Pjöngjang/Seoul. Es wäre eine neue Stufe der Eskalation: Nordkorea behauptet, zum ersten Mal erfolgreich eine Interkontinentalrakete getestet zu haben.

  • Nordkorea will eine Interkontinentalrakete getestet haben
  • Nach südkoreanischen Angaben ist eine Rakete 930 Kilometer in Richtung des japanischen Meeres geflogen
  • Mit dem Test wäre eine neue Eskalationsstufe im Streit um Nordkoreas Atomprogramm erreicht

Nordkorea hat nach eigenen Angaben erstmals erfolgreich eine Interkontinentalrakete (ICBM) getestet. Die Rakete des Typs Hwasong-14 habe nach dem Start eine Höhe von 2802 Kilometern erreicht und sei 933 Kilometer weit geflogen. Das habe das nordkoreanische Staatsfernsehen am Dienstag vermeldet, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Der Machthaber Kim Jong Un habe den Start persönlich verfolgt.

Zuvor hatten bereits die südkoreanischen Streitkräfte mitgeteilt, dass das Nachbarland im Westen des Landes eine ballistische Rakete abgefeuert habe, die rund 930 Kilometer in Richtung des Japanischen Meers geflogen sei. Südkorea schließe nicht aus, dass es eine Interkontinentalrakete gewesen sein könnte, sagte Präsident Moon Jae In in Seoul bei einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrats. Er verurteilte den Test als Verletzung von UN-Resolutionen.

Japan sieht wachsende Bedrohung durch Nordkorea

Südkoreas Präsident Moon Jae In hat den Raketentest Nordkoreas verurteilt.
Südkoreas Präsident Moon Jae In hat den Raketentest Nordkoreas verurteilt. © dpa | -

Nach Angaben der japanischen Regierung landete die Rakete nach einem rund 40-minütigen Flug vermutlich in der 200-Meilen-Zone vor Japans Küste. Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat den erneuten Raketenabschuss scharf verurteilt. Dies zeige „deutlich“, dass die Bedrohung durch Pjöngjang „weiter gestiegen“ sei, so Abe am Dienstag. Sein Sprecher erklärte, die wiederholten Provokationen durch Nordkorea seien nicht hinnehmbar. Japan beabsichtige, zusammen mit den USA und Südkorea mehr Druck auf Nordkorea auszuüben.

Abe rief zugleich China und Russland auf, beim G-20 Gipfel in Hamburg eine „konstruktive“ Rolle in Bezug auf Nordkorea zu spielen. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitierte den japanischen Außenminister Fumio Kishida mit den Worten, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen sei wichtiger als Dialog.

Interkontinentalraketen haben Reichweite von mehr als 5500 Kilometern

US-Präsident Donald Trump sieht weiter in erster Linie China in der Pflicht, Pjöngjang zur Räson zu bringen. „Vielleicht wird China erhebliche Maßnahmen gegen Nordkorea ergreifen, um diesen Unsinn ein für alle Mal zu beenden“, twitterte Trump am Montagabend (Ortszeit). Es sei schwer zu glauben, dass Südkorea und Japan sich weiter damit abfinden würden. Er frage sich, ob dieser Typ nichts Besseres in seinem Leben zu tun habe, als Raketen starten zu lassen, schrieb Trump und spielte damit offenbar auf den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un an.

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Mit dem Test einer Interkontinentalrakete wäre eine neue Eskalationsstufe im Streit um Nordkoreas Atomprogramm erreicht, der als einer der gefährlichsten Konflikte weltweit gilt. Als Interkontinentalraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Sie werden üblicherweise mit Atomsprengköpfen bewaffnet und folgen nach Verlassen der Erdatmosphäre einer ballistischen Flugbahn.

Russland widerspricht nordkoreanischen Angaben

Das weithin isolierte Nordkorea arbeitet seit Jahren an solchen Raketen, die auch die USA erreichen können. Anchorage in Alaska ist 6000 Kilometer von Pjöngjang entfernt, Berlin knapp 8000 Kilometer. Der jüngste Test wurde auch als Warnsignal an die Regierung in Washington verstanden, der Nordkorea eine feindselige Politik unterstellt. Das bestreitet Washington. US-Präsident Donald Trump hatte mehrfach mit Alleingängen in dem Konflikt gedroht und auch militärische Aktionen nicht ausgeschlossen.

Russland hat den nordkoreanischen Angaben unterdessen widersprochen. Das Verteidigungsministerium in Moskau gehe davon aus, dass lediglich eine Mittelstreckenrakete erprobt worden sei, meldete die Nachrichtenagentur RIA. Das Geschoss habe demnach eine Höhe von 535 Kilometer erreicht und sei etwa 510 Kilometer weit geflogen, ehe es vor Japan ins Meer gestürzt sei. Für Russland habe der Test keine Bedrohung dargestellt.

Lage in der Region schon seit Jahren angespannt

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea den Test ballistischer Raketen. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart konventionelle, biologische, chemische oder sogar atomare Sprengköpfe ins Ziel befördern können. Die Lage in der Region ist nach zahlreichen Raketentest durch Nordkorea seit dem vergangenen Jahr angespannt. (dpa/rtr)