Washington. Seit fünf Jahren ist „Curiosity“ auf dem Roten Planeten unterwegs. Er hat 16 Kilometer zurückgelegt und Erstaunliches zutage gefördert.

Zuletzt überraschte „Curiosity“ Ende Juni 2016 Fans und Forscher auf der Erde: Bei der Untersuchung von Gesteinsproben, die der Rover am sogenannten Gale-Krater auf dem Mars gesammelt hatte, war das Mineral Manganoxid gefunden worden. Das Ergebnis beflügelte die Vorstellung, dass es Leben auf dem Roten Planeten gegeben haben könnte. Denn Manganoxid forme sich eigentlich nur unter sauerstoff- und wasserreichen Bedingungen, wie die Experten argumentierten.

Für die abgeleitete Botschaft (Leben auf dem Mars möglich!) wurde „Curiosity“ einmal mehr gefeiert. Bei Twitter stieg die Zahl seiner Fans schlagartig an. Mittlerweile folgen fast vier Millionen Menschen dem ferngesteuerten motorisierten Landfahrzeug, das vor fünf Jahren, am 6. August 2012, den Mars erreichte. „Curiosity“ ist eine Art Popstar unter all den Rovern im All. Mit Kamerakopf und Langhals erinnert er an den ausrangierten Militärroboter aus dem
Science-Fiction-Klassiker „Nummer 5 lebt!“, der in den 80er-Jahren über die Kinoleinwand gemenschelt ist.

Suche nach Spuren außerirdischen Lebens

„Curiositys“ Mission basiert auf wissenschaftlich-technischen Spekulationen. Der Rover ist Teil der Nasa-Mission „Mars Science Laboratory“, die den Roten Planeten in seiner heutigen und vergangenen Eignung als Biosphäre erforscht. Der weitgehend autonome Rover soll also Spuren außerirdischen Lebens suchen und die Vergangenheit unseres Nachbarplaneten ergründen.

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Mit einem Gewicht von 900 Kilogramm und der Größe eines Kleinwagens ist „Curiosity“ (englisch für Neugier) bislang das mit Abstand schwerste von Menschen geschaffene Objekt auf dem Mars; entgegen anderer Rover-Missionen wird der Roboter statt mit Solarzellen mit einer Atombatterie betrieben – so ist „Curiosity“ unabhängig vom Wetter unterwegs. Seine Ankunft auf dem Mars löste am Sonntag vor fünf Jahren Begeisterungsstürme aus.

Viel Staub bei der Landung

Nach sechs Jahren Entwicklung, Kosten von fast zwei Milliarden Euro, einem achtmonatigen Flug durchs All und einem komplizierten Landemanöver, das die Nasa schon im Vorfeld als die „sieben Minuten des quälenden Bangens“ betitelt, setzt „Curiosity“ auf dem Mars auf. Danach spricht man nur noch von den „sieben Minuten des Triumphs“. „Ich saß die ganze Zeit wie auf glühenden Kohlen“, sagt der damalige Nasa-Direktor Charles Bolden kurz nach der Landung.

„Es ist einfach unglaublich.“ Der damalige US-Präsident Barack Obama feiert die Landung als eine „beispiellose Technologie­leistung“. „Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben.“ Schon bald schickt „Curiosity“ erste grobkörnige Bilder zur Erde, die weiteren Jubel auslösen. Darauf zu sehen sind der Schatten des Rovers, der steinige Boden des Planeten und viel Staub, den die Landung aufgewirbelt hat. Später beginnt der Rover zu rollen, schickt mehr und höher aufgelöste Fotos und setzt seine wissenschaftlichen Instrumente ein.

Zwei Jahre durch Gale-Krater rollen

„Curiosity“ kann zum Beispiel Bodenproben entnehmen und in einem eigenen Minilabor analysieren. Außerdem hat der Rover mehrere Kameras, einen Laser, eine Wetterstation, ein Strahlenmessgerät und ein Gerät zum Aufspüren von Wasserstoff an Bord. Die Ergebnisse schickt er zurück zur Erde. Die ursprünglichen Ziele hat „Curiosity“ längst erreicht: Zwei Jahre durch den Gale-Krater auf dem Mars rollen? Erledigt.

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Nachweisen, dass auf dem Roten Planeten einst Leben möglich war? Erledigt. Die Laufzeit der Mission ist längst auf „so lange wie möglich“ ausgedehnt worden. Der Rover könne durchaus auch ein Jahrzehnt in Betrieb bleiben, sagt Sarah Marcotte aus dem Nasa-Team. „Er ist sehr robust gebaut.“ So ruckelt der Rover weitgehend ohne große Störungen durch die staubige Einsamkeit. Ein Bodenteam der Nasa, darunter 120 Wissenschaftler, legt den Fahrplan fest. So was dauert. „Curiosity“ hat erst 16 Kilometer zurückgelegt – in fünf Jahren.

Spekulationen über Ufos und Marsmännchen

Seine Fans stört das Schneckentempo nicht. „Curiosity“ ist der Liebling im Weltraum, auch dank einer cleveren Social-Media-Strategie. Der Rover füttert seine Fans auf Twitter aus der Ich-Perspektive regelmäßig mit Informationen. Weil seine Räder Risse aufwiesen, erhielt er kürzlich einen neuen Algorithmus, der für weniger Rad-Abrieb sorgen soll. Darüber freute er sich: „Ich bin ein Fahrer. Ich bin ein Gewinner. Die Dinge werden sich ändern, das kann ich fühlen.“

Er schickt rätselhafte Bilder von „Mars-Blumen“ (Teil eines Gesteinsbrockens) oder Silber-Teilchen (ein Verpackungsteil des Rovers) zur Erde, die die Spekulationen über Ufos und Marsmännchen befeuern. Auf der Webseite von „Curiosity“ kann man dem Roboter Fragen stellen und ihm eine Postkarte schicken. An jedem neuen Standort schickt er ein Selfie von sich, ein Kameraarm dient als Selfie-Stick. Die Erdlinge jubeln. Und so hat das rollende Forschungslabor auch gleich das angeschlagene Image der Nasa mit aufpoliert.

Nasa betreibt „Opportunity“ zur geologischen Erforschung

Auch die Europäische Weltraumorganisation Esa unterhält eine Kamera an Bord der „Curiosity“. Allerdings planen die Europäer auch eine eigene Rover-Mission auf dem Mars. Spätestens im Jahr 2020 will die Esa den „ExoMars Rover“ zum Roten Planeten schicken. Auch die USA planen dann den Start eines neuen, weiter entwickelten Rovers. Schon jetzt ist „Curiosity“ nicht allein auf dem Mars: Die Nasa betreibt dort etwa seit 2004 auch die kleinere „Opportunity“ zur geologischen Erforschung.

Esa-Chef Jean-Yves Le Gall ist optimistisch, schon in einigen Jahren Menschen auf den Mars schicken zu können: „Wir arbeiten an einer internationalen Marsmission und peilen das Jahr 2030 an“, sagte er kürzlich dem französischen Nachrichtenportal „Euractiv France“. Ob es so weit kommt, ist allerdings stark von der Frage abhängig, ob Reise und Aufenthalt für einen Menschen gesund sind. Marsrover „Curiosity“ ist bei seinen Untersuchungen des roten Sandes nicht nur auf lebensfreundliche Mineralien gestoßen. Es sammelte auch solche, die selbst hartgesottenen Bakterien keine Überlebenschance bieten. Für eine Kolonisierung ist das keine gute Nachricht. „Curiosity“ & Co. haben damit wenig Probleme. (mit dpa)