Berlin. Zwei Smartphones mit ganz besondere Sensoren an Board: Eines erkennt winzige Wärmeunterschiede, das andere „erweiterte Wirklichkeit“.

Diese Smartphones sind ein Fenster in eine andere Welt. Sie zeigen auf ihrem Display Wärmestrahlung oder korrekt im Raum platzierte virtuelle Objekte – also Dinge, die wir mit unseren eigenen Augen gar nicht sehen können. Spielerei oder echter Mehrwert? Die Redaktion hat es ausprobiert.

Cat S60

Das ist das Cat S60.
Das ist das Cat S60. © BM | PR

Das Topmodell von Cats robuster Smartphone-Reihe darf man nicht nur aus 1,80 Metern Höhe fallen lassen und bis zu fünf Meter tief untertauchen – es hat noch ein besonderes Extra: Eine Infrarotkamera. Das ist ein Sensor, den man sich wie ein optisches Thermometer vorstellen kann: Er erkennt die Oberflächentemperatur und kann sie auf dem Display sichtbar machen.

Das geht, weil jedes Objekt, das eine Temperatur über dem Absoluten Nullpunkt (-273 Grad Celsius) hat, Wärmestrahlung abgibt. Sie liegt in den meisten Fällen eher im Infrarotbereich und ist damit für das menschliche Auge unsichtbar. Erst wenn Objekte sehr heiß werden, kann man Wärmestrahlung tatsächlich sehen – dann, wenn sie glühen.

Großer Nutzen für Handwerker

Mit dem S60 können aber auch alltägliche Temperaturen auf dem Smartphone-Display sichtbar gemacht werden. Dabei zeigt das S60 nicht das reine Infrarotbild an, sondern überlagert es mit dem Bild einer zweiten, normalen Handykamera. So haben die Objektkanten, die oben auf dem Bild zu sehen sind, nichts mit der Infrarotstrahlung zu tun. Sie sollen lediglich dabei helfen, besser zu erkennen, was auf der Aufnahme oder dem Video zu sehen ist. Dabei sind sie nicht immer völlig deckungsgleich, wie oben erkennbar – das stört aber nicht.

Im Alltag von Allerwelt-Smartphone-Nutzern ist so ein Sensor ein faszinierendes Spielzeug – wirklichen Nutzen dürften aber eher Handwerker aus dem Gerät ziehen. So kann man mithilfe des S60 erkennen, wo Wasserleitungen in der Wand verlaufen (wenn sie nicht zu tief in der Wand liegen). Der Nutzer sieht, wenn elektrische Leitungen schlecht verbunden oder überlastet sind – oder er kann schlicht prüfen, ob die Fenster auch wirklich gut isoliert sind. Abgesehen vom robusten Gehäuse und dem Infrarotsensor ist das S60 ein solides Mittelklasse-Smartphone. Der stolze Preis von 600 Euro ist dank seiner Besonderheiten noch gerade vertretbar.

Lenovo Phab 2 Pro

Auch das zweite Smartphone hat etwas mit Infrarot zu tun – aber auf eine ganz andere Weise. Denn Lenovo hat als erster Hersteller „Tango“ von Google in sein Telefon integriert. „Tango“ ist eine Augmented-Reality-Plattform für Mobilgeräte. „Augmented Reality“ heißt auf Deutsch etwa „erweiterte Realität“. Das bedeutet, dass bei diesen Technologien der echten Welt etwas Künstliches hinzugefügt wird.

So sieht das Lenovo Phab 2 Pro aus.
So sieht das Lenovo Phab 2 Pro aus. © BM | PR

So kann man etwa durch sein Handydisplay sein tatsächliches Wohnzimmer anschauen und über eine entsprechende App aus einem Katalog ein virtuelles, aber von seinen Dimensionen korrekt dargestelltes Möbelstück in diesem Bild platzieren – und so schauen, ob das Sofa wirklich in die Ecke passt oder nicht. Das virtuelle Sofa bleibt an seinem Platz stehen und verhält sich perspektivisch korrekt, wenn man sich darum herum bewegt.

Smartphone erinnert sich an selbst erstellte Objekte im Raum

Damit das gelingt, muss das Mobilgerät eine räumliche Karte von seiner Umgebung zeichnen und seine genaue Position und Ausrichtung darin bestimmen können. Dazu sendet das Gerät Infrarotlicht aus und misst dann, wie dieses reflektiert wird – zusammen mit dem Bild einer normalen Kamera kann so ein räumliches Bild errechnet werden.

Weitere Beschleunigungs- und Neigungssensoren bestimmen Position und Lage des Geräts. Und schließlich setzt Tango im Hintergrund alles zu einem beständigen Bild zusammen, in dem ein virtuell platziertes Objekt auch genau an der Stelle bleibt, an der man es hingestellt hat, selbst wenn man zwischendurch den Raum verlässt. Lenovo hat diese Technologie nun im Phab 2 Pro verbaut, das mit 6,4-Zoll-Displaydiagonale ganz schön groß geraten ist. Tatsächlich gibt es auch schon eine Reihe von Apps, mit denen man wahlweise Möbel, Dinosaurier und andere Dinge virtuell in die echte Welt setzt.

Und natürlich werden einige Spiele angeboten. Bislang ist die Auswahl der entsprechenden Apps aber noch klein – kein Wunder, aktuell gibt es auch nur ein einziges Tango-Gerät, mit dem Asus Zenfone AR soll bald ein weiteres folgen. Das Potenzial der Technologie ist groß: Egal ob Innenraumnavigation, detaillierte 3-D-Scans oder interaktive Bedienungs- und Reparaturanweisungen – all das ließe sich künftig damit realisieren. Wer Tango schon heute erleben möchte, erhält mit dem Lenovo Phab 2 Pro für etwa 500 Euro ein gutes, aber sehr großes Smartphone.