Nürburg. Nach der Festival-Evakuierung wegen Terroralarms hatte „Rock am Ring“-Chef Marek Lieberberg sich in Rage geredet. Nun legt er nach.

„Rock am Ring“-Organisator Marek Lieberberg hat seine Wutrede zur Unterbrechung des Festivals „Rock am Ring“ in der Eifel verteidigt. Am Freitagabend hatte er sich in einem Rundumschlag über die Entscheidung, den Anti-Terror-Kampf und über die Haltung der Muslime beklagt. In sozialen Netzwerken erntete Lieberberg viel Kritik für seine pauschale Attacke. Nun hat er sich erneut dazu geäußert.

Lob von der AfD für seine Rede ficht ihn nicht an: „Keiner ist davor gefeit, von der falschen Seite vereinnahmt zu werden“, sagte Lieberberg der „Bild am Sonntag“. Die AfD hatte auf Twitter geschrieben: „Er spricht nur das aus, was jeder vernunftbegabte Mensch längst denkt!“

Lieberberg hatte auch Kritik an Muslimen geäußert – und bekräftigt sie gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich erwarte von allen Beteiligten eine eindeutige Gegnerschaft zu Gewalt und Terror. Nach meiner Wahrnehmung haben es die Menschen muslimischen Glaubens bisher leider weitgehend versäumt, dies auch in entsprechenden Demonstrationen zu artikulieren“.

In der Wutrede hatte er gesagt: „Ich möchte endlich mal Demos sehen, die sich gegen die Gewalttäter richten. Ich hab’ bisher noch keine Moslems gesehen, die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind.“

de Maizière verteidigte Zwangspause

Der Veranstalter befürchtete, dass Sport- und Kulturveranstaltungen nach unterschiedlichen Maßstäben bewertet werden: „Das Signal, das Deutschland heute sendet, ist katastrophal. Wir zahlen den Preis für den Skandal im Fall Amri. Wir sind die Lückenbüßer dafür“. so Lieberberg am Freitag.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich dagegen hinter die Entscheidung des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) gestellt, das Festival zu unterbrechen. Lewentz habe ihn vorab informiert, erklärte de Maizière am späten Freitagabend. „Für diese schwierige wie verantwortungsvolle Entscheidung hat er meine volle Unterstützung. So bitter es ist, die Sicherheit der Festivalbesucher muss an erster Stelle stehen.“

Fans hatten Gelände gelassen verlassen

Hintergrund der Unterbrechung waren der Polizei zufolge konkrete Hinweise, aufgrund derer eine mögliche terroristische Gefährdung nicht auszuschließen gewesen sei. Die Fans hatten das Gelände singend und Sprechchöre gegen Terror skandierend Richtung Zeltplatz verlassen. Lieberberg sprach von einer „bemerkenswerten, bewundernswerten Weise.“ Am Samstag wurde das Festival fortgesetzt, nachdem die Polizei Entwarnung gegeben hatte.

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    Um die Zukunft des Festivals sorgt Lieberberg sich offenbar nicht: „Die Bedeutung der Musikkultur in unserer Gesellschaft wächst und die Menschen wollen und werden sich die Freiheit nicht nehmen lassen.“ (law/kari/dpa)