Washington. Der Anfang vom Ende? Aus der Falle, die James Comey Donald Trump gestellt hat, wird sich der Präsident nur schwer befreien können.

Wahlen haben Konsequenzen. Amerika erfährt das gerade unter großen Schmerzen. Präsident Donald Trump hat seine Regierung in den Dauerkrisenmodus gewirtschaftet. Das Weiße Haus präsentiert sich als führungslose, inkompetente Schlangengrube. Im Kongress wächst auch bei den Republikanern die Ungeduld mit einem politischen Bruchpiloten, der Gesetzesvorhaben vor die Wand fährt und Gott und die Welt in den Orkus twittert.

Viele Wähler haben Trump als charakterlosen Großsprecher identifiziert, der heiße Luft produziert und sich in Zerstörungswut gefällt. Hauptsache weg – mit allem, wo Obama draufsteht.

Trumps Amt dürfte bis 2018 sicher sein

Das war die widrige Ausgangsposition, mit der Trump in das am Donnerstag in Washington aufgeführte Drama um die alles überdeckende Russland-Affäre einstieg. Gut ausgehen wird das nicht. Auch wenn Trump in der eigenen Partei aus Gründen der politischen Opportunität bis zu den Zwischenwahlen 2018 vor einem Amtsenthebungsverfahren sicher sein dürfte.

Die Russland-Affäre, von der bisher allenfalls die Spitze des Eisbergs zu sehen ist, wird Trumps Agenda – Steuern, Jobs, Mauerbau, Krankenversicherung etc. – so stark entschleunigen, dass irgendwann der Stillstand folgt. Das schafft bei den Wählern noch mehr Überdruss. Schon heute sind die Umfragewerte für Trump unterirdisch. Und jetzt auch noch James Comey.

Glaubwürdigkeit Trumps hat schlimmen Schaden erlitten

Integrität und Glaubwürdigkeit des Präsidenten haben durch die an „House of Cards“ erinnernde Beichte des ehemaligen FBI-Chefs einen Schlag erhalten, der nicht verheilen wird. Der erste Mann im Staat hat, ob aus Berechnung oder Unbedarftheit, die Institutionen mit Füßen getreten. Das hat es seit Richard Nixons Watergate-Affäre so nicht mehr gegeben. Das bleibt.

Trump hat aktiv versucht, laufende Ermittlungen gegen einen Mann zu stoppen, der wegen dubioser Machenschaften unter anderem mit Kreml-Größen wahrscheinlich demnächst vor Gericht landen wird. Die offene Frage, was Ex-General Michael Flynn tat und wusste, ist aktueller denn je.

Trump unter Druck: Das sind die drei wichtigsten Player der Russland-Affäre

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    Trump verhält sich wie ein Autokrat

    Trump hat dazu im Stil des Mafia-Paten Don Vito Corleone leise gedroht, Gefolgschaft eingeklagt und als sie ausblieb den obersten Polizisten des Landes einfach rausgeschmissen. Trump hat die Gewaltenteilung missachtet und versucht, das FBI einzuspannen, um einen Skandal herunter zu dimmen. Trump hat sich verhalten, wie man es von Putin, Erdogan und anderen autokratischen Pseudo-Demokraten gewohnt ist.

    Seine Interventionen, die sich nahtlos einfügen in maßlose Richter-, Medien- und Kritikerschelte, dokumentieren die fehlende Eignung für das höchste Staatsamt. Amerikas Demokratie ist keine Hochhausbaustelle in Manhattan. Normen, Rituale und Tabus sind zu beachten. Trump ignoriert alles. Jetzt kommt die Quittung.

    Kann Trump das Gegenteil beweisen?

    Comeys Steilvorlage im Kongress wird Ansporn sein für viele Abgeordnete wie für den Sonderermittler Robert Mueller, auch ein ehemaliger FBI-Chef, noch genauer hinzusehen. Im noch undurchsichtigen Zusammenspiel von Trumpianern und Putin-Getreuen vor der Wahl 2016 wird jeder Stein dreimal umgedreht.

    Der Präsident, in der Vergangenheit nachweisbar selten der Wahrheit verpflichtet gewesen, steht mit dem Rücken zur Wand. Beinahe hilflos erklärte das Weiße Haus nach Comeys Kriegserklärung in einer ersten Reaktion: „Der Präsident ist kein Lügner.“ Seine Behauptung, er habe all das Verwerfliche und Grenzen Überschreitende nicht getan, was Comey öffentlich ausgesagt hat, ruft nach Belegen. Hat Trump einen Tonband-Mitschnitt, der das Gegenteil beweist? „Ach, Gottchen.“ James Comey kann es kaum erwarten ...