Hempstead. Es stand sehr viel auf dem Spiel. Das erste TV-Duell Hillary Clintons mit Donald Trump ist vorbei, und Clinton entschied es für sich. Aber was wird ihr Sieg für das sehr enge Rennen ums Weiße Haus bedeuten?

Gestärkt von ihrem Sieg im ersten TV-Duell geht Hillary Clinton sechs Wochen vor der US-Wahl in die extrem enge Auseinandersetzung mit Donald Trump. Die Demokratin hinterließ einen besser vorbereiteten Eindruck und wirkte deutlich präsidiabler als ihr republikanischer Konkurrent.

Eine erste Blitzumfrage des Senders CNN sah Clinton mit 62 Prozent vorn, Trump beschrieben nur 27 Prozent der Befragten als Gewinner. Auch andere erste Umfragen sahen Clinton als klare Siegerin. Trumps Lager beanspruchte dennoch den Sieg für sich und verwies dabei auf eine informelle Internet-Umfrage des Senders CNBC.

Erst mit Abstand einiger Tage wird klar sein, ob und welchen Einfluss das Duell auf das Rennen um das Weiße Haus hat. Der bei weitem größte Teil potenzieller Wähler sah der Auseinandersetzung mit vorgefassten Meinungen zu. Besonders wichtig wird die wahlentscheidende Gruppe der noch Unentschiedenen sein.

Clinton musste in der Debatte zwar von Trump einiges einstecken, so etwa beim Thema Handel. Trump gelang es auch, seine Botschaft zu platzieren, allein er stünde für einen dringend nötigen Neuanfang der USA, und Clinton nur für eine Zementierung des Status Quo. Sie sei eine typische Politikerin, sagte der Quereinsteiger, der noch nie ein politisches Amt bekleidet hat.

Mit fortschreitendem Verlauf geriet Trump aber mehr und mehr aus dem Konzept . Der Milliardär ließ sich von der betont ruhigen Ex-Außenministerin provozieren und verlor sich manchmal in langen Antworten.

Die hitzige Debatte war auch persönlich geführt und die erwartete harte Kontroverse. Clinton wurde insgesamt deutlich mehr unterbrochen als Trump. Trump wirkte aggressiver und unruhiger.

Es wird zwei weitere Duelle geben, am 9. Oktober in St. Louis und am 19. Oktober in Las Vegas. Das erste Duell gilt eigentlich als das wichtigste. Da aber keinem der beiden Kandidaten ein echter K.O.-Schlag gelang, meinten mehrere US-Medien, möglicherweise sei dies erst die Aufwärmrunde gewesen.

Am Morgen danach äußerte sich Trump zurückhaltend über Moderator Lester Holt, der ihm zum Ende hin viele kritische Fragen gestellt habe. Bei Fox News benotete Trump den Auftritt Clintons mit einer Drei Plus, sich selber wolle er nicht benoten, sagte er. Er habe aber sehr viel positive Reaktionen erhalten.

Die Debatte in der Hofstra University in Hempstead (New York) wurde allein in den USA von bis zu 100 Millionen Zuschauer verfolgt. Das Fernsehduell gilt als eines der größten politischen TV-Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte. Die Finanzmärkte reagierten am Dienstag erleichtert auf das gute Abschneiden Clintons.

Inhaltlich gerieten beide bei vielen Themen frontal aneinander, so beim Kampf gegen den internationalen Terror, dem Außenhandel, Steuern, Arbeitsmarkt, Sexismus und bei der Integration der afroamerikanischen Minderheit.

Trump lobte sich gleichwohl selbst und pries sein Naturell. "Ich habe die deutlich bessere Urteilsfähigkeit als sie", sagte er. "Sie sieht nicht wie eine Präsidentin aus, sie hat nicht die Ausdauer dazu."

Die ungleiche Behandlung von Schwarzen und Weißen wurde von Clinton als eines der nach wie vor größten Probleme der USA bezeichnet. "Wir müssen das Vertrauen zwischen den Kommunen und der Polizei wiederherstellen", sagte sie. Jeder müsse sich an das Gesetz halten. "Wir müssen die Waffen aus den Händen derer wegnehmen, die sie nicht tragen sollten", betonte sie. Donald Trump sagte, Amerika brauche mehr "law and order", Recht und Ordnung.

Trump will, dass Deutschland und Japan und andere Länder für den Schutz durch die USA zur Kasse gebeten werden. "Sie müssen bezahlen", sagte er. Clinton sicherte dagegen den Verbündeten im Falle ihres Wahlsieges zu, dass Amerika sein Wort halte.

Trump widersprach der Darstellung Clintons, er werde als Sicherheitsrisiko angesehen und für nicht tauglich gehalten, die Rolle des Oberkommandierenden der US-Streitkräfte zu übernehmen. Er behauptete erneut, er sei stets gegen den Einmarsch der USA in den Irak gewesen. Diese Behauptung ist mehrmals widerlegt worden.

Der New Yorker Milliardär weigert sich weiter, seine Steuerunterlagen zu veröffentlichen. Er werde das tun, wenn Clinton diejenigen 33 000 E-Mails publik mache, die sie als Außenministerin über einen privaten Server gesendet hat und die noch nicht von der US-Bundespolizei FBI aufgefunden werden konnten. Clinton sagte zu ihrer E-Mail-Affäre kurz und bündig: "Ich habe einen Fehler gemacht."