Berlin. Auf dem Mobile World Congress stellen Handyhersteller diese Woche ihre Neuigkeiten vor. Die Firmen konzentrieren sich auf Altbewährtes.

Schneller, schärfer, größer! In Barcelona werden diese Woche noch bis zum Donnerstag auf dem Mobile World Congress (MWC) die Neuheiten der Mobilfunkbranche vorgestellt. Doch krachende Innovationen sind in diesem Jahr bislang ausgeblieben: Statt auf neue Funktionen setzen viele Hersteller lieber auf etablierte Stärken.

Aus Alt mach Neu

Es ist wohl bezeichnend, dass die bislang meistbeachtete Neuigkeit des MWC nicht etwa ein spektakuläres Top-Smartphone ist, sondern die Neuauflage eines mehr als 16 Jahre alten Handy-Klassikers: das Nokia 3310 (ab Frühjahr, ca. 50 Euro). Am Sonntag zeigte HMD Global, das Unternehmen, das künftig Handys unter dem Namen der finnischen Traditionsmarke verkaufen darf, eine leicht modernisierte Variante des beliebten Mobiltelefons.

Das glänzt mit alten Stärken, etwa einem Monat Stand-by und 22 Stunden Sprechzeit. Den Ingenieuren ist nicht etwa ein Batteriesparwunder gelungen – der Klassiker kann schlicht nicht viel mehr als sein altes Vorbild. Facebook oder WhatsApp? WLAN? Eine brauchbare Kamera? Fehlanzeige. Dass Nutzer bald reihenweise ihre Smartphones zugunsten des neuen Nokia 3310 wegschmeißen, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Dass HMD Global für diesen Frühling mit Nokia 6 (230 Euro), Nokia 5 (180 Euro) und Nokia 3 (140 Euro) noch drei neue, günstige Android-Smartphones angekündigt hat, ging bei dem 3310-Tamtam fast unter.

Neue Top-Geräte

Vergleichsweise schmal fällt in diesem Jahr die Zahl der Superlative bei der Ankündigung neuer Top-Modelle aus. Das hat auch damit zu tun, dass Samsung, das den MWC im vergangenen Jahr noch zur Enthüllung des Galaxy S7 nutzte, diesmal kein neues Top-Smartphone zeigt. Apple ist traditionsgemäß ohnehin nicht in Barcelona vertreten.

Die Messe läuft bis Donnerstag.
Die Messe läuft bis Donnerstag. © REUTERS | PAUL HANNA

Hersteller LG kommt das zugute, da man bei der Vorstellung des neuen Flaggschiffs G6 (ab April, ca. 750 Euro) die Aufmerksamkeit nicht teilen musste. Das im vergangenen Jahr eingeführte modulare System mit austauschbaren Teilen wurde leider wieder über Bord geworfen. Dafür glänzt das Smartphone mit einem 5,7-Zoll großen Display im kinofreundlicheren 18:9 Breitbildformat.

Sony-Gerät mit 4K-Auflösung

Dank sehr schmalem Rahmen bleibt das Gerät aber nahezu handlich. Auch technisch hat LG sehr viel Mühe in das Display investiert: Neben der erwartbar hohen Auflösung (2880 mal 1440 Bildpunkte) und der rekordverdächtigen Maximalhelligkeit von 1000 cd/m² genügt es den Highend-TV-Standards HDR 10 und Dolby-Vision. Das verspricht sehr hohe Kontraste und besonders leuchtende Farben, außerdem ist es endlich wasserdicht.

Wasserdicht sind Sonys Geräte schon lange. Für das neue Xperia XZ Premium (ab Juni 2017, ca. 800 Euro) schraubten die Japaner aber noch einmal die technischen Eckdaten nach oben: So zeigt das 5,5-Zoll-Display hier mit der vollen 4K-Auflösung (3840 mal 2160 Pixel) noch mehr Bildpunkte, und die Kamera kann Videos in Super-Zeitlupe (960 Bilder pro Sekunde) aufnehmen. Das ist technisch ohne Frage beeindruckend. Wozu der normale Nutzer das brauchen soll, klärt Sony dagegen nicht.

Huawei baut Einfluss aus

Der Hersteller Huawei untermauert derweil seinen Anspruch, auch in den westlichen Mobilfunk-Gefilden ein großer Spieler zu sein, und liefert mit seinem P10 (ab Mitte März, ca. 600 Euro) schon wenige Monate nach dem jüngsten Top-Gerät Mate 9 ein neues Oberklasse-Smartphone.

Wie sein Vorgänger P9 verfügt das Gerät mit 5,1-Zoll-Display neben der Farbkamera über eine zusätzliche 20-Megapixel-SchwarzWeiß-Kamera, die auch die Bildqualität der Farbbilder verbessern soll. An der Entwicklung hat das Traditionsunternehmen Leica mitgewirkt. Ansonsten erinnert die Ausstattung des P10 teils deutlich an das sehr gute Mate 9.

Mittelklasse profitiert

Während die Flaggschiffe eher maue Innovationen präsentieren, sind die Neuvorstellungen in der Mittelklasse deutlich interessanter. Schon vorab zeigte das chinesische Unternehmen TCL mit dem Blackberry KeyOne (ab April, ca. 600 Euro) ein neues Smartphone mit Hardwaretasten. Aufgrund der Tastatur musste das Display im eher unüblichen 3:2-Seitenverhältnis ausgeführt werden – ansonsten steckt solide Mittelklasse-Technik im Gerät. Dafür ist der Preis leider recht hoch.

Mit dem Moto G5 (ab März, ca. 200 Euro) bringt Motorola ein günstiges und dennoch schickes Einsteiger-/Mittelklasse-Gerät mit 5-Zoll-Display und aktuellem, unverändertem Android-7-Betriebssystem auf den Markt.

Der chinesische Hersteller Huawei greft die Konkurrenz Apple und Samsung an.
Der chinesische Hersteller Huawei greft die Konkurrenz Apple und Samsung an. © REUTERS | ERIC GAILLARD

Interessant vor allem für jüngere Kundschaft ist das Alcatel A5 (ab Mai, ca. 200 Euro). Das Mittelklasse-Gerät kommt mit einer besonderen Schale für die Rückseite. Hier sind Dutzende LEDs verbaut, die wahlweise zur Musik tanzen oder auch verschiedene Benachrichtigungsfunktionen übernehmen. Auf Wunsch lässt sie sich auch gegen einen – ebenfalls mitgelieferten – normalen Deckel tauschen. Optional sind zudem ein Akku- und ein Lautsprechermodul erhältlich.

Ähnlich günstig dürfte auch das ZTE V8 Mini werden, das mit 5-Zoll-Display, Full-HD-Auflösung, Fingerabdruckscanner, schickem Äußeren und Android 7 ein sehr vielversprechendes Einsteigergerät werden wird. Preis und Verfügbarkeit verriet ZTE noch nicht.

Eine Messe der Androiden

Ein positiver Trend ist, dass nun auch zahlreiche Smartphones der mittleren und unteren Preiskategorie mit der jüngsten Android-Version 7 auf den Markt kommen. Und dass verschiedene Hersteller, etwa Motorola oder Nokia, dabei auch auf eigene Android-Anpassungen verzichten, wird künftig mit schnelleren Sicherheitsupdates belohnt.

Google hat unterdessen die jüngste Android-Version noch in anderer Hinsicht aufgewertet: Der zunächst nur mit dem unternehmenseigenen Smartphone Pixel eingeführte Google Assistant ist nun auch für alle anderen Geräte verfügbar.