Anders wäre das millimetergenaue Schleifen sowie die Anfertigung der Gärung nicht möglich.“

Platten verwendet auch der italienische Hersteller Glas Italia. Eigentlich verdient das Unternehmen sein Geld mit der Fertigung von Fassadenglas, nun legte es aber eine Designserie mit Glasmöbeln auf. Namhafte Gestalter wie Patricia Urquiola, die Brüder Erwan und Ronan Bouroullec oder Piero Lissoni haben dafür Produkte entworfen. Auch diese Objekte sind nicht für den Massenmarkt bestimmt.

Glas bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten

Es sind Experimente, die zeigen, welche gestalterischen Möglichkeiten der Werkstoff Glas in einem modernen Kontext bietet. „Die Inspiration für unsere Arbeit kam durch das Unternehmen selber“, erklärt Designer Ronan Bouroullec.

Er sei fasziniert von dessen Kompetenz in der Technik des Klebens. So konnten etwa Objekte wie die Serie Shimmer von Patricia Urquiola ohne Schrauben oder sonstige Verbindungselemente fugenlos mit Hightechklebstoffen zusammengefügt werden. Es entstehen millimetergenau gearbeitete Designstudien, die aufgrund der Transparenz fast schwerelos wirken.

Designer reizen traditionelle Handwerkskunst aus