Berlin. Fake-News sind nach der US-Wahl und vor der Bundestagswahl Dauerthema. Facebook steht am Pranger und hat Mittel dagegen gut versteckt.

Erfundene Meldungen können bei Facebook gemeldet werden – und kaum einer weiß es. Auch unter Journalisten ist kaum bekannt, was Facebook bereits Anfang Januar 2015 eingeführt hat. Wer einen Beitrag meldet, kann auch angeben, dass es sich um einen Artikel mit erfundenem oder unwahrem Inhalt handelt. Wir zeigen, wo die Funktion verborgen ist.

Als in der vergangenen Woche Torsten Beeck, zuständig für Digitalstratege und Leiter Social Media bei Spiegel und Spiegel Online, den Hinweis twitterte, wurde er auch von vielen anderen Social Media-Experten und Journalisten überrascht aufgenommen. Facebook hat eine Funktion zum Melden von Fake-Beiträgen?

So können Fake-News gemeldet werden

Facebook bietet die Möglichkeit, frei erfundene, unwahre Artikel zu melden. Facebook bietet die Möglichkeit, frei erfundene, unwahre Artikel zu melden. Doch das Formular ist gut versteckt. Zunächst müssen Nutzer bei dem v-Symbol auf „Beitrag melden“ klicken.
Facebook bietet die Möglichkeit, frei erfundene, unwahre Artikel zu melden. Facebook bietet die Möglichkeit, frei erfundene, unwahre Artikel zu melden. Doch das Formular ist gut versteckt. Zunächst müssen Nutzer bei dem v-Symbol auf „Beitrag melden“ klicken. © Screenshot Facebook | Screenshot Facebook
Im nächsten Schritt muss man anwählen „Es sollte meiner Meinung nach nicht auf Facebook sein.“ Dann muss „Weiter“ angeklickt werden.
Im nächsten Schritt muss man anwählen „Es sollte meiner Meinung nach nicht auf Facebook sein.“ Dann muss „Weiter“ angeklickt werden. © Screenshot Facebook | Screenshot Facebook
Nun landet der Nutzer auf einer Übersicht von Begründungen. Dort findet sich dann auch die Auswahlmöglichkeit „Es ist eine falsche Nachrichtenmeldung“.
Nun landet der Nutzer auf einer Übersicht von Begründungen. Dort findet sich dann auch die Auswahlmöglichkeit „Es ist eine falsche Nachrichtenmeldung“. © Screenshot Facebook | Screenshot Facebook
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Zuckerberg will das Melden erleichtern

Unklar ist, ob und wann eine solche Meldung überhaupt einen Effekt hatte oder hat. Zum Umfang von Meldungen macht Facebook generell keine Angaben. Für weitergehende Fragen zu dem Thema verweist Facebooks deutsche PR-Agentur auf einen Beitrag von Mark Zuckerberg, in dem er – nach Unverständnis über seine Haltung bis zu diesem Zeitpunkt – Initiativen angekündigt hat.

Zuckerberg räumte dort auch indirekt ein, dass der bisherige Meldeweg ein Reinfall ist. Er erklärte dort unter anderem, Facebook werde das Melden von Artikeln als Fakes einfach machen. Es werde damit experimentiert, entsprechende Texte als verdächtig auszuzeichnen und Nutzer zu warnen. Auch die Technik soll verbessert werden, Fake-Texte automatisch zu erkennen.

Was Facebook Anfang 2015 ankündigte

Doch Konsequenzen hatte Facebook bereits im Januar 2015 versprochen – und zu merken war davon nichts. „Weniger Hoaxes im Newsfeed“, kündigte Facebook da an. Es wurde die Möglichkeit eingeführt, Berichte als falsch zu melden. Facebook lässt auf Nachfrage verlauten, die Funktion sei damals global ausgerollt worden und seither auch nicht deaktiviert worden: Seit Januar 2015 können Fake-News gemeldet werden.

Facebook hatte damals erklärt, für den Großteil der Medien auf Facebook habe das keine Folgen. Eine kleine Gruppe, die regelmäßig Unwahrheiten verbreite, werde aber zurückgehende Reichweite feststellen.

Wirtschaftszweig rund um Fake-News

Festzustellen war dann allerdings im US-Wahlkampf, dass in einer mazedonischen Stadt sogar ein Wirtschaftszweig entstanden war, der von den Werbeeinnahmen durch kontroverse, erfundene Stories und deren Verbreitung auf Facebook lebte. Diese Meldungen spielten vor allem Trump in die Hände. Zuckerberg erklärte nun, solchen Geschäftsmodellen das Handwerk legen zu wollen.

2015 hatte Facebook angekündigt, als falsch gemeldete Texte nicht entfernen zu wollen – sie sollten durch den Algorithmus lediglich seltener angezeigt werden. Man werde sie auch nicht selbst prüfen und auf Korrektheit checken. Damit droht Facebook nämlich ein großes neues Streitfeld: Melden wird bereits jetzt vielfach genutzt, um bei Facebook die Sperrung missliebiger Inhalte zu erreichen. Facebooks Teams für die Überprüfung der Gemeinschaftsstandards machen dabei auch immer wieder schlagzeilenträchtige Fehler und sperren etwa die, die auf Hassbeiträge aufmerksam machen wollen.

Fake-Warnung kam von Browser-Erweiterung

Vergangene Woche hatte die Nachricht kurzzeitig Wirbel ausgelöst, dass Facebook begonnen hat, seine Nutzer vor Fake-News zu warnen. Doch die Einblendungen kamen nicht von Facebook, sondern von einer Erweiterung für den Internetbrowser: „B. S. Detector“ (Bullshit-Anzeiger). Ein von Zuckerbergs Ankündigung enttäuschter Nutzer hatte sie programmiert, und warnt anhand einer selbst zusammengestellte Liste von englischsprachigen Adressen.

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