Köln. Pflanzen zum Heilen und Würzen können auch auf dem Balkon gezogen werden. Bei der Kräuter-Aufzucht sollte man jedoch einiges beachten.

Gegen Erkältungen, bei Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen sollen Heilkräuter helfen. Einige von ihnen sorgen zudem für Entspannung nach einem stressigen Tag und einen wohltuenden Duft. Das Gute daran: Ein paar Kisten voller guter Mittelchen lassen sich auf Balkon und Terrasse ziehen, denn Ringelblume, Johanniskraut und Lavendel wachsen auch gut in Töpfen. Viele davon kommen sogar in einem gemeinsamen Gefäß klar, sodass man sie praktisch nach Anwendungsgebieten zusammenstellen kann, wie Christina Freiberg aus München erläutert. Sie hat das Buch „Mein Heilpflanzenbalkon“ (Ulmer Verlag, 14,90 Euro) geschrieben.

Grüne Hausmittel aus eigener Aufzucht haben auch den Vorteil, dass man auf das leidige Sammeln in der Natur verzichten kann. „Pflanzen sicher zu bestimmen, fällt vielen Kräutersammlern schwer“, sagt Freiberg. Außerdem herrsche über die Qualität der in der freien Natur wachsenden Pflanzen inzwischen eine durchaus berechtigte Skepsis. Feinstaub, hohe Düngerkonzentrationen und Giftstoffe im Boden beeinträchtigen die Wildflora.

Allerdings sollte man an die eigene Aufzucht auch hohe Ansprüche stellen, findet Marianne Gengener-Hein, Geschäftsführerin des Landesverbands Rheinland der Gartenfreunde. Sie empfiehlt, hochwertige, aber möglichst torffreie Substrate zu verwenden und bei der Düngung die für Kräuter empfohlene Dosierung nicht zu überschreiten. „Es ist wichtig, dass die Kräuter langsam wachsen, damit sie reich an den wertvollen Inhaltsstoffen sind“, erklärt Gengener-Hein. Es gebe auch spezielle organische Dünger für Kräuter.

Wasserabzugsloch verhindert Staunässe

Diese brauchen ausreichend Platz für die Wurzeln. „Mit Ausnahme von Brahmi und Brunnenkresse, die gerne im Wasser stehen, sollten Töpfe und Kästen über ein Wasserabzugsloch verfügen, damit sich keine Staunässe bildet“, rät Freiberg. Es mache auch Sinn, eine Schale unter das Pflanzgefäß zu stellen, um überschüssiges Wasser abgießen zu können.

Die meisten Heilkräuter wachsen auf Wiesen oder am sonnigen Gehölzrand – ein Standort mit viel Sonne ist daher von Vorteil. „Meist reicht auch eine nach Ost oder West exponierte Lage, die nur bis zum Mittag oder ab dem Nachmittag Sonne bekommt“, sagt Christina Freiberg. Heilkräuter wie Süßdolde, Waldmeister und Frauenmantel gedeihen auch im Schatten. Am besten, die Pflanzen finden ähnliche Bedingungen vor wie am Naturstandort. Generell bevorzugen Heilkräuter mageren, nicht zu humusreichen Boden. Buchautorin Freiberg nutzt daher spezielle Substrate, vor allem um den Pflanzen wenig Stickstoff, aber mehr Mineralien zu bieten.

Besonders wichtig für die Nutzung der Kräuter ist der richtige Erntezeitpunkt: Dieser garantiert einen möglichst hohen Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen. Wann das der Fall ist, ist von Kraut zu Kraut verschieden: Einige Lippenblütler wie Ysop und Salbei sind zu Beginn der Blüte besonders aromatisch, erklärt Freiberg. „Lavendel, Thymian oder Ringelblume erntet man dagegen auf dem Höhepunkt der Blüte.“ Es kann aber auch vorkommen, dass erst die Samenreife das Optimum an Geschmack mit sich bringt. Das ist beispielsweise bei Doldenblütlern wie Fenchel und Kümmel der Fall.

Auch die Tageszeit kann Einfluss auf die Qualität des Ernteguts haben, ergänzt Gengener-Hein. „Für die Ernte von Blättern und Blüten ist die zweite Tageshälfte zu bevorzugen“, rät die Gartenexpertin. Wurzeln entfernen Hobbygärtner am besten am Morgen. Freiberg empfiehlt, grundsätzlich bei trockenem Wetter mit bedecktem Himmel die Zutaten zu pflücken. „Dann verflüchtigen sich die ätherischen Öle nicht zu schnell.“

Pflanzen am besten in Gruppen zusammenstellen

Wer auf die Heilkräfte von Pflanzen setzt, der kennt meist seinen Körper und die Schwachstellen gut. Der eine hat eine Neigung zu Kopfschmerzen, Unruhe und Bauchschmerzen, der andere verfolgt vielleicht das Ziel, so das Altern aufzuhalten.

Bei Kopfschmerzen helfen zum Beispiel Mutterkraut, Lavendel, Rosmarinblätter und Echter Ziest. Wer eher von Unruhe geplagt ist, setzt auf Kamille, Johanniskraut, Basilikum und Malve. Letztere Gruppe lässt sich zum Beispiel in einem Topf so arrangieren: Malve und Johanniskraut als höhere Gewächse kommen in die Mitte, Basilikum und Kamille zu den Seiten, rät Christina Freiberg.

Sie rät, sich einen „Ersthelferkasten“ anzulegen. Der besteht aus Aloe, Hauswurz oder Spitzwegerich zur Anwendung bei Sonnenbrand und Mückenstichen. Ringelblumen eignen sich zum Säubern offener Wunden. Überhaupt lautet ihr Rat, Pflanzen, die für die jeweiligen Beschwerden gut sind, in Gruppen zusammenzustellen. „Allerdings sollte man immer zunächst beim Arzt abklären, ob etwas Ernstes hinter einem Leiden steckt oder es sich einfach nur um eine Empfindlichkeit handelt.“ Ebenso sollte man vorsichtig prüfen, ob man empfindlich oder gar allergisch auf die Pflanzen reagiert.