Berlin. Der Hunger in Afrika ist eine globale Katastrophe. Es braucht mehr als Worte. Noch kann im Südsudan das Schlimmste verhindert werden.

Es dauert lange, sehr lange, bis die Vereinten Nationen eine Hungersnot offiziell ausrufen. Als im Jahr 2011 die katastrophalen Zustände in Somalia amtlich verkündet wurden, waren bereits Zehntausende Menschen tot.

Anfang der Woche stellten die UN nun erstmals wieder eine Hungersnot fest, diesmal im Südsudan. Dort sind 100.000 Menschen akut vom Tod bedroht, fünf Millionen Menschen hungern. Weitere 15 Millionen Menschen – weit mehr als die zehn größten deutschen Städte Einwohner haben – in Somalia, im Jemen und im Nordosten Nigerias leiden an Hunger.

Die Botschaft von UN-Generalsekretär António Guterres ist so eindeutig wie einfach: Wenn die internationale Gemeinschaft handelt, kann eine größere Katastrophe verhindert werden. Handeln heißt, genügend Geld zur Verfügung zu stellen. Doch daran hapert es: Der Generalsekretär rechnet vor, dass bislang zwei Cent für jeden benötigten Dollar an internationaler Hilfe eingegangen seien. Zwei Cent?

Europa muss den Hunger bekämpfen – auch aus Eigeninteresse

Angesichts der vielen Krisen und Katastrophen neigt die Weltgemeinschaft dazu, die Augen zu verschließen. Oder sich auf Konflikte wie den blutigen Bürgerkrieg in Syrien zu konzentrieren, in dem viele Länder ihre eigenen Interessen verfolgen und dessen Auswirkungen Europa spürt, weil sich Syrer hierher flüchten.

Doch neben der rein humanitären Verpflichtung der Vereinten Nationen, Menschen nicht wie Vieh sterben zu lassen, hat gerade Europa ein großes Eigeninteresse an der Bekämpfung des Hungers und seiner Ursachen. Afrika ist nicht umsonst das Schwerpunktthema der deutschen G20-Präsidentschaft.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf einer Pressekonferenz zur Situation in Afrika.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf einer Pressekonferenz zur Situation in Afrika. © dpa | Albin Lohr-Jones

Auch wenn der Begriff „Marshall-Plan“ für Afrika umstritten ist, so geht Entwicklungsminister Gerd Müller mit seiner Agenda das Thema an: Ende mit dem Gießkannenprinzip in der Entwicklungshilfe, stattdessen gezielte Partnerschaften mit Regierungen und Organisationen, die für Reformen stehen. Die gegen Korruption kämpfen und sich dem Schutz der Menschenrechte verschrieben haben. Entwicklungshilfe macht nur dann Sinn, wenn sie ankommt und nicht in irgendwelchen Kanälen versickert.

Deutschland sollte den fairen Handel fördern

Darüber hinaus gibt es andere Möglichkeiten, bei denen Deutschland international eine treibende Kraft werden muss: Beim fairen Handel und dem Stopp von Waffenlieferungen in Krisengebiete. Die Hungersnot im Südsudan etwa ist durch den dortigen Bürgerkrieg entstanden. Der UN-Sicherheitsrat war Ende 2016 jedoch nicht in der Lage, ein Waffenembargo zu verabschieden. Auch illegale Finanzhilfen müssen aufgedeckt und unterbunden werden.

Und das afrikanische Selbstbewusstsein muss gestärkt werden, etwa durch eine Aufwertung der Afrikanischen Union, der Stellung Afrikas in der Welthandelsorganisation und durch die Förderung von Unternehmen, die investieren wollen. Die internationale Staatengemeinschaft schwor 2015, den Hunger bis 2030 beenden zu wollen. Jedes Jahr früher rettet Menschenleben, das muss die Maxime sein.

Keine Mauer wird Probleme fernhalten

Doch auch die afrikanischen Regierungen sind gefordert. Die Politik der offenen Hand, des reinen „Nehmens“, muss ein Ende haben. Korrupte Regime müssen von den eigenen Bürgern zur Verantwortung gezogen, die Diskriminierung von Frauen beendet werden. Die bald zwei Milliarden Menschen, die auf dem Kontinent leben, brauchen Jobs und Möglichkeiten. Das kann man letzten Endes nur von innen stemmen.

Europa aber tut gut daran, diese Prozesse nicht nur in Sonntagsreden, sondern mit Geld, Expertise und Bildungsangeboten zu begleiten. Denn keine noch so hohen Mauern und Zäune werden die Probleme Afrikas langfristig fernhalten.