Hamburg. Ein Magen-Darm-Infekt ist unangenehm und schmerzhaft. Nicht immer sollten Betroffene sofort zum Arzt. Wir klären, wann dies nötig ist.

Diese Erkrankung unangenehm zu nennen, ist noch untertrieben: Wer unter einem Magen-Darm-Infekt leidet, dem ist schnell speiübel. Erbrechen und Durchfall sind typische Symptome, häufig treten auch noch Bauchschmerzen auf. Doch so elend sich die Betroffenen fühlen, es gibt auch eine gute Nachricht: „In der Regel wird der Körper nach einigen Tagen mit der Erkrankung fertig, und die Beschwerden klingen rasch ab“, sagt die Hamburger Allgemeinmedizinerin Dr. Jana Husemann.

Bei einem Magen-Darm-Infekt handelt es sich um eine Entzündung des Verdauungsapparats, meist hervorgerufen durch Bakterien oder Viren. Die meisten Menschen erwischt es mindestens einmal im Leben. Die häufigsten Auslöser hierzulande sind die Bakterienarten Campylobacter und Salmonellen. Insbesondere in den Wintermonaten und in Gemeinschaftseinrichtungen kommt es auch zu Infektionen mit dem Norovirus. Mit einer richtigen Grippe, der Influenza, hat die auch Magen-Darm-Grippe genannte Erkrankung nichts zu tun.

Türklinken und rohes Fleisch als Risikofaktor

Infizieren können sich Menschen etwa durch den Kontakt mit verunreinigten Lebensmitteln. Campylobacter und Salmonellen können unter anderem in rohem Fleisch und Fisch, rohen Eiern und Meeresfrüchten sowie in nicht durchgegarten Lebensmitteln wie Softeis und Mayonnaise auftauchen. „Nach dem Kontakt mit rohem Fleisch, Fisch, Eiern und Tauwasser soll man sich gründlich die Hände ­waschen und die Reste in der Küche gründlich entfernen“, rät Jana ­Husemann.

Apropos Hände: Eine zweite häufige Infektionsquelle sind Toiletten und Türklinken, auf denen sich Krankheitserreger befinden. Wer sich nach dem Toilettengang nicht gründlich die Hände wäscht und damit an Mund oder Nase geht, kann sich die Keime zuziehen. „Ob man dann erkrankt, hängt unter anderem von der Menge der Keime ab“, sagt Husemann.

Bei Fieber und starken Schmerzen, sollte man zum Arzt gehen

Einige krankmachende Bakterienarten setzten sich zeitweise in der Darmwand fest. Diese kann dadurch dem Speisebrei nicht mehr genügend Flüssigkeit entziehen, so dass sich davon so viel im Darm ansammelt, dass ein Durchfall entsteht. Bakterien können auch Giftstoffe produzieren, die Entzündungen der Darmschleimhaut auslösen. Durch das geschädigte Gewebe gelangt dann Wasser aus dem Körper in den Darm.

Wenn kein Fieber und nur leichte Bauchkrämpfe auftreten, sei es nicht nötig, zum Arzt zu gehen, sagt Husemann. Nach etwa drei Tagen sollten die Beschwerden dann deutlich abklingen.

„Wenn der Durchfall allerdings länger als drei Tage anhält oder jemand zusätzlich unter hohem Fieber, Schüttelfrost und starken Bauchschmerzen leidet, sollte er das untersuchen lassen“, sagt die Medizinerin. Auch Blut im Stuhl sollte man abklären.

Trinken ist wichtig

Ältere Menschen mit mehreren chronischen Erkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem sollten bei einem Magen-Darm-Infekt schon nach ein bis zwei Tagen zum Arzt gehen, wenn die Beschwerden nicht nachlassen. Ebenfalls schon nach kurzer Zeit sollten kleine Kinder mit Magen-Darm-Infekt von einem Arzt untersucht werden, weil bei ihnen die Gefahr vergleichsweise groß ist, dass sie durch einen Durchfall austrocknen.

Durchfall könne aber auch infolge einer Antibiotikabehandlung entstehen, die bis zu zwei Monate zurückliege, sagt Jana Husemann. Der Grund: Eine solche Behandlung wirkt nicht nur gegen krankheitsauslösende Keime, sondern reduziert auch die Zahl der guten Bakterien im Darm. Dadurch kann sich dort das Bakterium Clostridium Difficile vermehren, das schwere Darmentzündungen und Durchfall auslösen kann. Ist dies der Fall, braucht der Patient ein Antibiotikum, das gegen diesen Keim wirkt.

Das Wichtigste noch vor einer medikamentösen Behandlung sei bei Magen-Darm-Infekten allerdings, viel zu trinken, sagt Husemann, um den Flüssigkeitsverlust durch den Durchfall auszugleichen. Gut geeignet seien leicht gesüßter Tee, verdünnte Limonade, Brühe und Elektrolytlösungen aus der Apotheke, also Getränke mit ein wenig Zucker und Salz, die man in kleinen Schlucken trinken sollte. Weniger geeignet seien eiskalte Flüssigkeiten, Getränke mit viel Kohlensäure und Kaffee – Letzterer kurbelt die Magensäureproduktion an.

Striktes Fasten ist Studien zufolge nicht ratsam

Vermeiden sollte man auch schweres, fetthaltiges Essen. Besser geeignet: Toast, Zwieback, Reis (ohne Butter, Öl oder Sauce) und Bananen. „Striktes Fasten hingegen ist nicht ratsam, da gibt es Hinweise aus Studien, dass es eher schaden könnte“, sagt Jana ­Husemann.

Die beschriebene Ernährung hilft in der Regel nicht nur gegen Durchfall, sondern lindert auch die Krämpfe im Bauch. Wenn dem nicht so ist, könnten Betroffene prinzipiell zeitweise Paracetamol oder ein darmentkrampfendes Mittel nehmen, sollten dies aber möglichst mit ihrem Hausarzt absprechen, rät die Medizinerin.

Nur sehr kurz und vor dringenden Anlässen wie Auto- und Zugfahrten sollten Betroffene den Wirkstoff Loperamid nutzen. Dieser lege den Darm zeitweise quasi lahm, was den Durchfall stoppe, reduziere aber nicht die krankheitsauslösenden Keime, sagt Husemann. Nicht einnehmen sollte man bei einer Magen-Darm-Infektion die Schmerzmittel Ibuprofen und Diclofenac, weil diese der Magen- und der Darmschleimhaut schaden könnten.

Antibiotika nur selten nötig

In seltenen Fällen sei bei Magen-Darm-Infekten eine Behandlung mit Antibiotika nötig. Sinn hat das nur bei einigen Bakterien oder bei immungeschwächten Patienten.

Absoluten Schutz vor Magen-Darm-Keimen gibt es nicht. „Trotzdem kann man einiges tun, um eine Infektion zu vermeiden“, sagt Husemann. „Die wichtigsten Maßnahmen neben der Handhygiene sind eine gesunde Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und genügend Schlaf.“