Berlin. Auf „Hoaxmap“ sind bundesweite Falschmeldungen über Flüchtlinge visualisiert. Ein Klick auf das Gerücht und ein Artikel widerlegt es.

177 Datensätze. 177 Falschmeldungen über Flüchtlinge: Die Onlinekarte „Hoaxmap“ wirkt Gerüchten über Flüchtlinge entgegen. Die Entwicklerin der Karte ist Karolin Schwarz (30). „Heutzutage gibt es an jeder virtuellen Straßenecke Gerüchte über Flüchtlinge, die gefühlt an Intensität zugenommen haben, deshalb habe ich mich entschlossen, das Projekt zu machen“, sagt Schwarz. Die Karte ist seit dem 8. Februar online.

Die „Hoaxmap“ ist eine Googlemaps-Karte mit visualisierten Orten, an denen Gerüchte über Flüchtlinge entstanden und widerlegt worden sind. Gelbe Punkte markieren die Orte. Durch einen Klick auf einen Punkt öffnet sich ein kleines Fenster mit den Informationen über das Gerücht, dem Datum und dem Ort, an dem das Gerücht entstanden ist oder existiert hat sowie die thematische Kategorie. Ein externer Link auf einen journalistischen Artikel widerlegt das Gerücht durch Informationen. Meistens ist die Quelle der Onlineauftritt einer Regionalzeitung.

Die visualisierte Karte „Hoaxmap“.
Die visualisierte Karte „Hoaxmap“. © Hoaxmap.org | Screenshot Hoaxmap.org

In Dortmund soll angeblich am 1. September 2015 eine 17-Jährige in einer Dortmunder Unterkunft vergewaltigt worden sein: „17-Jährige in Dortmunder Unterkunft vergewaltigt, Datum: 01.09. 2015, Kategorie Vergewaltigung.“ Es folgt ein Link zu dem Artikel „Gerüchte über Flüchtlinge: Das Einmaleins der Desinformation“auf „Spiegel Online“. Dort wird klargestellt, dass das Gerücht falsch sei. Eine Regionalnachrichtenseite der rechtsextremen Partei „Die Rechte“ berichtete von der angeblichen Vergewaltigung des Mädchens. Und schon am selben Tag wurde dort die Nachricht wieder zurückgezogen – das Verbrechen hatte nie stattgefunden.

Entwicklerin arbeitete in Erstaufnahmeeinrichtung

Die Idee zu der Seite kam Entwicklerin Karolin Schwarz während ihrer ehrenamtlichen Arbeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Leipzig. Dort habe sie von August bis Ende des Jahres 2015 gearbeitet. „Wenn man Leuten erzählt, dass man mit Flüchtlingen arbeitet, dann kommen ganz automatisch Gerüchte, mit denen man konfrontiert wird“, erzählt sie. Neben einer eigenen Seite gibt es auch einen Twitteraccount, der auf Updates auf der Seite hinweist.

Ein Großteil der in der Karte visualisierten Gerüchte sind laut Karolin Schwarz ab Juli 2015 aufgekommen. Vollständig sei die Karte allerdings nicht, gibt sie zu. Gefunden und ausgewertet habe sie die Gerüchte über Suchmaschinen und den Kurznachrichtendienst Twitter. Seitdem die Seite am 8. Februar online gegangen sei, seien „unglaublich viele Hinweise auf Gerüchte und ihre Widerlegung“ eingegangen, sagt Schwarz. Sie will die neuen Informationen prüfen und in die Karte einbauen. (jha/epd)