Berlin. Die rechte Seite Breitbart steht in Deutschland ohne eingängige Internetadresse da. Dazu wurde sie auch noch auf Facebook gefälscht.

Jetzt nehmen die Deutschen den Amerikanern schon die Adressen weg: Wenn Breitbart, das Sprachrohr der extremen Rechten, seine deutsche Seite an den Start bringen will, wird es schwierig. Die naheliegenden Adressen sind weg. Aktivisten haben sich aber auch auf Facebook als Breitbart-Seite ausgegeben und deren Anhänger reingelegt. Es soll eine Lektion in Sachen Fake News sein.

Die Seite BreitbartnewsDE war auch mit vermeintlicher Empörung auf eine andere Aktion eingegangen, die sich gegen Breitbart richtet: Wer die Adresse breitbartnews.de eingibt, landet auf hogesatzbau.de/, satirische Seite der „Initiative gegen Rechts-Schreibung“, die den von Facebook ausgelobten „Smart Hero Award“ gewonnen hatte. Die Seite breitbart.de wird Trumps Hofmedium auch nicht bekommen. Diese Adresse gehört dem Nordhessen Udo Breitbart schon seit 2003 und führt zu seinem Online-Dienst. Viele Worte darum machen oder die Namensvettern kommentieren wollte er auf Anfrage unserer Redaktion nicht. „Ich will dazu nur sagen, dass ich die Adresse sicher nicht abgeben werde.“

„Start verhindern werden wir nicht schaffen“

Da wäre der vermeintliche Breitbart-Ärger verständlich, wenn nun auch noch die Seite breitbartnews.de weg ist. Gesichert hat sie sich Fotograf Maximilian Motel aus Münster, er leitet auf hogesatzbau.de weiter. „Wie linke Hetzer die Pressefreiheit aufhalten wollen“ lautete die (gefälschte) Überschrift über einem Artikel auf der Facebookseite BreitbartnewsDE. Man werde anwaltlich gegen den Diebstahl der Adressen vorgehen.

Wer Breitbart vermutet, landet bei ihnen. Die Aktivisten von
Wer Breitbart vermutet, landet bei ihnen. Die Aktivisten von "Hooligans gegen Satzbau", hier bei einer Preisverleihung bei Facebook, haben mit einer falschen Seite Breitbart-Interessierte angelockt © Smart Hero Award/Facebook | Smart Hero Award/Facebook

Sollte das tatsächlich von den echten Machern geplant sein, signalisieren die Hooligans gegen Satzbau dem Adressbesitzer Motel Unterstützung. „Wir werden ihm zur Seite stehen und Lösungen finden“, so einer der Köpfe von „Hogesatzbau“ zu unserer Redaktion. „ Ziel ist es ja nicht wirklich, den Start von Breitbart in Deutschland zu verhindern. Das werden wir (leider) nicht schaffen. Aber wir können potentielle Empfänger dieser Schundseite verunsichern und die Blicke auf das Thema Fake News lenken.“

Auf der Breitbart-Seite auf Facebook waren auch bedeutungsschwangere Ankündigungen zu lesen, Warnungen an die „Lügenpresse“. Die Beiträge waren auch von allem Anschein nach rechtsextremen Gruppen und Nutzern begrüßt und geteilt worden, bei den meisten der rund 900 Fans deuteten die Profile auf nationalistische Gesinnung hin. „Fallt bitte nicht auf diese und andere Fakeseiten herein“, warnte die Seite aber auch – eine Warnung, die weitgehend überlesen wurde. Um 16 Uhr gibt es eine Erklärung, hieß es dort auch. Diese Ankündigung wurde beispielsweise von einem Account „Merkel und die Hochverräter müssen weg“ erwartungsfroh geteilt.

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Kritik an Leichtgläubigkeit in allen Lagern

Um 16 Uhr gab es die Aufklärung. Der Schalter wurde umgelegt. Auf dem Coverfotos deer Facebookseite prangen jetzt die Logos von Hooligans gegen Satzbau und der Aktion „Hass hilft“, die Hasskommentare mit Spenden zugunsten von Aussteigerprogrammen „belohnen“ will. Die Seite soll eine Lektion sein, wie leicht Fake News entstehen, erklärten die Organisatoren unserer Redaktion in einem Facebook-Chat.

Ihre Kritik richtet sich dabei aber an Nutzer aus allen politischen Lagern: „Dass eine Menge patriotischer Zeitgenossen unsere Seite feiern, war ja so kalkuliert, dass sich die mediale Inkompetenz aber wirklich quer durch alle politischen Bereiche zieht, ist beunruhigend!“ Auch kleinere Aufklärungsseiten hatten das Thema so leichtfertig aufgegriffen, wie sie es „Rechts“ oft vorwerfen.

„Honeypot“ führte schon 2016 Rassisten vor

Mimikama.at dagegen klärte auf: „Breitbartnews.de ist ein Honeypot“, also ein Lockmittel unter falscher Flagge. Das Vorgehen erinnert an einen anderen Fall aus dem vergangenen Jahr: Da gab es ein Posting, das einen angeblichen Gutschein des Sozialamts Chemnitz für Flüchtlinge zeigt. Wer ihn einlöse, erhalte bei Media Markt ein Smartphone im Wert von 200 Euro inklusive Sim-Karte. „Bekommen die jetzt schon alles in den Arsch geschoben?“, regte sich ein „Micha Gerlach“ vermeintlich auf.

Nachdem das Bild einige Hundert mal mit zum Teil rassistischen Kommentaren geteilt war, änderte der Nutzer den Beitrag. Nun stand da in der Timeline von allen, die es geteilt hatten, in fetter roter Schrift: „Ich bin ein strohdummer Nazi. Ich verbreite Hetze über das Internet und teile sämtlichen Dreck ohne Überprüfung.“