Köln. Der Krawall beim G20-Gipfel hinterlässt Spuren: Die Politik hätte eine Mehrheit hinter sich, das Demonstrationsrechts einzuschränken.

Nach den Ausschreitungen während des G20-Gipfels in Hamburg sprechen sich einer Umfrage zufolge viele Deutsche für eine Einschränkung des Demonstrationsrechts aus. Der Aussage, dass der Staat zum Zweck der Gewaltvermeidung bei Demonstrationen die Versammlungsfreiheit stärker einschränken können sollte, stimmte mit 50 Prozent die Hälfte der Befragten zu, wie das Meinungsforschungsinstitut Yougov am Dienstag in Köln mitteilte.

Für die repräsentative Umfrage wurden den Angaben nach am Montag und Dienstag 1.079 Menschen ab 18 Jahren in standardisierten Online-Interviews befragt.

Nur ein Drittel gegen Einschränkung

Dagegen folgte mit 30 Prozent lediglich knapp ein Drittel der Aussage, dass das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit wesentlich für die Demokratie ist und der Staat dies nicht weiter einschränken sollte, wie Yougov erklärte.

G20-Krawalle: Zerstörungswut in Hamburg

Nach Straßenschlachten am Rande des G20-Gipfels sind die Zerstörungen im Hamburger Schanzenviertel groß. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen am Sonnabendmorgen (8. Juli 2017) die letzten Brände.
Nach Straßenschlachten am Rande des G20-Gipfels sind die Zerstörungen im Hamburger Schanzenviertel groß. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen am Sonnabendmorgen (8. Juli 2017) die letzten Brände. © dpa | Axel Heimken
Die Randalierer bauten nicht nur Barrikaden und legten Brände, sie plünderten auch Geschäfte – etwa diese Drogerie.
Die Randalierer bauten nicht nur Barrikaden und legten Brände, sie plünderten auch Geschäfte – etwa diese Drogerie. © dpa | Kay Nietfeld
Am Morgen nach den Krawallen wird das Ausmaß der Zerstörungswut sichtbar – und das Aufräumen beginnt.
Am Morgen nach den Krawallen wird das Ausmaß der Zerstörungswut sichtbar – und das Aufräumen beginnt. © dpa | Daniel Bockwoldt
Die Inhaber dieses Geschäftes hatten wohl nicht mit einem solchen Ausmaß von Zerstörungswut gerechnet und ihre Scheiben nicht vorsorglich geschützt.
Die Inhaber dieses Geschäftes hatten wohl nicht mit einem solchen Ausmaß von Zerstörungswut gerechnet und ihre Scheiben nicht vorsorglich geschützt. © dpa | Daniel Bockwoldt
Angezündet wurde in Hamburg in der Nacht so ziemlich alles, von Fahrrädern über Mülltonnen bis zu Autos und Barrikaden.
Angezündet wurde in Hamburg in der Nacht so ziemlich alles, von Fahrrädern über Mülltonnen bis zu Autos und Barrikaden. © REUTERS | FABIAN BIMMER
Die Stadtreinigung versucht am nächsten Morgen das Chaos zu beseitigen.
Die Stadtreinigung versucht am nächsten Morgen das Chaos zu beseitigen. © REUTERS | FABIAN BIMMER
Polizeibeamte räumten am Morgen Miet-Fahrräder von der Straße Schulterblatt im Schanzenviertel.
Polizeibeamte räumten am Morgen Miet-Fahrräder von der Straße Schulterblatt im Schanzenviertel. © dpa | Christian Charisius
In der Nacht zuvor waren gewaltbereite Demonstranten auch mit Pflastersteinen auf Polizisten losgegangen.
In der Nacht zuvor waren gewaltbereite Demonstranten auch mit Pflastersteinen auf Polizisten losgegangen. © dpa | Axel Heimken
Eine Spur der Verwüstung vor der Roten Flora, einem autonomen Zentrum.
Eine Spur der Verwüstung vor der Roten Flora, einem autonomen Zentrum. © dpa | Axel Heimken
Mit so viel Gewaltbereitschaft hatten wohl weder die Polizei noch die Stadtverwaltung gerechnet.
Mit so viel Gewaltbereitschaft hatten wohl weder die Polizei noch die Stadtverwaltung gerechnet. © dpa | Markus Scholz
Brennende Barrikaden im Schanzenviertel.
Brennende Barrikaden im Schanzenviertel. © dpa | Bodo Marks
Die Polizei war mit mehr als 20.000 Einsatzkräften in der Stadt, hatte am Freitagmorgen nochmal Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert. In der Nacht zu Samstag stürmten Spezialeinsatzkräfte der Polizei den verbarrikadierten Teil des Schanzenviertels.
Die Polizei war mit mehr als 20.000 Einsatzkräften in der Stadt, hatte am Freitagmorgen nochmal Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert. In der Nacht zu Samstag stürmten Spezialeinsatzkräfte der Polizei den verbarrikadierten Teil des Schanzenviertels. © dpa | Kay Nietfeld
Spezialkräfte der Polizei versuchten, die Lage im Schanzenviertel unter Kontrolle zu bringen.
Spezialkräfte der Polizei versuchten, die Lage im Schanzenviertel unter Kontrolle zu bringen. © dpa | Michael Kappeler
Die Randalierer plünderten auch einen Supermarkt.
Die Randalierer plünderten auch einen Supermarkt. © Getty Images | Thomas Lohnes
Anarchische Zustände am Rande des G20-Gipfels.
Anarchische Zustände am Rande des G20-Gipfels. © Getty Images | Thomas Lohnes
Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Pfefferspray gegen die Randalierer vor. Die Bilanz am Morgen: 197 verletzte Polizisten, zahlreiche Festnahmen, mehrere Haftbefehle. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, ist unklar.
Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Pfefferspray gegen die Randalierer vor. Die Bilanz am Morgen: 197 verletzte Polizisten, zahlreiche Festnahmen, mehrere Haftbefehle. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, ist unklar. © Getty Images | Thomas Lohnes
Zerstörungswut im Schanzenviertel.
Zerstörungswut im Schanzenviertel. © Getty Images | Thomas Lohnes
Zerstörungswut im Schanzenviertel.
Zerstörungswut im Schanzenviertel. © Thomas Lohnes
1/18

Einige Befragte halten die Gewalt in Hamburg für gerechtfertigt: Gewalt gegen Sachen ist für elf Prozent gerechtfertigt, 17 Prozent dulden sie, um mediale Aufmerksamkeit zu erzielen, und 15 Prozent, weil die Polizei das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit beim G20-Gipfel verletzt habe. Der Yougov-Meinungsforscher Holger Geißler spricht von einem Potenzial an Gewaltakzeptanz, das ein Warnzeichen für die Politik sein sollte. Heiko Maas hatte seine Amtskollegen in Europa bei der Fahndung nach den Tätern um Hilfe gebeten.

Merkel: Ausbau der "inneren Sicherheit" wichtiges Thema

weitere Videos

    Mehrheit weiter für Gipfeltreffen

    Die Ausschreitungen in Hamburg scheinen die grundsätzliche Einstellung einiger Deutscher zu derartigen Gipfeltreffen beeinflusst zu haben. Hielten am vergangenen Freitag noch 59 Prozent der Deutschen einen G20-Gipfel grundsätzlich für sinnvoll, waren es nach dem Hamburger Treffen noch 52 Prozent. Mit 29 Prozent glaubt weniger als ein Drittel der Befragten, dass die Ergebnisse des Hamburger G20-Treffens helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. (epd)