Frankfurt/Main . Den Kaffee mit dem Handy bezahlen – das soll mit dem Dienst Apple Pay künftig funktionieren. Allerdings nur in ausgewählten Ländern.

Apple weitet seine Reichweite im Bereich mobiles Bezahlen aus: Der Dienst Apple Pay wird in Frankreich und in der Schweiz eingeführt. Der Start von Apple Pay in der Schweiz ist der erste in einem deutschsprachigen Land. Eine Einführung in Deutschland würde damit in greifbare Nähe rücken.

„Nach meiner Erfahrung wäre eine Einführung von Apple Pay in sechs Monaten extrem schnell“, sagt Rudolf Linsenbarth vom Beratungsunternehmen Cocus. Wenn Apple das mobile Bezahlen ermögliche, müssten am anderen Ende auch die technischen Möglichkeiten geschaffen werden.

In der Schweiz gibt es ein solches System bereits. „Twint“, ein Gemeinschaftsunternehmen mehrerer Schweizer Banken und des Börsenbetreibers Six wird in den dortigen Coop- und Migros-Märkten akzeptiert. Aber auch in Deutschland tut sich was. Die Einzelhandelskette Rewe hat erst kürzlich bekannt gegeben, kontaktlose Schnittstellen für American Express (Amex) freizuschalten. „Es wäre möglich, dass Apple Pay nur mit Amex nach Deutschland kommt“, erklärt Linsenbarth. „So hat Apple es in Australien und Kanada gemacht.“ Die Zusammenarbeit mit nur einem Anbieter könnte den Prozess erheblich beschleunigen.

Bislang wenig Angebot

Wenn es ums Bezahlen geht, gelten die Deutschen als Plastikmuffel. Der Anteil an Bargeldgeschäften ist so hoch wie in kaum keinem anderen Land der EU. Mit dem Siegeszug des Smartphones ändert sich diese Einstellung aber allmählich.

„Immer mehr Menschen in Deutschland kaufen auf ihrem Telefon ein, und davon profitieren Zahlungsverfahren, die für das Smartphone optimiert sind“, erklärt Maike Strudthoff, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens MSIC for Mobile Innovation. Dagegen sei das Bezahlen mit dem Handy an einer stationären Kasse kaum möglich. „Das liegt eher am Angebot als an der Bereitschaft der Konsumenten“, meint Strudthoff.

Einer der großen Spieler im bargeldlosen Geschäft ist der Dienstleister Paypal. 2015 wurden nach Unternehmensangaben 28 Prozent der 4,9 Milliarden Zahlungen, die PayPal für seine Kunden abgewickelt hat, von mobilen Geräten aus durchgeführt. Dabei geht es vor allem um das Einkaufen im Internet, das Onlineshopping.

Versprechen von Mehrwert beim Bezahlen

Apple Pay und andere Dienstleister zielen jedoch eher auf das Geschäft vor Ort. Mit dem Handy sollen Waren quasi berührungslos in Supermärkten und anderen Läden bezahlt werden. Das funktioniert über Apps. „Was sich dabei ganz klar zeigt, ist, dass der Verbraucher nicht daran interessiert ist, sein Smartphone zum bloßen Bargeldersatz zu machen“, sagt eine Paypal-Sprecherin. „Der Kunde von heute möchte vielmehr, dass ein konkretes Problem gelöst wird oder ein Mehrwert geschaffen wird.“ Beispiele dafür sind Abwendungen, wie „MyTaxi“. Der Fahrdienst wird über die App nicht nur bestellt, sondern auch bezahlt. Ähnlich funktionieren Lieferdienste wie „Lieferheld“. Auch das mobile Bezahlen von Parkgebühren verbreitet sich zunehmend.

Die Anreize für den Kunden sind vielfältig. Auch das Bonusprogramm Payback mischt diesen Markt auf. „Mit der neuen Payback-App und der Verbindung von mobilem Bezahlen mit mobilem Punktesammeln und Couponaktivieren schaffen wir diesen Mehrwert“, erklärt die Pressesprecherin von Payback, Nina Purtscher.

Bislang blicke der Kunde fast täglich auf das Logo seiner Bank. Viele Apps bedeuteten viele Logos. „Das wird die Kundenbindung zur Bank schwächen, und davor sollten die Banken sich fürchten“, sagt Maike Strudthoff. „Wer den täglichen Kontakt zum Kunden sowie sein Vertrauen hat, kann besser Einfluss auf ihn nehmen.“