Berlin. Der Gedanke an eine Jamaika-Koalition ist Bundeskanzlerin Merkel nicht fremd. In einem solchen Bündnis könnten einige Chancen liegen.

Auf den ersten Blick macht die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein die politische Landkarte der Republik noch bunter. Doch genau besehen startet in Kiel mehr als nur ein weiterer Regierungsversuch auf Landesebene. Viel spricht dafür, dass dort gerade ein neues Modell auch für den Bund erprobt wird. Es könnte sich als Chance zur gesellschaftlichen und politischen Modernisierung entpuppen: Die Pragmatiker in Kiel machen vor, wie sich mit neuen Mehrheiten ökologische und liberale Politik klug verbinden lassen.

Wenn die Demoskopen Recht behalten und nach der Bundestagswahl die Alternative nur eine weitere große Koalition wäre, dann spricht viel für den Aufbruch nach Jamaika. Auch Union und SPD wissen, dass eine weitere GroKo nur die politischen Ränder stärken würde. Und in großen Teilen der SPD-Basis ist die Partnerschaft mit der Union inzwischen so verhasst, dass die Genossen die Fortsetzung der Koalition schon in der kaum vermeidbaren Mitgliederbefragung stoppen dürften.

Die CSU macht Schwierigkeiten

Ein Selbstläufer wäre Jamaika im Bund nicht. In Kiel gelang die Einigung auch deshalb, weil sich die Spitzenleute der drei Parteien gut kennen und schätzen; eine solche Vertrauensbasis besteht auf Bundesebene nicht. Und mit der CSU käme auf Unionsseite ein Partner dazu, mit dem Grüne – und Liberale – größere Schwierigkeiten hätten. Von Asyl über innere Sicherheit bis zu Steuern und Sozialpolitik liegen die Positionen der potenziellen Partner weit auseinander. Das Risiko liegt vor allem bei den Grünen, die Gefahr laufen, in der Beliebigkeitsfalle zu landen.

Die Kanzlerin müsste den Grünen also viel bieten, um sie ins Boot zu holen. Aber an Signalen fehlt es nicht: Wäre es nach Merkel gegangen, hätten Union und Grüne schon einen gemeinsamen Bundespräsidenten-Kandidaten gekürt. Es sollte niemand glauben, die CDU-Vorsitzende wäre nicht vorbereitet.