Berlin. Am 29. März wird der DVB-T zugunsten der neuen Technologie DVB-T2 HD abgeschaltet. Wer davon betroffen ist und was jetzt zu tun ist.

Auf jedem Programm nur Rauschen und graue Streifen – diese Fernsehzukunft droht, wenn man sich nicht auf DVB-T2 HD vorbereitet, warnt seit einigen Wochen ein TV-Spot. Tatsächlich könnte das auch für einige Menschen der Fall sein – nämlich diejenigen, die ihr TV-Programm bislang über Antenne, also DVB-T beziehen. Was man für die Umstellung tun muss und welche Vor- und Nachteile die neue Technologie bringt: Antworten auf die wichtigsten Fragen.

• Was passiert am 29. März genau, und bin ich davon betroffen?

Am 29. März werden in den meisten Ballungsräumen die Sendeanlagen für das terrestrische TV-Programm auf eine neue Technologie umgestellt: von bisher DVB-T auf den neuen Standard DVB-T2 HD. Anschließend ist es für etwa drei Millionen Haushalte, die bislang Antennenfernsehen nutzten, mit bisherigen DVB-T-Geräten nicht mehr möglich, TV-Programm zu empfangen.

Ob man bereits am 29. März oder erst später betroffen ist, kann man unter freenet.tv/empfangscheck herausfinden. Bis spätestens November 2018 erfolgt die Umstellung dann aber überall.

Betroffen sind dabei ausschließlich diejenigen, die ihr TV-Programm derzeit über Antenne empfangen. Wer stattdessen Satellit, Kabel oder TV via Internet nutzt, darf den Umstellungstrubel getrost ignorieren.

• Muss ich mit dem Umstieg bis Ende März warten?

Nein, tatsächlich ist es sogar ratsam, nicht bis zum letzten Tag mit der Anschaffung zu warten, da die Geräte Ende März sonst knapp werden könnten. Die Technik ist „abwärtskompatibel“, man kann damit also auch das alte DVB-T-Signal empfangen. Zudem wird in einigen Ballungsgebieten bereits jetzt eine Handvoll Sender über DVB-T2 HD im Testbetrieb ausgestrahlt.

• Ich hatte bislang keine Probleme – warum wird überhaupt umgestellt?

Zunächst einmal um dem datenhungrigen Mobilfunk mehr Übertragungskapazität bieten zu können. Die Umstellung erfolgt im Zusammenhang mit der sogenannten Digitalen Dividende II. Durch den Wechsel auf das deutlich effizientere DVB-T2-HD-Signal können mehr Sender in besserer Qualität übertragen und gleichzeitig Bandbreite eingespart werden.

In der Nacht zum 29. März beginnt die Umstellung von DVB-T auf den neuen Standard DVB-T2 HD. Bis November 2018 soll die Umstellung überall in Deutschland erfolgt sein.
In der Nacht zum 29. März beginnt die Umstellung von DVB-T auf den neuen Standard DVB-T2 HD. Bis November 2018 soll die Umstellung überall in Deutschland erfolgt sein. © dpa | Monika Skolimowska

Die so frei werdenden Funkfrequenzen wurden 2015 an die Mobilfunkunternehmen versteigert und können bald für die mobile Datenübertragung genutzt werden. Leider ist das neue Format nicht mit dem bisherigen kompatibel, weshalb neue Geräte angeschafft werden müssen.

• Welche Vorteile hat ein Umstieg ?

Für DVB-T-Nutzer, dass sie überhaupt weiterschauen können. Zudem steigt die Programmvielfalt erheblich: Zusätzlich zu den öffentlich-rechtlichen Sendern sind dann auch noch – über Freenet TV – künftig bis zu 20 weitere private Kanäle empfangbar.

Auch die Bildqualität der einzelnen Sender erhöht sich deutlich: DVB-T2 HD bietet sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Programme in echter Full-HD-Auflösung – also mit 1920 mal 1080 Bildpunkten – an. Das ist ein Vielfaches der aktuellen DVB-T-Auflösung. Selbst Kabel und Co. bieten Full HD nur für die Privaten. Außerdem bietet es bei zusätzlicher Internetverbindung Zugriff auf Mediatheken und Online-Inhalte.

• Was ist eigentlich Freenet TV?

Freenet TV heißt das kostenpflichtige Programmpaket, das Nutzer buchen müssen, wenn sie weiterhin private Sender wie etwa RTL, ProSieben oder Sat.1 schauen wollen. Denn während ARD, ZDF und Co. via Antenne auch künftig kostenlos bleiben, gibt es die Privaten nur gegen Geld: 5,75 Euro fallen dafür monatlich an, eine Mindestvertragslaufzeit gibt es nicht.

Damit bleibt DVB-T2 HD für sich allein genommen weiterhin der günstigste Weg, um alle gängigen TV-Sender zu empfangen: Wer stattdessen auf Kabel oder IPTV (etwa Telekom Entertain) umsteigen möchte, sollte beachten, dass die monatlichen Kosten hier in der Regel deutlich höher liegen, da auch ein Kabel- bzw. Internetanschluss gezahlt werden muss.

• Was brauche ich für das neue Antennenfernsehen?

Für den Empfang der öffentlich-rechtlichen Sender genügt ein Gerät, das für den Empfang von DVB-T2-HD-Signalen vorbereitet ist. Erkennbar ist dies beim Kauf am grünen DVB-T2-HD-Logo. Wenn das TV selbst nicht für das neue Sendeformat vorbereitet ist, braucht man einen entsprechenden Receiver.

Schnäppchenjäger, die im Internet nach Angeboten suchen, sollten dabei achtgeben: Dort wird manchmal statt des grünen DVB-T2-HD-Logos nur ein blaues DVB-T2-Logo verwendet. Das allein ist kein Garant dafür, dass der Receiver auch wirklich in Deutschland funktioniert. Denn zusätzlich ist hierzulande eine Unterstützung des „High Efficiency Video Coding“ erforderlich – in Gerätebeschreibungen meist als HVEC oder H.265 abgekürzt. Einfache Geräte sind bereits ab 40 Euro erhältlich.

• Was brauche ich für Freenet TV?

Wer außerdem per Freenet TV kostenpflichtig private Programme empfangen will, greift am besten zu Receivern mit dem blauen Freenet-TV-Logo. Sie sind – je nach Funktionsumfang – für Preise zwischen 60 und 150 Euro erhältlich.

Ein Fernseher, der für den Empfang von DVB-T2 HD vorbereitet ist, benötigt zusätzlich das „Freenet TV CI+“-Modul (ca. 80 Euro) – alternativ kann man auch einen Receiver kaufen und an den Fernseher anschließen. Um auch auf die internetbasierten Programme zugreifen zu können, sollte der Receiver zudem „HbbTV“ unterstützen.

• Brauche ich eine neue Antenne?

Die Antennen für DVB-T kann man für DVB-T2 HD weiternutzen. Möglicherweise wird der Empfang nach der Umstellung sogar besser. Ob man Zimmer-, Außen- oder Dachantenne für guten Empfang benötigt, kann man unter freenet.tv/empfangscheck nachsehen.

• Geht das auch von unterwegs?

Wer künftig unterwegs am Notebook privates Antennenfernsehen schauen möchte, kann ab März den Freenet-TV-USB-Stick kaufen. Ein Preis ist noch nicht bekannt.