Berlin. 20.000 Deutsche erkranken jedes Jahr neu am oft tödlichen schwarzen Hautkrebs. Neu zugelassene Therapien machen Betroffenen Hoffnung.

Egal ob draußen unter der heißen Sommersonne oder künstlich im Solarium – UV-Strahlen dringen in Haut und Augen ein. Wer sich dem ultravioletten Licht ungeschützt aussetzt, riskiert Hautkrebs. Über 200.000 Deutsche leiden unter der Erkrankung. Jedes Jahr erkranken 20.000 neu am besonders bösartigen und oft tödlichen schwarzen Hautkrebs. Jetzt wurden neue erfolgsversprechende Therapien zugelassen. Wie sie funktionieren und was den besten Schutz vor den gefährlichen Strahlen bietet.

Wie wirken UV-A und UV-B?

Wie tief das ultraviolette Licht eindringt, ist abhängig von der Wellenlänge. „UV-A dringt tiefer ein als das kurzwelligere UV-B“, sagt Prof. Eggert Stockfleth, Direktor der Universitätshautklinik am St. Josef-Hospital in Bochum. Einmal von Haut und Augen aufgenommen, schädigen die Strahlen die DNA – „weit bevor ein Sonnenbrand entsteht“, warnt das Bundesamt für Strahlenschutz. Meist regeneriert sich der Schaden schnell von selbst wieder, doch wer sich der Strahlung lange, oft oder bei sehr intensiver Strahlung etwa mittags aussetzt, überlastet diesen Selbstschutz.

UV-B lässt die Haut verbrennen, es „trifft auf die oberste Hautschicht, da, wo die Zellen sich entwickeln und teilen, und führt zu genetischen Mutationen“, sagt Stockfleth. Tief dringende UV-A-Strahlen könnten das Kollagen im Bindegewebe schädigen und seine Neubildung verhindern, die Haut wird langfristig schlapp und faltig. Zudem können sich „die durch das UV-Licht entstehenden Mutationen in der Haut über die Jahre ansammeln und zu Krebs führen“, sagt Jochen Sven Utikal, Leiter der Klinischen Kooperationseinheit für Dermato-Onkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). UV-Strahlung ist der Hauptauslöser für Hautkrebs.

Wann ist ein Arztbesuch angeraten?

Für Auffälligkeiten auf der Haut gibt es die sogenannte ABCDE-Regel. „A steht für asymmetrisch, B für unscharf begrenzt, C für Colour, wenn etwa ein Fleck auf der Haut unterschiedlich gefärbt ist, D für Durchmesser und E für erhaben, wenn sich ein Hautmal über die Haut erhebt“, erklärt Utikal. Wem diese Merkmale auffallen, der sollte sich beim Hautarzt untersuchen lassen.

Welche Arten von Hautkrebs können durch UV-Strahlen entstehen?

Meist wird nach weißem und schwarzem Hautkrebs unterschieden. Unter den weißen Hautkrebs fallen die als Hautkrebsvorstufe geltende aktinische Keratose, aber auch die bösartigen Hauttumorformen Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom. Schwarzer Hautkrebs wird von Ärzten als malignes Melanom bezeichnet, es ist die bösartigste Form der Erkrankung.

Nach der jüngsten Hochrechnung der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland von 2013 leiden 264.880 Patienten unter Hautkrebs, 30.600 sind vom schwarzen betroffen. Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut erkranken jährlich jeweils rund 10.400 Männer und Frauen neu am malignen Melanom der Haut. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung im Jahr 2012 sind 1627 Männer und 1248 Frauen daran gestorben.

Welche neuen Behandlungsmethoden gibt es?

„Seit 2011 wurden mehrere neue Medikamente zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs zugelassen, die einen deutlich höheren Therapieerfolg haben als die Chemotherapie“, erklärt Utikal. Chemotherapie wurde früher immer dann angewandt, wenn der Hautkrebs inoperabel war und bereits Metastasen gebildet hatte. „Sie konnte die verbleibende Lebenszeit von durchschnittlich sechs bis neun Monaten aber nicht verlängern. Bei den neuen Medikamenten ist das anders“, so Utikal. Einige Patienten, die schon 2006 an ersten Studien teilgenommen haben, leben noch immer. „Das ist ein großer Erfolg“, sagt Utikal.

„Es gibt sogenannte Immuntherapeutika, der erste Wirkstoff Ipilimumab wurde 2011 zugelassen und aktiviert die eigene Immunabwehr gegen den Tumor“, erklärt der Experte für Dermato-Onkologie. Diese wird durch körpereigene Funktionen, aber auch durch manche Krebszellen gebremst, um eine Überreaktion zu vermeiden – der Wirkstoff hebt diese Bremse auf, das Immunsystem greift in der Folge auch die Krebszellen an. „2015 kamen mit Pembrolizumab und Nivolumab weitere Wirkstoffe hinzu, die noch besser wirken.

Erst vor einem Monat wurde die Kombination von Ipilimumab und Nivolumab zugelassen – die Ansprechrate liegt bei circa 70 Prozent“, erklärt Utikal. Es gebe dabei aber auch mehr Nebenwirkungen, wenn das Immunsystem über sein Ziel hinaus schieße: „Es kann etwa zu Darmentzündungen oder Leberentzündungen kommen.“

Bei der zielgerichteten Therapie nehmen die Patienten Tabletten, die den Tumor direkt angreifen. „Fast 50 Prozent der fortgeschrittenen Melanome haben eine bestimmte Genmutation. Diese führt zu einem veränderten Protein, dessen Wirkung durch bestimmte Wirkstoffe an verschiedenen Stellen blockiert werden kann“, so Utikal. Das Wachstum des Melanoms komme so zum Erliegen und die Metastasen würden nach und nach wieder kleiner werden.

Auch hier wurde 2015 eine Kombination mehrerer Wirkstoffe zugelassen, „die gemeinsam noch effektiver wirken, weil sie die Blockade an zwei Stellen gleichzeitig ansetzen“, sagt der Experte. Die jüngste Behandlungsoption ist die lokale Injektion eines onkolytischen Virus, sie wurde erst kürzlich zugelassen. „Dabei wird ein modifizierter Herpesvirus mit dem Kurznamen T-Vec gespritzt, der die Krebszellen zerstört und dadurch zusätzlich eine Immunantwort aktiviert“, sagt Utikal, „diese Methode kann als Nebenwirkung zu einer Herpesinfektion führen, die aber behandelbar ist“.

Wer ist besonders gefährdet?

„Das größte Risiko stellen Sonnenbrände in der Kindheit dar“, sagt Utikal. Babys und Kleinkinder sollten deswegen grundsätzlich nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden. Der UV-Schutz baut sich bis etwa zum 15. Lebensjahr auf, davor verbrennt die Haut noch deutlich leichter als bei Erwachsenen. „Aber auch Menschen mit dem Hauttyp I, also rothaarig mit heller Haut und vielen Sommersprossen, sowie Hauttyp II, meist blond und auch mit heller Haut, haben ein erhöhtes Risiko“, erklärt Utikal. Ebenso Personen, bei denen es eine Häufung an Krebserkrankungen in der Familie gibt und Transplantationspatienten, die immununterdrückende Mittel erhalten, damit transplantierte Organe nicht abgestoßen werden.

Zudem sei die Belastung durch UV-Strahlen auch regional sehr unterschiedlich und besonders hoch in Äquatornähe, so Utikal. Ablesen lässt sich die jeweilige Belastung am sogenannten UV-Index. Er beschreibt den „am Boden erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung“. Unter www.uv-index.de stellt der Deutsche Wetterdienst eine tägliche Prognose für Deutschland zur Verfügung.