Berlin. Für Spieler könnte Weihnachten diesmal ein erfreuliches Fest werden. Selten hatten Schenkende eine so große Auswahl an guten Spielen.

Videospieler konnten sich über das Jahr 2016 beim besten Willen nicht beschweren: Schon lange gab es nicht mehr so viele tolle Titel wie diesmal. Damit dürfte das Weihnachtsfest für viele Videospieler ein außergewöhnlich erfreuliches werden – denn die wenigsten sind vermutlich dazu gekommen, sich all die Spiele zu kaufen oder schenken zu lassen, die man in diesem Jahr nicht verpassen sollte.

Besonders groß ist die Auswahl natürlich wieder im Bereich der Action-Spiele. Mit den folgenden Titeln macht man dabei nichts falsch.

Schleich-Spiele

Ein sehr beliebtes Genre sind sogenannte Stealth-Games. Das sind Action-Spiele, bei denen es eher darum geht, sich geschickt an Gegnern vorbeizuschleichen, anstatt ihnen offen zu begegnen. Mit „Dishonored 2“ (PC, PS4, XboxOne, ab 18 Jahren, ca. 40 Euro) ist gerade ein Meisterwerk dieser Kategorie erschienen. Das Spiel ist in einer magischen Steam-Punk-Variante des viktorianischen Englands situiert, die den Hintergrund für eine spannende Rachestory stellt.

Allein die Umgebung und der tolle Soundtrack sind so düster und stimmungsvoll, dass schon das bloße Durchwandeln der finsteren Küstenstädte Spielern wohlige Schauer über den Rücken jagt. Wirklich großartig ist „Dishonored 2“ aber aufgrund seiner Spielmechanik: Wahlweise in der Rolle der königlichen Leibwache Corvo Attano oder dessen Tochter, der gestürzten Herrscherin Emily Kaldwin, muss der Spieler zunächst der eigenen Hinrichtung entkommen, um im Laufe des Spiels erst die Verbündeten und schließlich die finstere Hexe Delilah Copperspoon zu entmachten.

Das Stealth-Spiel „Dishonored 2“ ist ohne Frage eines der Spiele des Jahres.
Das Stealth-Spiel „Dishonored 2“ ist ohne Frage eines der Spiele des Jahres. © dpa-tmn | Bethesda

Das gelingt einerseits durch typisches Schleichen und Klettern, andererseits können Corvo und Emily im Laufe des Spiels eine wachsende Zahl besonderer Fähigkeiten verwenden – etwa die Zeit verlangsamen oder zeitweise sich in die Körper anderer Menschen, Ratten oder Fliegen versetzen. Der Spielverlauf kann durchaus blutig sein, muss es aber nicht: Töten muss man in diesem Racheplot tatsächlich keine einzige Person, wenn man nicht möchte – es erfordert aber einiges mehr an Geschick. Dafür wird man mit einem versöhnlichen Ende belohnt. Wer hingegen ohne Rücksicht auf Verluste vorgeht, erlebt schon im Spielverlauf ein deutlich düsteres Geschehen.

Alternative: Wer eher auf Verschwörung und Science-Fiction steht, greift zum ebenfalls fantastischen „Deus Ex: Mankind Divided“ (PC, PS4, XboxOne, ab 18 Jahren, ab 30 Euro).

Multiplayer-Action

Gleich einen ganzen Strauß von Spielen gibt es für Freunde des Onlinewettstreits: Klassischerweise wetteifern erneut zwei langjährige Spieleserien um den Sieg: „Call of Duty: Infinite Warfare“ (PC, PS4, XboxOne, ab 18 Jahren, ca. 40–60 Euro) verlegt das Geballer teilweise in den Weltraum und bietet diesmal eine wirklich packende Einzelspielerkampagne. Die Onlinegefechte absolviert das Spiel souverän – Fans der Serie werden nicht enttäuscht.

Rivale „Battlefield 1“ (PC, PS4, XboxOne, ab 18, ca. 50–70 Euro) hat nicht nur die Zählweise der Reihe zurückgesetzt, sondern auch das Spielgeschehen etwa 100 Jahre. Im Spiel geht es also auf Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs zur Sache – inklusive Zeppelinen. Während „Call of Duty“ auf kleine, schnelle Onlinegefechte setzt, spielen sich bei „Battlefield“ die großen Schlachten ab, die im direkten Vergleich noch einen Tick eindrucksvoller aussehen als die ebenfalls spektakulären Weltraumgefechte.

Alternative: Knallbunt, aber strategisch komplex geht es bei „Overwatch“ (PC, PS4, XboxOne, ab 16 Jahren, ca. 40 Euro) zu. Eine Einzelspielerkampagne gibt es zwar nicht – aber die Onlinematches sind perfekt ausbalanciert.

Große Abenteuer

Das wohl beste Videospiel-Abenteuer des Jahres können leider nur PS4-Besitzer genießen: „Uncharted 4: A Thief’s End“ (PS4, ab 16 Jahren, ca. 40 Euro) bringt die Reihe zu einem furiosen Ende. Wer Indiana Jones oder Lara Croft auch nur ein bisschen mag, muss dieses Spiel spielen. Alternative: „Witcher 3: Wild Hunt – Blood and Wine“ (PC, PS4, XboxOne, ab 18 Jahren, ca. 20 Euro) ist eigentlich nur eine Spielerweiterung des Rollenspielmeisterwerks aus dem vergangenen Jahr. Mit seinen 20 Stunden Spielzeit geht es aber fast schon als eigener Titel durch – und wer das Originalspiel noch nicht kennt, sollte das ohnehin nachholen.

Spannendes für Strategen

Der Name Sid Meier lässt nicht nur Gaming-Veteranen die Ohren klingeln, denn Meier gehört seit 30 Jahren zu den ganz großen der Videospiel-Branche. Aus seiner Feder stammen Spiele wie Pirates! oder Railroad Tycoon – vor allem aber ist er bekannt für die Strategiespielreihe Civilization.

Mit „Civilization VI“ (PC, ab 12 Jahren, ca. 50 Euro) ist der bislang wohl umfangreichste und beste Ableger der Reihe erschienen: Spannender und vielseitiger war das rundenbasierte Wetteifern der Völker nie. Ein sicherer Garant für Dutzende, wenn nicht Hunderte Stunden Spielspaß.

Ebenfalls aus Meiers Studio Firaxis, wenn auch nicht von ihm selbst, stammt das Strategiespiel „XCOM 2“ (PC, PS4, Xbox One, ab 16 Jahren, ca. 20 – 35 Euro). Darin müssen die Spieler sich als kleine Untergrundeinheit gegen eine außerirdische Übermacht wehren, die die Regierungen der Erde unterwandert hat. Spannung und strategische Tiefe der rundenbasierten Gefechte suchen dabei ihresgleichen: So herausfordernd – dabei aber nie unfair – war die Verteidigung der Welt noch nie.

Alternativen: Freunde von historischen, fast beängstigend komplexen Strategiespielen können in „Heart of Iron 4“ ( PC, ab 12 Jahren, ca. 40 Euro) den zweiten Weltkrieg rundenweise nachkämpfen.

In „Die Zwerge“ gibt es taktische Gefechte und ordentlich Action.
In „Die Zwerge“ gibt es taktische Gefechte und ordentlich Action. © dpa-tmn | THQ Nordic

Wer dagegen Spaß an spannender, taktisch angehauchter Action hat, dürfte am brandneuen „Die Zwerge“ (PC, Mac. Linux, PS4, Xbox One, ab 12 Jahren, ca. 35 – 50 Euro) gefallen finden. Basierend auf der Fantasie-Romanvorlage geht es hier mit bis zu vier Figuren gleichzeitig gegen Oger, Orks und andere Monster so richtig zur Sache.

Fußball statt Festtagsbraten

Im Bereich der Sportspiele gibt es in diesem Jahr zwar keine Überraschungen, aber auch keine Enttäuschungen. König Fußball lässt sich bei Videospielern wieder ordentlich feiern: Grund dafür ist das verlässliche Doppelgespann aus „Fifa 17“ (PC, PS3&4, Xbox 360&One, keine Altersberschr., ca. 50 – 60 Euro) und „PES 2017“ (PC, PS3&4, Xbox 360&One, keine Altersberschr., ca. 40 Euro). Wie immer liegen beide Spiele Kopf an Kopf im Rennen um die beste Fußballsimulation. Wer lieber Fifa zockt oder wer eher PES spielt, ist seit Jahren eher Geschmackssache – das sollte man deshalb vor dem Schenken besser in Erfahrung bringen.

Alternativen: Es muss ja nicht immer Fußball sein. In vielen Szenen geradezu TV-reif ist auch die Darbietung von NBA 2k17 (PC, PS3&4, Xbox 360&One, keine Altersberschr., ca. 30 – 40 Euro). Die Basketballstars der amerikanischen Profi-Liga sind bis hin zu eigenen Spezialtricks haargenau nachgebildet, trotzdem spielt man schnell flüssig mit. Oder vielleicht lieber Eishockey? Mit neuen Spielmodi will NHL 17 (PS4, Xbox One, ab 12 Jahren, ca. 60 Euro) auch Besitzer des Vorgängers zum Kauf verleiten – ein durchaus überzeugender Auftritt.

Süßer die Motoren nie klingen

Im zurückliegenden Jahr wurden einige Rennspiele auf den Markt geworfen, doch nicht viele davon ragten wirklich heraus.

Schöne Autos und schöne Aussicht – darum geht es bei Forza Horizon 3.
Schöne Autos und schöne Aussicht – darum geht es bei Forza Horizon 3. © BM | PR

Eine Ausnahme war hier „Forza Horizon 3“ (PC, Xbox One, ab 6 Jahren, ca. 50 – 70 Euro). Erstmals ist damit ein Titel der Forza Reihe auch jenseits einer Xbox-Konsole spielbar. Das Spiel selbst vereint ein tolles Rennspiel in einer frei befahrbaren Welt. Sowohl Grafik als auch Sound sind überragend – für Motorfans besonders interessant sind aber die fast schon erotisch inszenierten, hyperdetaillierten Darstellungen der zahlreichen Sportwagen.

Etwas ernster geht es bei „F1 2016“ (PC, PS4,Xbox One, keine Altersbeschr., ca. 45 – 55 Euro) zu, der besten Formel-1-Simulation, die es derzeit zu kaufen gibt. Natürlich mit vollständigem Rennkalender, allen offiziellen Strecken, Fahrern und Teams. So kann man selbst versuchen, Nico Rosberg noch einmal zum Weltmeistertitel zu fahren.

Alternative: Für Perfektionisten mit Freude an Kies, Sand und Schnee eignet sich auch Dirt Rally (PC, PS4, Xbox One, ab 6 Jahren, ca. 30 – 45 Euro). Akkurater und schöner ist Rally-Sport wohl noch nicht spielbar gewesen.

Indie-Games für den Gabentisch

Es mag makaber klingen, den Krebstod des eigenen Kindes ausgerechnet in einem Videospiel zu verarbeiten – aber genau das haben die Spiele-Entwickler Ryan und Amy Green mit „That Dragon, Cancer“ (PC, Mac, iOS, ab 12 Jahren, 5–10 Euro) getan. Herausgekommen ist ein durchaus positives, aber in manchen Momenten auch todtrauriges Videospiel, das niemanden unberührt lassen dürfte.

Ziemlich gruselig ist dagegen das brillante „Inside“ (PC, PS4, Xbox One, ab 16, ca 20 Euro). Es ist gewissermaßen der Nachfolger des legendären Plattformers „Limbo“ und steht ihm in nichts nach: Als Spieler steuert man einen namenlosen Jungen durch eine finstere Welt – und das auf so ästhetische und stimmungsvolle Weise, dass dieses Spiel wirklich jedem Spieler ans Herz gelegt sei.

Bei „Virginia“ (PC, Mac, PS4, Xbox One, ab 12 Jahren, ca. 10 Euro) wiederum handelt es sich um einen etwa zweistündigen, interaktiven Thriller mit der FBI-Agentin Anne Tarver, der ohne einen einzigen Dialog auskommt. Die Musik und der eigentümliche Grafikstil nehmen den Spieler sofort gefangen. Und auch so entfaltet das Spiel eine ganz eigene Sogwirkung.