Hamburg. Struktur im Haushalt kann den Alltag erleichtern. Wir zeigen, welche Möbel dabei hilfreich sind und wer sich über Aussortiertes freut.

Es ist schwierig, Wiebke Unger-Siemon in diesen Tagen direkt ans Telefon zu bekommen. Denn zu den vielen Vorsätzen, die sich Menschen gern zu Beginn eines neuen Jahres vornehmen, gehören neben „gesünder leben“ und „mehr Sport machen“ auch „Ordnung schaffen!“ Und darin ist die 44-Jährige ein Profi, wie sie auf ihrer Webseite schreibt. Dort wirbt sie unter dem Stichwort „Ordnungsglück“ dafür, Kunden dazu zu verhelfen, mehr Platz und Zeit für das Wesentliche zu verschaffen.

Ordnungscoach Wiebke Unger-Siemon.
Ordnungscoach Wiebke Unger-Siemon. © HA | Unger-Siemon

Viel braucht die ehemalige Eventmanagerin dafür nicht, auch weil die meisten es begrüßen, wenn sie möglichst unauffällig in Erscheinung tritt. Vielen Kunden sei es nämlich unangenehm, so die Hamburgerin, wenn andere mitbekommen, dass sie einen Ordnungscoach brauchen, um zu Hause „klar Schiff zu machen“. Dabei, so Wiebke Unger-Siemon – selbst „Haushaltsvorstand“ einer Familie – sei diese Scham oft völlig unbegründet. „Vielen Menschen fehlt einfach die Zeit, Struktur in ihren Haushalt zu bringen. Man kennt das: Besuch kündigt sich an, und schnell wird rumliegender Krimskrams in eine Tüte verpackt und weg damit.“

Schnell baut sich ein Berg von Schuhen und Klamotten auf

Pech nur, wenn sich so allmählich ganze Tütenlandschaften aufbauen. Bei einer ihrer letzten Kundinnen war es exakt so: Gerade im Flur, wo man Besuchern doch eigentlich „aufgeräumt“ begegnen will, hatte sich im Laufe der Zeit ein Berg von Schuhen, Klamotten und Sportgeräten aufgebaut. „In so einem Fall bespreche ich gleich beim ersten Treffen, was zu tun ist. Der Kunde besorgt dann die nötigen Dinge und montiert beispielsweise Regale oder kauft Behälter und Ablagen, um Dinge zu sortieren. Gern arbeite ich aber auch mit den vorhandenen Möglichkeiten, damit nicht weitere zusätzliche Kosten anfallen.“ Denn für ihre Hilfe nimmt Unger-Siemon einen Stundenlohn von 70 Euro. Und bis wirklich ein funktionierendes Ordnungssystem gefunden ist, gut abgestimmt auf den Kunden, kann es schon mal ein paar Stunden dauern.

Warum dies manchen so schwer fällt? „Unordnung steht für aufgeschobene Entscheidungen. Ordnung schaffen, rüttelt auf!“, hat die 44-Jährige beobachtet. Sie hat sich deshalb im vergangenen Jahr zum systemischen Coach ausbilden lassen. Dabei weiß sie aus eigener Erfahrung, wie befreiend es sein kann, sich von Dingen zu lösen. „Als ich damals während der Elternzeit in Australien lebte, waren meine Familie und ich genötigt, uns auf das Notwendigste zu beschränken: Das fühlte sich an wie die große Freiheit.“ Daher der Name „Ordnungsglück“.

Wohin aber mit dem Zeug, das man offenbar nicht mehr braucht? Wiebke Unger-Siemon rät davon ab, sich zu schnell für die Anmietung eines Lagerraumes in einem der vielen Selfstorage-Häuser zu entscheiden. „Das kostet nur wieder Geld!“ Ihr Vorschlag: Sich an ein soziales Kaufhaus wenden. „Dann profitieren zumindest andere von diesem Überschuss, und es macht glücklich, dadurch etwas Gutes getan zu haben.“

Multifunktionelle Möbel als dienende Helfer

Die Nachfrage bei Heyco Hoops, Innenarchitekt bei Gärtner Internationale Möbel (Große Bleichen) zeigt: Hersteller tun viel, um Spaß am Thema „Ordnung schaffen“ zu bereiten. So gibt es die stapelbare Box Dove (durchsichtig und optional auf Rollen von Hersteller Magis, ab 44 Euro) oder die „Letterbox“ (ab 25 Euro) von Hersteller Hay. Hier finden Visitenkarten, Briefe und Notizzettel schnell ihren Platz – ohne störend im Blickfeld zu sein. Gleichzeitig bringen die Kästen aus Karton und Papier bunte Farbtupfer in den (Büro-)Alltag.

Mitwachsende Regale der Firma Montana.
Mitwachsende Regale der Firma Montana. © HA | GÄRTNER

Wiebke Unger-Siemon empfiehlt, viele Ablagemöglichkeiten bereits im Eingangsbereich vorzuhalten. „So hat man schnell alles Wichtige zur Hand und spart sich viel Zeit und Nerven.“ Ein sehr pfiffiges Möbel in diesem Zusammenhang: „Amor“ von Hersteller WOGG. Es erinnert an eine Litfaßsäule, ist 2,40 Meter groß und dank der magnetischen sowie drehbaren Ummantelung multifunktional einsetzbar. „Und zwar je nach Gebrauch als Plakatwand, Flipchart oder Infotafel“, so Hoops. Wie das Foto zeigt: Es eignet sich auch als Sekretär (ab 2660 Euro).

Der Innenarchitekt empfiehlt darüber hinaus, auf mitwachsende Systeme zu setzen. Hersteller wie Montana böten hier eine große Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten an. „Man kann die einzelnen Elemente wie Legosteine beliebig zusammensetzen – entweder in strenger Anordnung oder eher leicht chaotisch.“ Wer dabei ein glückliches Händchen beweist, dem gelingt vielleicht sogar der Eindruck von Kunst an der Wand. Idealerweise eignen sich viele dieser Systeme auch als Raumteiler.

Kleine Wohnungen brauchen viel Stauraum

Als gutes Stauraummöbel hat sich auch das Sideboard entwickelt. Die schmalen, länglich gehaltenen Schränke aus diversen Materialien nehmen laut Hoops mittlerweile den Stellenwert ein, den früher raumgreifende Schrankwände hatten. Manche Modelle kommen schwebend daher wie in der Kollektion Line von Hersteller Piure. Oder sind aus Metall gefertigt und in diversen Farben zu haben. Hierauf hat sich vor allem das Augsburger Unternehmen müller möbelfabrikation spezialisiert. Es feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen.

Sideboards bieten Stauraum und können Räume auch optisch aufwerten.
Sideboards bieten Stauraum und können Räume auch optisch aufwerten. © HA | Piure

Dass Aufbewahrungsmöbel eine immer wichtigere Rolle bei der Möblierung einnehmen, bestätigt Ursula Geismann, Trendexpertin beim Verband der deutschen Holz- und Möbelindustrie. „Besonders in Großstädten, wo Menschen gezwungen sind, sich wegen hoher Mieten mit weniger Raum zu begnügen, ist dies der Fall.“ Spiegeln würde sich dies vor allem im Flur und in der Küche, weniger im Wohnzimmer, „wo der Bedarf an Stauraum dank Internet – Platz für DVDs braucht man nicht mehr! – abnimmt.“ Bliebe zum Schluss noch der Stauraum unterm Bett. „Ideal für Boxen und Kisten zur schnellen Aufbewahrung“, so Geismann augenzwinkernd.