Kabul/Berlin. In Kabul sind mehrere Sprengsätze detoniert. Mindestens 20 Menschen starben bei einer Trauerfeier mit wichtigen Regierungsvertretern.

In Afghanistans Hauptstadt Kabul sind laut einem Sprecher der afghanischen Polizei am Samstag mindestens 20 Menschen getötet worden. Während eines hochrangig besuchten Begräbnisses seien gleich drei Bomben in schneller Folge explodiert, sagte ein Polizist im Stadtviertel Badambach. Laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums wurden mindestens 119 Menschen verletzt in Kliniken gebracht.

Das Unglück ist der dritte schwere Sicherheitsvorfall in der afghanischen Hauptstadt seit Mittwoch. Zu den vermeintlichen Tätern gab es unmittelbar keine Hinweise. Die radikalislamischen Taliban wiesen in einer Botschaft über einen Whatsapp-Kanal jegliche Beteiligung an einem Attentat zurück.

Proteste gegen Regierung

Die Detonationen ereigneten sich auf der Beerdigung von Mohammad Salem Isedjar, dem Sohn des stellvertretenden Senatspräsidenten. Er hatte zusammen mit anderen gegen den Anschlag vom Mittwoch im Kabuler Diplomatenviertel demonstriert, bei dem etwa 90 Menschen getötet worden waren. Die Polizei hatte bei der Demonstration mehrere Menschen getötet.

Auch der afghanische Regierungschef Abdullah Abdullah war Gast der Beerdigung, laut einer Erklärung seines Büros blieb er jedoch unverletzt. Im Fernsehen sprach er von drei Selbstmordattentätern, die sich unter die Trauernden gemischt hätten. Außenminister Salahuddin Rabbani, der ebenfalls zum Begräbnis erschienen war, schrieb auf seiner Facebook-Seite, auch er sei unverletzt. Wer die Todesopfer sind, blieb zunächst unklar.

Bombenanschläge dieser Art nicht neu

Bomben auf Begräbnisse sind in Afghanistan nicht neu: Manchmal töten Attentäter absichtlich eine prominente Figur, um beim Begräbnis eine größere Zusammenkunft weiterer bekannter Führer anzugreifen. Einen solchen Fall gab es 2011, als die Taliban Ahmed Wali Karsai, einen Bruder des damaligen Präsidenten, töteten und nur zwei Tage später während des Begräbnisses wieder zuschlugen.

Erst am Mittwoch waren bei der Explosion einer massiven Lastwagenbombe in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft mitten im Diplomaten- und Regierungsviertel von Kabul mindestens 90 Menschen getötet und rund 460 weitere verletzt worden. Ein Gebäude der deutschen Botschaft wurde schwer beschädigt, eine deutsche Diplomatin leicht und eine afghanische Mitarbeiterin der Botschaft schwer verletzt. Ein afghanischer Wächter wurde getötet.

Mehrere Menschen bei Demonstrationen gegen Regierung getötet

Bei emotionalen Demonstrationen für mehr Sicherheit im Land und gegen die Regierung von Präsident Aschraf Ghani und Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah waren am Freitag sieben Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. (dpa/nsa)