Berlin. Musik-Streamingdienste ersetzen zunehmend die Plattenregale. Die Stiftung Warentest hat Anbieter verglichen. Der Testsieger überrascht.

Das, was früher allenfalls in ein sehr, sehr großes Zimmer mit sehr, sehr vielen Plattenregalen gepasst hätte, findet heute bequem auf dem Smartphone Platz. Dank Musik-Streamingdiensten können Nutzer beinahe überall Musik hören – und dabei aus Millionen von Titeln auswählen. In vielen Wohnungen hat das Plattenregal im digitalen Zeitalter ausgedient.

Mittlerweile hat man reichlich Optionen, wenn man einen dieser Streamingdienste nutzen will. Doch welcher hat das beste Angebot? Die Stiftung Warentest hat elf Dienste miteinander verglichen. Wir fassen die Ergebnisse zusammen:

Der Testsieger

Juke bekam von den Testern als einziger Dienst eine Eins vor dem Komma (Note 1,8). Besonders lobenswert fanden die Tester das große Repertoire, das nach Angaben des Herstellers über 30 Millionen Titel umfasst, die gute Hörqualität und die wenigen Mängel im Kleingedruckten. Gerade der letzte Punkt unterscheidet Juke von den bekannten Diensten wie Spotify und Apple Music. Allein bei der Bedienbarkeit (Note 3,1) sahen die Tester bei Juke Nachholbedarf.

Der Dienst kostet – wie viele andere auch – monatlich 9,99 Euro und kann sowohl im Browser als auch per App (Android und iOS) genutzt werden. Er gehört zur Media-Saturn-Holding, die für ihre Elektrofachmärkte bekannt ist.

Die großen Namen

Apple Music (Platz 5 / Note 2,5), Spotify (Platz 7 / Note 2,6) und Amazon Prime (Platz 11 / Note 3,8) sind allesamt nicht auf den vorderen Plätzen zu finden – nicht zuletzt wegen großer Mängel in den AGB und in der Datenschutzerklärung. Die Dokumente seien schwer verständlich und enthielten Klauseln, die vor deutschen Gerichten keine Gültigkeit besäßen, schreiben die Tester. Spotify (9,99 Euro im Monat) behalte sich außerdem vor, Nutzern jederzeit zu kündigen oder den Zugang zu sperren, ohne aber die Gründe zu erwähnen, die dazu führen könnten. Apple (9,99 Euro im Monat) wird kritisiert, weil der Dienst Standortdaten erhebt und diese auch an Dritte weitergibt.

Alle drei Dienste können hingegen mit ihrer Klangqualität punkten – generell tun sich da alle getesteten Dienste nur sehr wenig. Während Apple und Spotify auch eine sehr große Auswahl bieten, ist das kleine Repertoire der größte Kritikpunkt an Amazon. Allerdings muss man Amazon zugute halten, dass das vergleichsweise günstige Prime-Abo (49 Euro im Jahr) auch andere Leistungen wie Premiumversand und Videostreaming beinhaltet.

Spotify und Apple ernten zudem Lob für ihre Tarifauswahl. Spotify ist einer von nur zwei Diensten (neben Deezer), die auch eine kostenlose Nutzung anbieten. Apple hingegen bietet mit drei Monaten die längste Gratis-Testphase aller Dienste und einen günstigen Mehrnutzer-Tarif an.

Die guten Alternativen

Der französische Dienst Deezer (Platz 2 / Note 2,1), Tidal (Platz 3 / Note 2,1) und Aldi life (Platz 4 / Note 2,5) belegen die Plätze hinter dem Testsieger. Alle holen sich gute Noten für die Hörqualität und die Bedienung ab, auch das Repertoire ist bei allen sehr groß. Gerade Tidal, der Dienst des Rap-Megastars Jay-Z, bietet mittlerweile einige Titel und Alben exklusiv an. Deezer ist neben Spotify der einzige Dienst, der auch einen kostenfreien Tarif anbietet.

Deezer und Tidal fallen vor allem wegen Mängeln im Kleingedruckten hinter den Testsieger zurück, während bei Aldi life eine Sicherheitslücke gefunden wurde: Die Android-App sendet Benutzernamen und Passwort im Klartext. Gut bei Aldi life: Der Dienst bietet eine Funktion, die Lieder aus dem Radio erkennen kann.

Der Rest

Der Oldie Napster (Platz 6 / Note 2,5) schneidet in allen Kriterien sehr gut ab – wird aber abgewertet wegen Sicherheitslücken. So sendet die Android-App das Passwort im Klartext, am Desktop-PC werden Benutzername und Standort unverschlüsselt übertragen.

Google Play (Platz 8 / Note 2,7) bietet zusammen mit dem Testsieger das größte Repertoire, muss sich aber Kritik bei den AGB und den Datenschutzrichtlinien gefallen lassen: Wie auch andere Google-Dienste sammelt Google Play viele personenbezogene Daten.

Mängel im Kleingedruckten werten auch die Testergebnisse von Microsoft Groove (Platz 9 / Note: 3,1) und Qobuz Music (Platz 10 / Note 3,6) ab. Bei Groove kommt noch eine komplizierte Bedienung und fehlende Funktionen hinzu, bei Qobuz deutliche Sicherheitsmängel: Auf allen geprüften Plattformen konnten die Tester Benutzernamen und Passwort auslesen.

• In die Gesamtnote eingeflossen sind als Kriterien die Größe des verfügbaren Repertoires (30 Prozent), die Hörqualität (30 Prozent), der Service (Tarifvielfalt, Einrichtung, Abrechnung, Kündigung – 20 Prozent) und die Bedienung (20 Prozent). Zu Abwertungen konnten aber auch Mängel in den AGB und beim Datenschutz und Sicherheitslücken beim Senden von Daten führen. (ba)