Berlin. Stiftung Warentest prüfte 37 Kindersitze, 22 erhielten das Urteil „gut“. Ein gutes Modell, das mit dem Alter mitwächst, gibt es nicht.

Die Frage nach dem richtigen Kindersitz stellt sich den meisten Eltern schon vor der Geburt ihres Kindes – denn bereits für die Fahrt von der Geburtsstation nach Hause braucht man einen passenden Autositz.

Für das aktuelle Heft von Stiftung Warentest (6/2017) haben die Prüfer gemeinsam mit dem ADAC 37 Modelle testweise crashen lassen. Dabei konnte 22-mal die Note „gut“ vergeben werden.

In zwei Modellen fanden die Tester Flammenschutzmittel

Von vier Kindersitzen raten die Verbraucherschützer ab, sie sind mangelhaft – zwei wegen mangelhafter Sicherheit (Ca­sualplay Multipolaris Fix, LCP Kids Saturn iFix) und zwei wegen Schadstoffbelastung: In den beiden Modellen von Joolz fanden Tester das Flammschutzmittel TCPP.

Es steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Insgesamt sei das aber ein erfreuliches Testergebnis, „da der ADAC-Kindersitztest deutlich höhere Anforderungen stellt als vom Gesetzgeber vorgeschrieben“, erklärt eine ADAC-Sprecherin.

Frage des Gewichts oder der Größe

Welcher Sitz dabei für welches Kind passend ist, hängt aber nicht nur von seiner Schutzleistung ab, sondern – je nach Hersteller – auch davon, wie groß oder schwer das Kind ist.

Verwirrenderweise werden in Europa nämlich zwei unterschiedliche Normen verwendet: Die eine, auch i-Size genannt, orientiert sich an der Körpergröße, die andere am Gewicht.

Beides – Gewicht und Größe – ändert sich bei Kindern natürlich fortlaufend. Der Gesetzgeber aber schreibt von Geburt bis zum voll­endeten zwölften Lebensjahr einen Kindersitz zwingend vor. Eine Ausnahme gilt nur für Kinder, die schon früher größer als 1,50 Meter sind und damit regulär angeschnallt werden können.

Soll für Säuglinge und Schulkinder geeignet sein

Das Modell Milestone von Graco (Preis: ca. 249 Euro) soll laut Hersteller das Kunststück vollbringen, den gesamten Zeitraum abzudecken – also für Säuglinge ebenso geeignet sein wie für ein elfjähriges Schulkind.

Die Tester stellen dem Modell jedoch kein gutes Zeugnis aus. „Vor allem in Sachen Sicherheit zeigt der Graco Schwächen“, so der ADAC. Insgesamt erhielt er deshalb nur die Note „ausreichend“ (3,9).

Nicht zwangsläufig drei Modelle kaufen

Doch Eltern müssen während der Kindersitzpflicht nicht zwangsläufig drei verschiedene Modelle kaufen, wie es etwa der Deutsche Verkehrssicherheitsrat empfiehlt.

Stiftung Warentest rät etwa dazu, zunächst ein i-Size-Modell bis 105 Zentimeter (ca. bis vier Jahre) und dann einen Sitz aus der Gruppe 15 bis 36 Kilogramm (ca. drei bis zwölf Jahre) zu kaufen.

Mit „gut“ bewerteten die Tester zum Beispiel die Modelle Maxi-Cosi AxissFix Plus (bis 105 cm/Note: 2,3/ca. 470 Euro) und Cybex Solution M SL (15 bis 36 Kg/Note: 1,7/ca. 130 Euro).

Sitz muss zu Kind und Auto passen

Bei der Auswahl gebe es aber auch individuelle Kriterien, die Eltern beachten müssten: „Nicht jeder Kindersitz passt gleich gut in jedes Auto“, warnt die Sprecherin vom ADAC. Auch die persönlichen Vorlieben von Eltern und Kindern seien unterschiedlich.

Wer sein Baby etwa außerhalb des Autos auch in der Schale transportieren möchte, sollte einen Sitz mit Tragebügel kaufen. „Deshalb sollten Eltern den Nachwuchs und das eigene Fahrzeug mitnehmen, um die zur Auswahl stehenden Sitze vor dem Kauf ausprobieren zu können.“