Berlin. Facebook ist kein Symbol für Anonymität im Netz. Dennoch kooperiert das Netzwerk mit einem Dienst, den schon Edward Snowden nutzte.

Als der Whistleblower Edward Snowden sich das erste Mal an die Filmemacherin Laura Poitras und den Journalisten Glenn Greenwald wandte, kommunizierte er über verschlüsselte Kanäle im Internet. Ein für Snowden wichtiger Dienst bei der verschlüsselten Kommunikation vertieft nun seine Kooperation mit Facebook – dem Netzwerk das für die intensive Sammlung privater Daten bekannt ist. Mit dem Tor-Netzwerk („The Onion Router“) ist es nun einfacher möglich, innerhalb der Facebook-Welt ein Stück weit Anonymität zu wahren.

Wie in einem Blog-Eintrag von Facebook zu lesen ist, wurde in die neue Version der Facebook-App auf Android-Smartphones eine Option zur Aktivierung des Tor-Netzwerkes eingebaut. Die neue Version der Android-App ist seit Freitag auch im deutschen Google Play-Store verfügbar. Der Tor-Browser und das dazugehörige Netzwerk leiten Daten des Nutzers über verschiedene Server so um, dass Internetseiten und Online-Dienste glauben, der Nutzer käme aus einem anderen Land als dem, aus dem er sich tatsächlich ins Internet eingewählt hat. Während einer Sitzung wechselt das Netzwerk immer wieder den simulierten Standort.

So nutzen Sie Facebook über das Tor-Netzwerk

In den Einstellungen der Android-App findet sich die Option, Facebook über das Tor-Netzwerk zu nutzen.
In den Einstellungen der Android-App findet sich die Option, Facebook über das Tor-Netzwerk zu nutzen. © Facebook | Screenshot

Um über das Tor-Netzwerk Facebook zu nutzen, müssen Besitzer eines Android-Smartphones künftig nicht nur die entsprechende Option in der Facebook-App anwählen, sondern auch eine zusätzliche App installieren. Erst die Tor-App „Orbot“ stellt dann die Einwahl in das verschlüsselte Netz her. Wann die Funktion in der iOS-App von Facebook bereitgestellt wird, ist noch nicht bekannt. Über Web-Browser ist es schon seit vergangenem November möglich, Facebook über den Tor-Kanal zu nutzen, dazu hatte Facebook eigens eine Adresse in dem Netzwerk eingerichtet (https://www.facebookcorewwwi.onion/).Diese muss in den von Tor bereitgestellten Browser eingegeben werden. Weil Tor immer wieder die Herkunft verschleiert, war ein Zugriff über die normale Facebook-URL nicht möglich, da das soziale Netzwerk vermutete, dass der jeweilige Account eines Nutzers gehackt wurde.

Doch wer über sich über Tor bei Facebook anmeldet, ist noch lange nicht komplett anonym unterwegs. Denn das soziale Netzwerk sammelt weiterhin die Daten, Fotos und Links, die seine Mitglieder verbreiten. Mit der Tor-Integration ist nur gewährleistet, dass Dritte – wie etwa Telefonanbieter, Hacker oder Geheimdienste – nicht mehr so einfach mitlesen können.

Soziales Netzwerk war selbst Opfer von Überwachung

Facebook war in den vergangenen Jahren selbst von Geheimdiensten hintergangen worden. Im Rahmen des Überwachungsprogramms „Prism“ hatte der US-Auslandsgeheimdienst NSA auf die Server von Facebook zugegriffen und darüber Verdächtige ausgespäht. Aufgedeckt hatte die Ausspäh-Praktiken Edward Snowden, der im Auftrag einer Sicherheitsfirma auch für die NSA arbeitete. Die Berichte über „Prism“ verschickte Snowden auch mithilfe des Tor-Netzwerks an Journalisten.