Berlin. Zahlencodes, Fremdwörter – wenige Verbraucher verstehen die Listen mit Inhaltsstoffen auf Kosmetikprodukten. Eine Übersetzungshilfe.

Paraffine, Parabene, Aluminiumsalze – über viele Inhaltsstoffe von Kosmetika kursiert Beunruhigendes. Doch wer versucht, beim Einkauf darauf zu verzichten, steht oft ratlos vor dem Regal. Die ellenlangen, meist winzig klein gedruckten Zutatenlisten strotzen vor unverständlichen Fremdworten und Zahlenkolonnen. So lassen sie sich entschlüsseln.

Verständlichkeit

Schon die Basis für die kleinen Listen auf Bodylotion, Gesichtscreme und Co. ist ein Zungenbrecher: die internationale Nomenklatur kosmetischer Inhaltsstoffe, kurz INCI. Sie ist Teil der EU-Kosmetikrichtlinie und soll dafür sorgen, dass auf allen in der EU gehandelten Kosmetika die gleichen Bezeichnungen für bestimmte Inhaltsstoffe stehen.

In ihr ist etwa festgeschrieben, dass der häufig verwendete Stoff Sheabutter „Butyro Spermum Parkii Butter“ heißen muss. Übersetzen können das wohl nur wenige, obwohl das der ursprüngliche Gedanke hinter der Regelung war. „Auf Kosmetikprodukten stehen englische und lateinische Fachbegriffe, weil die meisten Menschen sie so über Sprachgrenzen hinweg verstehen können sollen“, erklärt Lea Lukas, Kosmetikexpertin von der Stiftung Warentest. „Die Kosmetikhersteller müssen seit 1997 die Inhaltsstoffe angeben – und zwar vollständig.“

Generell hätten sich die Gesetzgeber dabei auf englische Begriffe geeinigt. „Ausgenommen sind Pflanzennamen, sie werden in Latein genannt.“ Das Gleiche gilt auch für Stoffe des alltäglichen Gebrauchs, Wasser steht deshalb als „Aqua“ und Essig als „Acetum“ auf den Produkten. Wer verbraucherfreundlich informieren wolle, müsse eine zusätzliche deutsche Übersetzung der Stoffe zur Verfügung stellen, fordern die Verbraucherzentralen. Das geschieht allerdings nur selten, weiß Expertin Lukas.

Duftstoffe

Einige Informationen können Verbraucher auch ohne Lateinkenntnisse von ihren Produkten ablesen. So sind die Inhaltsstoffe, auf den meisten Produkten als „Ingredients“ bezeichnet, nach ihrem Gewichtsanteil angegeben. „Was in der Liste ganz vorn steht, macht den größten Anteil im Produkt aus“, erklärt Lukas. Wie viel Prozent genau, muss allerdings nicht draufstehen. „Inhaltsstoffe, die nur zu einem Prozent oder weniger enthalten sind, dürfen am Ende ungeordnet aufgelistet werden“, ergänzt die Expertin. Duftstoffe dürfen auch gesammelt unter dem Begriff „Parfum“ oder „Fragrance“ auf der Verpackung stehen. Ausnahme sind 26 Stoffe, „die europaweit am häufigsten bei Menschen Allergien hervorrufen“, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erklärt.

Sind sie auf abwaschbaren Produkten zu mehr als 0,01 Prozent oder in Produkten, die auf Haut oder Haaren bleiben, zu mehr als 0,001 Prozent enthalten, müssen sie gekennzeichnet werden. So können Allergiker sie mit ihrem Allergiepass abgleichen – laut Deutschem Allergie- und Asthmabund leidet fast jeder fünfte Deutsche unter einer sogenannten Kontaktallergie. Eine Liste der 26 Stoffe ist im Internet auf den Seiten des Verbraucherministeriums zu finden.

Farbstoffe

Die knalligen Farben vieler Kosmetika kommen selten durch natürliche Inhaltsstoffe zustande. Farbstoffe sind mit der Abkürzung „CI“ und einer fünfstelligen Zahlenkombination gekennzeichnet. Die Abkürzung CI steht dabei für Colour-Index. „Bei dekorativen Kosmetika, die in einer Palette von Farbnuancen vermarktet werden, können alle in der Palette verwendeten Farbstoffe gesammelt aufgeführt werden, sofern davor ‚kann ... enthalten‘ oder das Symbol „+/-“ steht“, erklärt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Welches Produkt genau welchen Farbstoff enthält, ist für Verbraucher in diesen Fällen nicht ersichtlich.

Lesbarkeit

Auf sehr kleinen Produkten ist oft kaum Platz für eine lesbare Liste von Inhaltsstoffen. „Die Hersteller behelfen sich in diesem Fall oft, indem sie auf dem Produkt nur ein Symbol, eine Hand in einem offenen Buch, abbilden“, sagt Expertin Lea Lukas.

„Das heißt: Die Deklaration ist auf einem Schild am Regal oder in einer Broschüre nachzulesen. Teils verbirgt sich die INCI auch auf der Rückseite des aufgeklebten Etiketts. Das verrät das Symbol einer blätternden Hand.“

Haltbarkeit

Lässt sich die Sonnenmilch aus dem letzten Jahr noch verwenden? Wird Handcreme schlecht? Grundsätzlich muss auch auf Kosmetik ein Mindesthaltbarkeitsdatum stehen. Ausnahme: „Für kosmetische Mittel mit einer Mindesthaltbarkeit von mehr als 30 Monaten ist die Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht vorgeschrieben“, sagt Valet. In diesen Fällen ist das Symbol eines geöffneten Cremetiegels mit einer Zahl und einem M daneben abgebildet . Die Zahl besagt, wie viele Monate „das Mittel nach dem Öffnen sicher ist und ohne Schaden für den Verbraucher verwendet werden kann“, so Valet.