Berlin. Gift in Textilien, instabil, schlechte Sitze – Stiftung Warentest hat 15 Modelle von Buggys getestet. Nur wenige sind empfehlenswert.

Ob Nahrung, Spielzeug oder Bettchen – für ihre Kinder wollen viele Eltern nur das Beste. Dass Verlässliches dabei nicht immer leicht zu finden ist und viel Geld kosten kann, zeigt eine neue Untersuchung der Stiftung Warentest.

Die Verbraucherschützer haben 15 zusammenklappbare Buggys zum Preis von etwa 80 bis 310 Euro getestet – mit beunruhigendem Ergebnis. Zwei der Wagen enthielten große Mengen von Schadstoffen, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Einer klappte bei Belastung zusammen. Und fast alle Modelle begünstigten Haltungsschäden. Allen Ansprüchen gerecht wurde laut den Verbraucherschützern keiner. Fünf aber – darunter die zwei Teuersten im Test – schnitten mit der Gesamtnote „gut“ ab.

• Sitzkomfort

Keiner der getesteten Buggys bietet nach Angaben der Warentester optimalen Sitzkomfort. Alle 15 Modelle kamen in diesem Punkt über ein „befriedigend“ nicht hinaus.

So verfügte beispielsweise keiner der Wagen über eine verstellbare Fußstütze. Bei vielen würden „kurze Beinchen in der Luft“ hängen, so die Kritik. Würden die Kinder älter, könnten die Stützen „nicht mitwachsen“. Dass die Füße dann davor baumelten, sei auf Dauer schlecht für die Haltung. Bei einigen der Wagen sei zudem die Rückenlehne kürzer als 50 Zentimeter gewesen – und damit schnell zu kurz für große Kinder.

Drei der getesteten Buggys hatten darüber hinaus so tiefe Sitze, dass die Unterschenkel auflagen. Bei zu tiefen Sitzen oder zu kurzen Fußstützen würden Kinder mit gebeugten Hüften sitzen, erklären die Verbraucherschützer. Das sei unbequem und nicht ideal für das Kind. Am bequemsten fahren Kinder nach Ansicht der Tester im Techno XT von Maclaren – mit einem Preis von 310 Euro der teuerste Wagen im Rennen.

• Handhabung

Auch für Eltern sind die getesteten Buggys nicht immer geeignet. So müssten sich Mütter und Väter mit einer Körpergröße von über 1,80 Meter auf Rückenschmerzen einstellen, bemängeln die Verbraucherschützer. Die Schieber seien für sie nicht hoch genug.

In Puncto Handhabung schnitt der insgesamt mit „gut“ bewertete Buggy Pepp Luxx von Nuna am besten ab, bekam ein „sehr gut“ bei der Erstmontage, beim Zusammenlegen und Aufklappen sowie beim Bremsen. Bei Umbau, Tragen und Transportieren bewerteten die Tester ihn mit der Note „gut“.

Der preisgünstigste unter den fünf „guten“ Buggys ist der Vero XL Happy Colour von Knorr-Baby. Ihn empfehlen die Tester allerdings erst für Kinder ab neun Monaten. Zudem lässt er sich nach Ansicht der Tester zwar „sehr gut“ zusammenklappen, nehme dabei aber auch den meisten Platz weg.

• Nichts für Neugeborene

Gleich mehrere Anbieter geben an, dass schon Neugeborene in ihren Buggys liegen könnten – eine große Ersparnis für Eltern, die nicht noch zusätzlich einen großen Kinderwagen mit Babywanne kaufen müssen. Doch die Prüfer der Stiftung Warentest sehen das Versprechen kritisch: „Ein altersgerechtes Transportmittel sind Buggys erst, wenn Kinder selbstständig sitzen – ab dem sechsten bis neunten Monat“, so das Urteil. Zwar dürften die Hersteller ausloben, dass sich ihre Produkte auch für ganz Kleine eignen, wenn der Sitz sich um mindestens 150 Grad aufklappen lasse, optimal sei das aber nicht. Die Verbraucherschützer empfehlen, Neugeborene nur auf ebenen Flächen liegen zu lassen, dort liege die Wirbelsäule gerade, und die Kinder könnten in verschiedenen Positionen schlafen. Bei den getesteten Buggys, von denen sich keiner um mehr als 163 Grad herunterklappen ließ, sei das nicht möglich.

• Dreimal „mangelhaft“

Den Shopper Comfortfold von Hauck bewerteten die Warentester mit der Note „mangelhaft“. Im Schiebegriff entdeckten sie sogenannte kurzkettige Chlorparaffine (SCCP), die im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen. Der Stoff dient etwa als Weichmacher oder Flammschutzmittel in Kunststoffen. Mütter könnten den Schadstoff beim Stillen an ihre Kinder weitergeben, befürchten die Warentester.

SCCP in Verkehr zu bringen oder in Produkten zu verwenden ist in der EU seit 2012 verboten, als Schwellenwert gilt ein Prozent. Die zulässige Konzentration sei überschritten worden, schreibt Hauck selbst auf seiner Homepage. Für das Unternehmen seien diese Werte nicht nachvollziehbar. Alle Shopper Comfortfold aus dem Produktionsjahr 2015 rief der Hersteller zurück.

Ähnlich erging es dem Lite Way von Chicco, in dessen Stoff und Regenschutz die Prüfer „große Mengen Tris(2-chlorisopropyl)phosphat (TCPP)“ fanden. Laut EU ist nicht abschließend geklärt, ob TCPP krebserregend sein könnte. Den festgelegten Grenzwert überschritt der Chicco-Wagen nach Angaben von Stiftung Warentest deutlich. Ein Rückruf erfolgte bislang nicht. Der dritte „mangelhafte“ Buggy – City’n Move von Kiddy – fiel im Belastungstest durch. Der Wagen klappte nach dem Bruch einer Schraube zusammen, so die Tester.

Gute Buggys (Quelle: Stiftung Warentest / vollständige Tabelle (kostenpflichtig unter www.test.de)

Produkt

Preis

Nuna Pepp Luxx

270 Euro

Maclaren Techno XT

310 Euro

Baby Jogger Vue Lite

250 Euro

Peg Perego Pilko

P3 Compact Classico

265 Euro

Knorr-Baby Vero XL Happy Colour

109 Euro