Berlin. Winfried Kretschmann geht mit seiner Partei hart ins Gericht. Ein Video zum Beweis dazu ist nun ohne seine Erlaubnis online gegangen.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann kann sich über seine Partei so richtig aufregen: „Macht euren Wahlkampf selber“, schimpft der Grünen-Politiker, „wie kann man denn so ein Zeug verzapfen.“ Nach ihren Beschlüssen zum Aus für den Verbrennungsmotor bei Autos dürften die Grünen nicht jammern, wenn sie bei der Bundestagswahl nicht über ein Ergebnis von sechs oder acht Prozent hinauskämen.

Der Wutausbruch ist auf einem im Internet kursierenden Video zu sehen, das am Rande des Grünen-Parteitags aufgenommen wurde – offenbar ohne ausdrückliche Zustimmung des Ministerpräsidenten. Der Parteitag hatte zuvor im Wahlprogramm verankert, dass ab 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr neu zugelassen werden sollten; Kretschmann und führende Grüne hatten dafür plädiert, auf die Terminfestlegung zu verzichten.

Grüne längst nicht so geschlossen, wie es wirkte

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„Wie soll das funktionieren?“, wetterte er danach in dem Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel, es handele sich um „Schwachsinnstermine“.

Öffentlich hatte sich Kretschmann zuletzt mit Kritik an Grünen-Beschlüssen zurückgehalten. Nun wird klar: Die Grünen sind gar nicht so geschlossen, wie sie es beim Parteitag demonstriert hatten. Kretschmann gibt sich empört: Bei den Aufnahmen eines privaten Gesprächs handele es sich um einen „Lauschangriff“, ließ er seinen Regierungssprecher erklären.

Auch die Veröffentlichung, die von einem rechten Blog ausging, sei „sittenwidrig“. Der Grünen-Politiker Boris Palmer nannte die Veröffentlichung später sogar einen „Skandal“. Doch der Urheber des Videos versicherte, es sei für Kretschmann klar erkennbar gewesen, dass er von der zwei Meter entfernten Kamera gefilmt werde.

In der Partei- und Fraktionsspitze der Grünen wurde Kretschmanns Ausbruch mit Kopfschütteln quittiert. Doch versuchten führende Grüne, die Differenzen zu relativieren. Im Ziel der abgasfreien Mobilität bestehe große Einigkeit, sagte Fraktionsvize Oliver Krischer dieser Zeitung. Es gehe darum, der Autoindustrie „gemeinsam politisch auf die Sprünge zu helfen“. Grünen-Chef Cem Özdemir versicherte, Kretschmann werde sich im Wahlkampf engagieren.