Berlin. Moderne Haushaltsgeräte können meist mehr als ihre Vorgänger und sollen sparsamer sein. Doch so manche neue Funktion erhöht wiederum den Stromverbrauch, verringert aber die Kosten vielleicht an anderer Stelle. Der Kühlschrank ist so ein Fall.

Den Kühlschrank oder die Gefriertruhe abzutauen ist eine lästige Pflichtübung. Nach Ansicht der Industrie ist das auch überholt: Gefriergeräte mit No-Frost-Funktion sollen nie mehr vereisen. Und im Mehrzonen-Kühlschrank sollen Lebensmittel länger haltbar sein.

Aber sind die Funktionen wirklich sinnvoll?

Mehrzonen-Kühlschränke verfügen über Fächer mit getrennt einstellbaren Temperaturen, zum Teil mit unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit. In der Nullgradzone herrschen meist maximal zwei Grad – laut Claudia Oberascher von der Brancheninitiative Hausgeräte+ideal für Hackfleisch, Wurst und Fisch. All das bleibt dort bis zu dreimal länger frisch. Dabei eigneten sich die Trockenfächer mit rund 40 Prozent Luftfeuchtigkeit besonders für Verpacktes. Obst und Gemüse hingegen werde im feuchten Nullgradfach nicht schrumpelig.

Gerade in Single-Haushalten, in denen wenig gekocht wird, müsse dank des Mehrzonen-Kühlschranks viel weniger weggeworfen werden, sagt Oberascher. Das Gerät verbrauche zwar mehr Energie als ein herkömmliches Modell derselben Energieeffizienzklasse, "aber das wird durch das Weniger an verdorbenen Lebensmitteln deutlich aufgewogen."

Günter Schwinn von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg steht Mehrzonengeräten indes skeptisch gegenüber. Seiner Meinung nach reicht ein herkömmliches Gerät, dessen Inneres auf sieben Grad gekühlt ist, für alle Bedürfnisse aus. "Mindesthaltbarkeitsdaten kann man etwa bei Joghurt eh um Wochen überschreiten." Ein großer Nachteil von Mehrzonengeräten sei, dass der Kompressor ständig laufe – anders als bei herkömmlichen Geräten, bei denen er nur anspringt, wenn die eingestellte Temperatur überschritten wird.

Mandy Schoßig vom Öko-Institut betont: Geräte mit Nullgradzonen verbrauchten 50 Kilowattstunden mehr im Jahr als vergleichbare Geräte ohne diese Funktion. Bei einem Strompreis von 24 Cent pro Kilowattstunde macht das einen Unterschied von 12 Euro im Jahr. In der Regel brauche man die Funktion nicht, so Schoßig weiter: "Man sollte lieber bewusster einkaufen. Man muss seinen Mangold ja nicht fünf Tage aufbewahren."

Die No-Frost-Funktion: sehen die Verbraucherschützer ähnlich skeptisch. Dabei zirkuliert mit Hilfe eines Ventilators die Luft im Geräteinneren, die Luftfeuchtigkeit kondensiert. Der Kondensator wird regelmäßig erwärmt, so dass das angefrorene Wasser abfließt. Nach Ansicht von Branchenvertreterin Oberascher ist es eine Komfort-Frage, ob man sich für No-Frost entscheidet: "Niemand taut gerne seinen Kühlschrank ab. Mit No-Frost muss man ihn nur noch auswischen." Laut Öko-Institut verbrauchen Geräte mit dieser Funktion allerdings 10 bis 30 Prozent mehr Strom als herkömmliche Geräte. Zudem seien No-Frost-Geräte deutlich teurer, sagt Schoßig.

Für sinnvoll hält Schwinn die günstigeren Varianten Low-Frost und Stop-Frost. Geräte mit diesen Funktionen müssen zumindest seltener abgetaut werden, verbrauchen anders als No-Frost-Geräte aber keinen zusätzlichen Strom, da sie die Eisbildung ohne Gebläse reduzieren. Bei Stop-Frost wird die einströmende Umgebungsluft entfeuchtet, bei Low-Frost sorgen spezielle Oberflächen für weniger Vereisung.

Wer sich einen Gefrierschrank ohne diese Funktionen kauft, sollte diesen aber regelmäßig abtauen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät dazu, sobald Eisschichten die Kühlflächen bedecken - idealerweise mehrmals im Jahr. Denn ein Gerät mit einer Eisschicht von einem Zentimeter verbraucht 10 bis 15 Prozent mehr Strom. Zudem schließt laut Schoßig dann unter Umständen die Tür nicht mehr richtig, so dass zusätzlich Kälte entweicht.