Moskau/Aleppo. Moskau gilt als wichtigster Verbündeter des syrischen Regimes. Mit Hilfe eines weiteren Verbündeten löst Russland ein logistisches Problem beim Einsatz von Langstreckenbombern in dem Bürgerkriegsland.

Russland verstärkt seine Schlagkraft im Syrien-Krieg. Mehrere Kampfflugzeuge des Typs Tu-22M3 hätten von der iranischen Luftwaffenbasis Hamadan aus Angriffe in Syrien geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Russland und der Iran sind die wichtigsten Verbündeten des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Bei starken Luftangriffen auf die umkämpfte nordsyrische Stadt Aleppo starben Aktivisten zufolge mehr als 30 Menschen, unter ihnen 19 Zivilisten.

Durch die Nutzung der Basis Hamadan im Westen des Irans verkürzt sich laut Medienberichten die Flugzeit nach Zentralsyrien um rund 60 Prozent im Vergleich zu einem Einsatz von Russland aus. Die Entfernung von Hamadan nach Mittelsyrien beträgt rund 900 Kilometer.

Die russische Luftwaffe fliegt seit September 2015 Angriffe in Syrien. Sie nutzt dafür vor allem einen Stützpunkt in der Provinz Latakia. Zuletzt waren Langstreckenbomber auch immer wieder von Basen auf russischem Gebiet gestartet.

Erst vergangene Woche hatte Kremlchef Wladimir Putin den iranischen Präsidenten Hassan Ruhani zu Beratungen getroffen. Ruhani sprach sich nach einer Mitteilung des Kremls dafür aus, gemeinsam mit Russland Sicherheit und Stabilität in der Region zu stärken.

"Wir führen eine strategische Zusammenarbeit mit Russland im Kampf gegen den Terrorismus, die sogar das Potenzial hat, noch weiter ausgebaut zu werden", sagte dazu der iranische Admiral Ali Schamchani, Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats.

Bei dem Einsatz vom Dienstag in mehreren syrischen Provinzen, darunter Aleppo und Dair as-Saur, hätten die russischen Flugzeuge unter anderem Stellungen der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) bombardiert, teilte das Ministerium in Moskau mit.

Der Aktivist Omar al-Arab erklärte, die Angriffe auf Aleppo seien ungewöhnlich heftig gewesen. Das deute darauf hin, dass das Assad-Regime und seine Verbündeten eine neue Offensive planten. Russische Jets bombardierten den Menschenrechtlern zufolge auch eine Versorgungsroute der Regimegegner im Süden der Stadt. Dabei seien zwölf Rebellen getötet worden.

Aleppo ist die umkämpfteste Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Aufständische kontrollieren den Osten der Metropole, regimetreue Kräfte den Westen. Im Juli war es Anhängern der syrischen Regierung gelungen, die Rebellengebiete von der Außenwelt abzuschneiden. Dort leben noch bis zu 300 000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen. Anfang August konnten Regimegegner jedoch eine neue Versorgungsroute freikämpfen.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz bezeichnete die Schlacht um Aleppo als einen der verheerendsten urbanen Konflikte der Neuzeit. Neben der direkten Bedrohung durch die Kämpfe mangele es an grundlegender Versorgung etwa mit Wasser und Strom, sagte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer. Dies sei ein dramatisches Risiko für bis zu zwei Millionen Menschen, die kaum Zugang zu medizinischer Grundversorgung hätten.

"Niemand und nichts ist sicher. Ständig gibt es Beschuss, mit Häusern, Schulen und Krankenhäusern in der Schusslinie. Menschen leben in einem Zustand der Angst. Kinder sind traumatisiert. Das Ausmaß des Leidens ist immens", sagte Maurer.