Berlin. Nicht mal Ihr Hausarzt dürfte bis jetzt gewusst haben, dass Sie ein Organ namens Gekröse besitzen. Nun haben Forscher es entdeckt.

Schon der Name Gekröse deutet nicht darauf hin, dass einem nun entdeckten Organ bisher viel Aufmerksamkeit in der Medizin beigemessen wurde. Das könnte sich ändern, denn Forscher vermuten, dass Untersuchungen des Organs Antworten auf Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit und Krebs geben könnten.

Ein Team um Calvin Coffey von der irischen University of Limerick haben die Erkenntnisse über das Gekröse, das von nun an als Organ gilt, in der Zeitschrift „The Lancet“ unter dem Titel „The mesentery: structure, function, and role in disease“ („Das Gekröse: Struktur, Funktion und die Rolle bei Krankheiten“) veröffentlicht.

Nach Coffey liegt das Gekröse am Ende des Dickdarms und hält unter anderem den Dickdarm an der Bauchwand. Doch die Forscher behaupten, dass das Gekröse weit mehr ist als eine Art Winkelbefestigung aus menschlichem Gewebe.

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Was macht das Gekröse zu einem Organ?

Ausschlaggebend für die Kategorisierung als Organ ist laut Coffey die Anatomie. Das Gekröse ist an einigen Stellen lose und dient nicht nur als Halter für andere Organe. Das spreche dafür, dass es auch eigene Funktionen erfüllt. Und genau das ist laut gängiger Definitionen ein Organ: ein Teil des Körpers, der eine eigene Funktion erfüllt und gegebenenfalls ein Untersystem steuert.

Wie funktioniert das Organ?

Über die Funktion des Organs ist noch nichts bekannt. Die Mediziner haben bisher nur die Anatomie untersucht, jedoch noch nicht die Prozesse, die das Organ auslöst. Die Forscher haben lediglich eine besondere Ansammlung von Fettzellen rund um das Gekröse ausgemacht.

Wieso wurde das Gekröse erst jetzt als Organ entdeckt?

Calvin Coffey und seine Kollegen weisen in ihrer Arbeit darauf hin, dass schon Leonardo da Vinci (1452-1519) sich mit dem Gekröse beschäftigt hatte. Nach Angaben der Forscher habe da Vinci das Gekröse noch als durchgehendes und einfach geschwungenes Teil dargestellt. Tatsächlich ist das Gekröse aber wesentlich stärker gedreht. Die grundlegende Anatomie wurde erst in Vergleichsstudien in den Jahren 2012 und 2014 nachgewiesen. Auf diesen Studien baut Coffey nun auf.

Was verrät das Gekröse über Krankheiten?

Die Lage des Organs, der Nachweis von Fettzellen rund um das Gekröse und die Beschaffenheit des Organs selbst könnten Hinweise darauf sein, dass es Einfluss auf zahlreiche Krankheiten hat. Die Wissenschaftler nennen vor allem Diabetes, Fettleibigkeit sowie Krebs im Darmbereich. Da jedoch bisher nur die Anatomie, nicht jedoch die Funktion erforscht ist, steht nicht fest, ob das Gekröse einen positiven oder negativen Einfluss auf den Verlauf dieser Krankheiten hat.