Berlin . Vernetzte Produkte sind der Trend auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Doch die neuen technischen Möglichkeiten bergen auch Risiken.

Tränen wegen fehlender Batterien, angespannte Nerven dank Dauergepiepe: Ganz unproblematisch war elektronisches Spielzeug nie. Doch die neue Generation ist nicht mehr nur elektronisch, sondern auch vernetzt. Einerseits sind damit verblüffende Dinge möglich; andererseits holen sich Eltern vielleicht Datenschnüffler ins Haus.

Wie wichtig vernetztes Spielzeug ist, zeigt die Spielwarenmesse in Nürnberg, die am Mittwoch beginnt. Hier entscheidet sich traditionell, was im kommenden Weihnachtsgeschäft der große Renner wird. 2017 ist technisches Spielzeug in allen Varianten einer der großen Trends. Zu sehen gibt es Roboterhunde zum Dressieren, daneben 3-D-Drucker für das Kinderzimmer, dazu Flugdrohnen und Malbücher mit passender App.

Spielzeugmesse: Roboter sind der Trend 2017

Für den Messepreis „Toy Award“ nominiert ist etwa der Geckobot von Thames und Kosmos, der sogar Wände erklimmt. Ebenfalls nominiert: Ein ferngesteuertes Auto von Revell mit Kamera und Virtual-Reality-Brille, oder Lego Boost, das Grundschulkindern mit den Grundlagen des Programmierens vertraut macht.

Solche Ideen stellen Spielzeughersteller gerne in den Mittelpunkt, wenn es um vernetztes Spielzeug geht: Kinder sollen einen selbstverständlichen Umgang mit Technik lernen und so mehr Lust darauf bekommen, Ingenieurs- oder Naturwissenschaften zu studieren.

Vorsicht vor Leistungsdruck

„Eventuell haben sie damit Spielzeug, das den Entwicklungsfortschritt des Kindes misst und sich daran anpasst“, sagt Michael Falk, Experte für das Internet der Dinge bei der Unternehmensberatung KPMG. „Im Idealfall ist es dann möglich, Kinder zum Beispiel gezielt zu fördern.“ Die Leistungsmessung sieht er allerdings nicht nur positiv – schließlich könne die auch schnell in Leistungsdruck umschlagen.

Viele vernetzte Spielzeuge sind außerdem Datensammler. Schon auf dem Markt ist zum Beispiel die Puppe Cayla, die Kinderfragen beantwortet. Allerdings seien die Datenschutzvereinbarungen der Puppe arg schwammig formuliert, warnen mehrere europäische Verbraucherschutzverbände. Für Eltern sei damit kaum nachvollziehbar, wofür die gespeicherten Informationen noch verwendet werden.

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    Daten der Kinder nicht herausgeben

    Und die Spielzeugversion von BB-8, dem niedlichen Kugelroboter aus „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, schnitt bei der Stiftung Warentest nicht nur wegen des hohen Preises und der empfindlichen Oberfläche schlecht ab. Kritik gab es auch für die dazugehörige App, die viel mehr Informationen sammelt, als sie eigentlich braucht.

    „Im Prinzip kann es mit jedem dieser Produkte passieren, dass es Daten versendet“, sagt Danielle Leven von der Stiftung Warentest. Mikrofone zeichnen Audiodateien auf, Kindertablets speichern die Interessen der kleinen Nutzer – und oft dient, wie beim Star-Wars-Roboter, die dazugehörige App als Einfallstor für Datenkraken.

    Wegwerf-E-Mail-Adresse ist ratsam

    Ganz wehrlos sind Eltern aber nicht: In den Einstellungen des iPhones und neuerer Android-Smartphones, auf denen mindestens Version 6 des Betriebssystems läuft, lässt sich detailliert auswählen, worauf Spiele und Apps zugreifen können. Will eine App das Adressbuch oder GPS-Daten sehen, können Eltern das verbieten.

    Was ein Roboter mit Mikrofon oder Kamera im Kinderzimmer aufzeichnet, ist nicht ganz so nachvollziehbar. Häufig können Eltern aber wenigstens verhindern, dass sich Daten konkret dem eigenen Kind zuordnen lassen – zum Beispiel, indem sie Nutzerkonten unter falschem Namen und mit einer Wegwerf-E-Mail-Adresse einrichten.

    Experten offenbaren Sicherheitslücken in Spielen

    „Wenn es ein Gerätepasswort gibt, das nach Möglichkeit immer ändern“, rät Danielle Leven außerdem. Die Datensammelei der Hersteller unterbinden Eltern so zwar nicht, aber wenigstens machen sie Hackern und anderen Kriminellen das Leben schwer. Denn viele vernetzte Spielzeuge haben auch Probleme mit der Datensicherheit: Ende 2015 musste das Unternehmen VTech etwa zugeben, dass Hacker über zehn Millionen Profile von Kindern und Eltern erbeutet hatten.

    Und auch in anderen vernetzten Spielzeugen finden Experten immer wieder Sicherheitslücken. Anders als beim Smartphone können die Hersteller Roboter aber nur schwer mit Updates versorgen. Allerdings hält Michael Falk die Lücken auch für ein grundsätzliches Problem: „Viele Hersteller nehmen das Thema Sicherheit noch nicht ernst genug“, sagt er. Daher seien die Eltern gefragt.