Berlin. Ihr Vorstoß hat die Homöopathen alarmiert: CDU-Verbraucherschutzpolitikerin Heil erklärt, was bei Globuli & Co. geändert werden sollte.

Es könnte ein Schlag sein für das Image von homöopathischen Mitteln. Deren Verkauf soll künftig nicht mehr nur in Apotheke erlaubt sein, weil das wie ein Gütesiegel wirke, fordert Mechthild Heil, Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die Politikerin brachte mit diesem Vorstoß die Verfechter homöopathischer Mittel gegen sich auf, die Globuli und Co. nicht im Drogeriemarkt im Regal sehen wollen.

Damit nicht genug: Heil will auch, dass durch die künftige Nennung der deutschen Bezeichnungen auch eklige Ausgangsprodukte wie Hundekot allgemein verständlich auf den Verpackungen aufgeführt werden.

Homöopathie-Verbände reagierten umgehend, sehen den Verbraucherschutz geschwächt, sprechen von einem Rückfall um mehr als 200 Jahre oder „künstlich herbeigeredeten Verständnisschwierigkeiten“. „Ich will Homöopathie nicht verbieten“, sagt Heil im Interview. Sie erklärt ihren Vorstoß, ihr Verhältnis zu Homöopathie – und wie es weitergehen soll.

Wie wütend waren die Reaktionen, die Sie sich eingefangen haben?

Es ging eigentlich, die Verbände reagieren natürlich, und dann gibt es Stimmen, die mir schreiben, man denke an mich und hoffe, ich werde nicht krank und müsse dann homöopathische Mittel nehmen. Homöopathie-Anhänger argumentieren da auf der persönlichen Ebene, nicht wissenschaftlich. Das hat mich am Anfang getroffen. Aber es gibt auch die begeisterten Rückmeldungen „endlich fasst es jemand an“.

Wie fassen Sie es denn an? Folgen den Worten auch Taten?

Ich habe in der Legislaturperiode mit dem Koalitionspartner darüber geredet, dort wollte man es nicht angehen. Bei der SPD gab es ja auch einen entsprechenden Antrag des Landesverbands Bremen, der auf dem Bundesparteitag aber nicht behandelt wurde. Mir wäre es am liebsten, dass es in der nächsten Legislaturperiode in einer Gesetzesinitiative mündet.

Ist es denn Unions-Position?

Das wird auch in der Fraktion unterschiedlich gesehen, aber es war ja eine Pressemitteilung der Fraktion, die auch mit der Arbeitsgruppe Gesundheit abgestimmt war. Natürlich spiegelt die Pressemitteilung nicht die Meinung aller Mitglieder wider. Es ist kein parteipolitisches Thema, da gehen die Meinungen quer durch die Parteien auseinander. Ich habe auch die Hoffnung, dass wir da künftig eine Gesetzesänderung hinbekommen.

Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie ist aber die Mehrheit der Deutschen Fan der Homöopathie, 70 Prozent wollen eine Kostenübernahme mancher Leistungen durch die Krankenkassen.

Ich denke, sehr viele Menschen verwechseln da Naturheilmedizin und Homöopathie. Viele Leute denken da an gute, bewährte pflanzliche Wirkstoffe. Wenn denen klar wird, dass Homöopathie auch bedeutet, dass der Gedanke an einen Stoff wirken soll, der sich wegen der starken Verdünnung gar nicht mehr darin befindet, dann finden das vielleicht auch mehr Leute irrsinnig. „Murus Berlinensis“, ein Bröckchen der Berliner Mauer gemischt mit der Menge des Wassers im Bodensee – und das soll gegen irgend etwas wirken?

Und Sie glauben an ein Umdenken, wenn bei den fast nicht vorhandenen Inhalts- oder Ausgangsstoffen statt „Blatta orientalis“ „Kakerlake“ und statt „Excrementum caninum“ „Hundekot“ aufgeführt wird?

Ich will niemanden bekehren und ich will Homöopathie nicht verbieten. Glaube versetzt Berge, und wenn jemand meint, es hilft ihm, soll er es doch nehmen. Die Leute sollen nur wissen, womit sie es zu tun haben. Mir geht es um die Information des aufgeklärten Verbrauchers.

Der Marktführer DHU, der im Jahr nach älteren Angaben mehr als 12 Milliarden Globuli jährlich herstellt, sagt, bei 30.000 Anfragen im Jahr würde nie nach den deutschen Namen gefragt, das sei kein Thema.

Ich kann nicht verstehen, warum die Produzenten der Homöopathika sich gegen eine verständliche Kennzeichnung in deutscher Sprache wehren. Wer fest von der Wirkung der Mittel überzeugt ist wird sich bestimmt nicht durch die Kennzeichnung davon abwenden. Bei Nutella käme ja auch niemand auf die Idee, die Nüsse nur mit lateinischen Namen anzugeben. 85 Prozent der Mittel werden in Selbstmedikation verkauft, da waren die Leute nicht mal beim Arzt oder Homöopathen. Und wer damit erstmals in Berührung kommt, der sollte das wissen. Homöopathische Mittel sollten bei der Verbraucheraufklärung keine Sonderrolle spielen dürfen.

Mehr dazu könnte oft auch ein Apotheker sagen. Und ein Apotheker könnte auch warnen, dass ein Patient vielleicht besser ein anderes Mittel nehmen sollte. Das sagen auch Menschen, die Homöopathie ablehnen. Sie wollen aber die Apothekenpflicht abschaffen.

So verantwortlich muss jeder selbst sein. Ich glaube nicht, dass Menschen einen Apotheker brauchen, der ihnen sagt, wenn sie krank sind. Der Apotheker hat auch nicht die Aufgabe, eine Diagnose zu stellen, wenn jemand über Bauchweh klagt. Weil es die homöopathischen Mittel aber in der Apotheke gibt, glauben Menschen, dass es ja etwas richtiges sein muss. Das ist wie ein Gütesiegel.

Es steht ja auch darauf „Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren“.

Der Hinweis könnte auch weg, wenn ein homöopathisches Mittel nicht mehr apothekenpflichtig ist. Wenn wegen der starken Verdünnung nur noch der „Geist“ eines Stoffes drin ist, kann das auch keinen Schaden anrichten. (law)