Berlin. Weniger Nutzer, weniger Downloads, weniger Spielzeit: „Pokémon Go“ schrumpft. War der Hype um die virtuelle Monsterjagd ein Strohfeuer?

Es ist noch nicht einmal zwei Monate her, da schien „Pokémon Go“ das nächste große Ding zu werden. An jeder mit einem „Pokéstop“ ausgestatteten Straßenecke sah man Menschen, die sich beim Jagen der bunten Monster regelrecht über den Haufen liefen. In San Francisco wie in Japan rieb man sich unterdessen die Hände: Entwickler Niantic hatte gemeinsam mit Nintendo die Spielewelt verzaubert. Nun allerdings, rund sechs Wochen nach dem ersten Release in den USA, Neuseeland und Australien, scheint zumindest der Senkrechtstart ein Ende gefunden zu haben.

Wie der Nachrichtendienst „Bloomberg“ berichtet, sind die für den Erfolg der virtuellen Monsterjagd maßgeblichen Zahlen zuletzt deutlich kleiner geworden: Weniger täglich aktive Nutzer, weniger Verweildauer im Spiel, weniger Downloads – weltweit. „Bloomberg“ bezieht sich auf Statistiken, die von der Investmentbank Axiom Capital Management veröffentlicht wurden und die auf Schätzungen mehrerer Marktforschungsunternehmen wie zum Beispiel Apptopia basieren. Spielten Mitte Juli weltweit rund 45 Millionen Gamer „Pokémon Go“, waren es Mitte August noch rund 15 Millionen weniger. Ist der ganz große Hype vorbei? Eher nicht.

Keine App wird länger genutzt

Bei allem darf man nicht vergessen: Die App hat auf sehr hohem Niveau Nutzer verloren, immerhin spielen den Schätzungen zufolge immer noch 30 Millionen das Spiel. Immer noch liegt die App unter den Top 10 der iOS-Charts von Apple, im Android-Store belegt sie sogar den dritten Platz. Und auch die tägliche Nutzungsdauer kann sich sehen lassen.

Laut Schätzungen des Londoner Unternehmens AppInstitute, das sich unter anderem auf Zahlen der Statistikdatenbank Statista beruft, wird das Spiel durchschnittlich 33,25 Minuten gespielt und liegt damit weiter auf dem ersten Platz dieses Rankings. Zum Vergleich: In der Facebook-App sind die Nutzer täglich rund zehn Minuten weniger unterwegs – sie liegt mit 22,8 Minuten auf Platz zwei, erst dahinter folgen Snapchat und Twitter.

Deshalb verliert „Pokémon Go“ Spieler

Doch wieso springen in den letzten Wochen so viele Nutzer ab? „Ich spiele ,Pokémon Go’ nicht mehr, weil es kein Storytelling gibt“, sagt Philipp Steuer, früherer Google-Mitarbeiter, Snapchat-Experte und Pokémon-Fan der ersten Stunde. Das Spiel habe zwar anfänglich Spaß gemacht, aber „danach wird es leider immer langweiliger“, sagt Steuer, Geschäftsführer eines Start-Ups, das sich auf Werbung für Virtual und Augmented Reality spezialisiert hat. Und darum geht es auch bei dem Handyspiel, in dem die Taschenmonster in die Umgebung eingeblendet sind. „,Pokémon Go’ fehlt es an Updates, die mich weiter fesseln“, so Steuer weiter. Er habe sich an den verfügbaren Pokémon satt gesehen – „Langeweile ist das Resultat.“

Schon bei der Markteinführung erklärte der Direktor des Berliner Computerspielemuseums, Andreas Lange, den anfänglichen Hype damit, dass erstmals eine erfolgreiche Marke in Verbindung mit der Technik Augmented Reality gebracht wurde. Dies habe das Spiel eben auch für viele Erwachsene attraktiver gemacht, die sich vorher überhaupt nicht für „Pokémon“ interessiert hätten. Das Spiel war in allen Medien, der Hype befeuerte sich selbst. Dass nicht alle Nutzer auch dauerhaft infiziert werden, war demnach zu erwarten.

Bringen neue Updates die Wende?

Steuer sagt, dass es nun darauf ankommt, ob Niantic es schafft, die Nutzer mit Neuerungen wie dem häufig geforderten Pokémon-Tausch oder aber direkten Kämpfen bei der Stange zu halten. „Die Möglichkeiten sind groß, werden aktuell aber nicht genutzt“, sagt Steuer.

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Das sehen die Fahrgäste des sogenannten „PokéBus“ sicherlich anders. Eine Busreise für Pokémon-Fans, die am 26. August 2016 von Düsseldorf zur Jagd nach Paris aufbrechen wollten, war innerhalb von nur zwei Tagen ausverkauft. „Damit hätten wir niemals gerechnet“, sagte einer der Veranstalter unserer Redaktion.