Köln. Entworfen für die offene Wohnküche sind viele Esstische auf Wunsch auszieh- und höhenverstellbar. So werden sie zum Herz des Hauses.

An einem Tischende malt der Kleinste Buchstaben in sein Hausaufgabenheft. Der Große sitzt in der Mitte und daddelt am Notebook, und am unteren Tischende decken die Eltern schon mal das Abendessen ein: Große Esstische sind der Lebensmittelpunkt vieler Familien. Hier wird gelernt, gebastelt, genäht, gespielt und natürlich auch gegessen. Hier gibt es Krisengespräche, und die Urlaubsplanung wird gemacht. Hier schlagen auch viele ihr Homeoffice auf, wenn sie nach Feierabend doch noch ein paar Aufgaben erledigen müssen. Alles nicht neu, bis auf die Tatsache, dass Möbeldesigner seit einigen Jahren die Tische so flexibel gestalten, dass sie sich Wohnsituationen anpassen.

„Die Art, wie wir leben, und damit auch die Orte, an denen wir leben, verändern sich. Gerade Küche und Esszimmer verschmelzen immer öfter nahtlos miteinander und im Mittelpunkt steht der Gemeinschaftstisch“, erklärt Designer Jorre van Ast, dessen neuer Eichentisch namens Trestle Table von Arco derzeit auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne (noch bis 22. Januar) zu sehen ist. Das erweitere die Funktion des Tisches: „Er wird zum Herz des Hauses oder der Wohnung: Hier wird gegessen, Zeitung gelesen, Hausaufgaben gemacht, gespielt oder auch einfach entspannt.“

Kommunizieren wie im Biergarten

In den Tisch yps von Team 7 kann auf Wunsch eine Besteckschublade integriert werden.
In den Tisch yps von Team 7 kann auf Wunsch eine Besteckschublade integriert werden. © dpa | Team 7

Entsprechend bezeichnet das Unternehmen Thonet seinen neuen 2,50 Meter langen Tisch – geeignet für bis zu zehn Personen – mit dem nüchternen Namen S 1091 als „Kommunikationsplattform“: Die Kommunikation sei an dieser Tafel „gleichwertiger und fokussierter“, erläutert Randolf Schott, Thonets Leiter für Design und Entwicklung, den Entwurf. Man kenne das etwa von Hochzeiten oder aus dem Biergarten. „Dieses vertraute Gefühl möchten sich viele vielleicht gern nach Hause holen.“

Für Markus Majerus, IMM-Sprecher, sind lange Esstische auch eine Option, Freunde und Gäste zu Hause bewirten zu können anstatt ins Restaurant zu gehen. „Nicht selten wird bei diesen Treffen ja auch gemeinsam gekocht. Daher werden viele Tafeln auch schon als Teil der Arbeitsplatte gesehen.“

Fußablage für rückenschonendes Sitzen

An der Bequemlichkeit der Tische feilen viele Hersteller. So steht Trestle Table von Arco – ihn gibt es mit bis zu 3,60 Meter Länge – statt auf den üblichen außen positionierten Beinen auf zwei Tischböcken zentral unter der Platte: So hat man mehr Platz für die Beine. Und von Thonets Tisch S 1091 gibt es auch ein Modell S 1092 mit einer Fußablage, die eine rückenschonende Sitzhaltung fördern soll.

Erwartet man Gäste, kann man den Tisch Ponte von ercol Möbel leise-gleitend von 2,20 auf 3 Meter ausziehen.
Erwartet man Gäste, kann man den Tisch Ponte von ercol Möbel leise-gleitend von 2,20 auf 3 Meter ausziehen. © dpa | ercol Möbel

Außerdem sollen die Tische trotz ihrer Größe flexibel sein: Ercols Modell Ponte lässt sich beispielsweise von 2,20 auf drei Meter verlängern. Team 7 präsentiert mit dem Modell yps von Jacob Strobel einen Auszugtisch, der entweder um zwei Sitzplätze wachsen kann oder eine Bestecklade erhält. Viele Modelle sind auch höhenverstellbar – und sogar mobil. Horgenglarus legte zum Beispiel kürzlich einen Entwurf aus dem Jahr 1953 erneut auf: den Ateliertisch von Hans Bellmann. „Der Tisch sollte äußerst einfach zerlegbar sein“, erläutert die Firma die Idee. „Umzüge, bei denen der Tisch demontiert und wieder zusammengebaut werden muss, verkraftet er bestens.“

Ein Tisch ersetzt fünf andere

Günstig sind diese großen Modelle oft nicht. „Aber die Käufer suchen sich ja auch nicht mehr fünf kleine, sondern einen großen Tisch aus“, erklärt sich Gabriela Kaiser, Trendanalystin aus Landsberg am Lech, den Verkaufserfolg der langen Tafeln. „Und es ist ein Multifunktionsmöbel.“ Ihre Familie habe zum Beispiel den Schreibtisch eines Kindes verkauft, weil es seine Hausaufgaben immer zusammen mit den anderen im Wohnraum statt alleine in seinem Zimmer gemacht hat. „Der Tisch erlaubt Familienleben.“

Das heißt nicht, dass es keine Parallelentwicklung zum großen Esstisch gibt: Immer mehr Hersteller setzen auch auf Mini-Schreibtische, konzipiert für die Momente, wo man doch mal einen getrennten und ruhigeren Arbeitsplatz braucht. Viele davon eignen sich auch für das Homeoffice, denn viel Platz zum Abstellen von Akten und Ordnern brauchen nur noch wenige. Schließlich dient das Notebook mittlerweile als Ablage für vieles.