Berlin. Deniz Yücel ist nicht der einzige Deutsche, der in der Türkei in Haft sitzt. Es wurden mehr Deutsche festgenommen als bislang gedacht.

Die Türkei hat nach neuen Erkenntnissen mehr Deutsche und Deutschtürken im Gefolge des Putschversuchs festgenommen als bisher bekannt. „Wir müssen jetzt davon ausgehen (...), dass es nicht mehr sechs Personen sind, sondern dass es neun Personen sind“, sagte Außenamtssprecher Martin Schäfer am Freitag in Berlin. „Das sind Fälle, die uns erst in jüngster Zeit bekanntgeworden sind.“

Das festnehmende Land hat nach dem Völkerrecht die Pflicht, die Auslandsvertretung des Herkunftsstaates zu informieren. Im Falle der Türkei gelangten diese Informationen allerdings manchmal nur auf verschlungenen Pfaden – etwa über die Familie der Vermissten – an die deutschen Diplomaten, sagte Schäfer.

Baldige Hauptverhandlung zeichnet sich nicht ab

Bei den drei zusätzlichen Fällen handle es sich um einen Mann mit doppelter Staatsangehörigkeit, der seit Ende Mai in Haft sei. Eine Deutsche, die mutmaßlich auch die türkische Staatsangehörigkeit besitze, sei seit der zweiten Juni-Woche in Haft. Ein weiterer Deutscher sei angeblich im Laufe der Woche in Istanbul von der Polizei festgenommen worden.

„Ich muss Ihnen ehrlich sagen, dass die Lage sich nicht verbessert hat, sondern eher verschlechtert“, kritisierte Schäfer. Hinzu komme, dass sich weder im Fall des inhaftierten „Welt“-Journalisten Deniz Yücel noch im Fall der Journalistin Mesale Tolu eine baldige Hauptverhandlung zur Klärung der Vorwürfe abzeichne. Die fortwährende Untersuchungshaft sei problematisch, wenn nicht gar rechtswidrig, sagte Schäfer. (rtr)