Berlin. Er ging keinem Streit aus dem Weg, war nie um eine Antwort verlegen. Kardinal Joachim Meisner lieferte prägnante Zitate. Eine Auswahl.

Kardinal Joachim Meisner, der jetzt im Alter von 83 Jahren gestorben ist, war ein Freund klarer Worte. Immer wieder kam es dabei auch zu umstrittenen Äußerungen, gelegentlich zu verbalen Entgleisungen. Wir dokumentieren hier die prägnantesten Aussagen des früheren Kölner Erzbischofs.

Zum praktizierten Glauben: „Nächstenliebe ist kein Freundlichkeitsbrei. Liebe ist oft sehr hart.“

Zum Islam: „Toleranz predigt der Islam immer nur dort, wo er in der Minderheit ist.“

Zum Thema Abtreibung: „Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen lässt, dort verfehlt er sich immer am Leben: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht.“

Zum Verzicht auf den Gottesbezug in der EU-Verfassung: „Wenn Gott in einer Gesellschaft nicht mehr Gott ist, dann fühlt sich jeder einzelne Mensch als Gott.“

Kardinal Joachim Meisner 2008 während der Ostermesse im Kölner Dom.
Kardinal Joachim Meisner 2008 während der Ostermesse im Kölner Dom. © dpa | Oliver Berg

Zur Abkehr vieler Menschen von der Religion: „Die deutsche Gottvergessenheit zeigt sich heute in der geschwundenen Menschlichkeit in unserem Lande. Nur ein gläubiger Mensch wird auf Dauer ein friedfertiger Zeitgenosse bleiben. Wem Gott nicht mehr heilig ist, was soll dem noch heilig sein?“

Zu Kunst und Kultur: „Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet.“

Zur Generation der 68er: „Sehen Sie sich diese Eltern an! Viele gehören noch zu den 68ern. Das sind metaphysische Asylanten, Obdachlose. Die wissen nicht, wo sie hingehören.“

Zur Papstwahl: „Wenn einer unbedingt Papst werden will, dann ist er der ungeeignetste. Wenn sich dagegen einer windet, dann ist dies das sicherste Zeichen, dass er der richtige Mann ist.“

Zu Homosexualität: „Die Kirche hat für die Schöpfungsordnung einzustehen. Der Mann ist auf die Frau hin geschaffen und die Frau auf den Mann hin und daraufhin, dass sie aus der Ehe eine Familie machen. Damit ist dann auch der Fortbestand der Menschheit gesichert.“

Zu seiner Mission: „Ich will ja gar nicht heiliggesprochen werden. Mir geht es darum, meine Talente für die Menschen einzusetzen.“

Zu seinem Image: „Ich habe gelesen, was die Presse über mich geschrieben hat, und mir gedacht: Mein Gott, das soll ich alles sein?“

Zu seiner Bilanz als Geistlicher: „Habe ich alles richtig gemacht? Bestimmt nicht. Aber ich glaube, auch nicht alles falsch.“ (W.B.)