Berlin. Die verpflichtende Impfberatung reiche nicht aus, meint der Verband der Kinderärzte. Er warnt vor einem gewaltigen Masernproblem.

Nach dem schlechten Expertenurteil zur Masern-Situation in Deutschland fordern Ärzte erneut eine Impfpflicht. „Die verpflichtende Impfberatung, die inzwischen Gesetz ist, reicht leider nicht aus, um die Masern auszurotten und Kinder zu schützen“, erklärte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, am Dienstag.

Eine Impfpflicht sei nötig zur Ausrottung der Masern und auch der Röteln. Fischbach attestiert Deutschland ein „gewaltiges Masernproblem“.

Kleinkind starb bei Masern-Epidemie 2015

Am Montag war ein Bericht veröffentlicht worden, demzufolge Deutschland angesichts von Masernausbrüchen im vergangenen Jahr so weit von der Ausrottung entfernt war „wie lange nicht“. Das hatte die Nationale Verifizierungskommission Masern/Röteln am Robert Koch-Institut (RKI) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitgeteilt.

Eine heftige Debatte um die Einführung der Impfpflicht in Deutschland war bereits während und nach der Masern-Epidemie in Berlin 2015 entbrannt. Betroffen waren vor allem Menschen ohne Impfschutz, ein Kleinkind starb. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) führte daraufhin eine verpflichtende Impfberatung ein. Diese sollen Eltern absolvieren, bevor sie ihr Kind in eine Kita schicken.

Auch Erwachsene oft nicht geschützt

Kinder sollen nicht vor dem 9. Lebensmonat zum ersten Mal geimpft werden. Erfolgt die erste Impfung, ehe das Kind elf Monate alt ist, wird der zweite Termin bereits zu Beginn des zweiten Lebensjahres notwendig. Ansonsten soll die Impfung im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen.

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung auch generell für alle Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden und noch gar nicht oder nur einmal in der Kindheit gegen Masern geimpft wurden oder deren Impfstatus unklar ist. (law/dpa)