Samarkand. An einem historischen Ort findet der usbekische Dauerherrscher Karimow seine letzte Ruhestätte. Am Rande der Beisetzung kommt es zu ersten politischen Sondierungsgesprächen. Besonders Russland ist an Stabilität in der Region interessiert.

Unter dem Geleit internationaler Trauergäste ist der usbekische Präsident Islam Karimow in seiner Heimatstadt Samarkand beigesetzt worden. An einer Zeremonie für den autoritären Dauerherrscher nahmen auf dem historischen Registan-Platz am Samstag mehrere Tausend Menschen teil.

Aus Russland war Regierungschef Dmitri Medwedew in die muslimisch geprägte Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien gereist.

Karimow hatte Usbekistan seit 1989 mit harter Hand regiert. Am Freitag war der 78-Jährige mehrere Tage nach einem Schlaganfall für tot erklärt worden. Als möglicher neuer starker Mann gilt Regierungschef Schawkat Mirsijajew (58), der am Rande der Zeremonie mit Medwedew über das künftige Verhältnis beider Länder sprach. "Russland wird versuchen, das neue Usbekistan eng an sich zu binden", meinte der Politologe Dmitri Trenin vom Carnegie Center in Moskau.

Mirsijajew war offiziell damit beauftragt worden, die Beisetzung in der imposanten Begräbnisstätte Schachi-Sinda in Samarkand für Angehörige und Wegbegleiter zu organisieren. Die Amtsgeschäfte übernahm zunächst formell Senatspräsident Nigmatulla Juldaschew.

Die sterblichen Überreste Karimows waren am Morgen zum Flughafen der Hauptstadt Taschkent gebracht worden. Das Staatsfernsehen zeigte, wie zahlreiche Menschen Blumen auf die Wagenkolonne warfen. Nach dem Transport nach Samarkand, etwa eine Flugstunde entfernt, sei Karimow nahe seiner Eltern gemäß muslimischer Traditionen bestattet worden.

Delegationen aus 17 Staaten hätten an der Beisetzung teilgenommen, hieß es. Unter anderem seien die Staatschefs der Nachbarländer Afghanistan, Tadschikistan und Turkmenistan angereist. Die wegen Kritik an ihrem Vater in Ungnade gefallene Tochter Gulnara habe vermutlich wegen eines Hausarrests nicht teilnehmen können, berichteten Medien aus Samarkand. An der öffentlichen Trauerzeremonie zuvor waren gemäß muslimischer Traditionen nur Männer anwesend.

Karimow war nach der Unabhängigkeit Usbekistans von der Sowjetunion 1991 zum ersten und bislang einzigen Präsidenten des Landes mit gut 31 Millionen Einwohnern gewählt worden. Da die Nachfolge offiziell ungeklärt ist, befürchten Experten ein Machtvakuum. Dies könnte das Land destabilisieren, das im Visier islamischer Extremisten steht.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte nach dem Tode des Staatschefs zu einem tiefgreifenden Wandel in Usbekistan aufgerufen. Unter Karimow seien Folter und willkürliche Verhaftungen Teil des Justizsystems geworden. 2005 hatten usbekische Soldaten unter Demonstranten ein Blutbad mit Hunderten Toten angerichtet.