Donald Trumps Auslandsreise ist mit Fallstricken durchzogen
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Von Dirk Hautkapp
Washington/Riad. Den Auftakt seiner Reise hat Donald Trump gemeistert. In Riad leistete er sich keinen Fauxpas. Das könnte am Sonntag anders aussehen.
So gebeugt hat man Donald Trump lange nicht gesehen. Als König Salman dem Gast aus Amerika gestern Mittag in seinem funkelnden Palast in Riad die höchste Medaille verlieh, die Saudi-Arabien zu vergeben hat, senkte der US-Präsident demutsvoll für einige Sekunden den Kopf. Ritual erledigt. Stille Dankbarkeit gezeigt. Kein Fauxpas.
Mit Erleichterung nahm der Begleit-Tross aus Washington zur Kenntnis, dass der Auftakt zu Trumps erster großer Auslandsreise, die ihn noch nach Jerusalem und ins Westjordanland, zum Papst in Rom, zur Nato in Brüssel und zum Treffen der sieben größten Wirtschaftsnationen (G7) nach Sizilien führen soll, unfallfrei über die Bühne ging. Und das bei den miserablen Nachrichten aus der Heimat, die dem 70-Jährigen wie ein Kampfgeschwader fliegender Teppiche nachreisen.
FBI-Chef will im Geheimdienstausschuss aussagen
Der von Trump gefeuerte FBI-Chef James Comey will Ende Mai im Geheimdienstausschuss des Senats öffentlich darüber aussagen, wie Trump versucht haben soll, auf Comeys Ermittlungen in der Russland-Affäre Druck auszuüben. „Ich hoffe, Sie können das auf sich beruhen lassen“, soll Trump dem Ex-Chef der Bundespolizei aufgegeben haben.
Konkret gemeint waren die Untersuchungen gegen den kurz zuvor zurückgetretenen Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn, eine Hauptfigur im Verdachtsgeflecht über illegale Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und dem Kreml während der Wahl 2016. Trump bestreitet die Vorwürfe, aber die Indizien gegen ihn häufen sich.
Donald Trump zu Besuch beim Papst
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Angeblich hat Trump bei seinem ominösen Gespräch mit Russlands Außenminister Lawrow und Russlands Botschafter Kisljak im Weißen Haus über Comey wörtlich gesagt: „Ich habe gerade den Chef des FBI gefeuert. Er war verrückt, ein richtiger Spinner.“ So zitiert die „New York Times“ aus einem Protokoll von Regierungsmitarbeitern. Und: „Ich war wegen Russland großem Druck ausgesetzt. Der ist jetzt weg.“
Trump: Russland-Affäre „Medienerfindung“
Überraschenderweise dementierte Regierungssprecher Sean Spicer die Schimpftirade nicht. Er warf Comey „Selbstdarstellung“ und eine „Politisierung der Ermittlungen“ vor.
Für Juristen und manche Kongressabgeordnete könnte Trump damit den Tatbestand der „Behinderung der Justiz“ erfüllt haben. Ein Sachverhalt, der – falls er durch den gerade eingesetzten Sonderermittler Robert Mueller bestätigt wird – seine Präsidentschaft aus der Kurve tragen könnte.
Zumal die „Washington Post“ erfuhr, dass das FBI in der Causa Russland inzwischen auch gegen namentlich nicht benannte Person im engsten Umfeld von Trump ermittelt. Der sieht die Russland-Affäre als „Medienerfindung“ und sich als Opfer einer „Hexenjagd“.
Trump hält Rede über den Islam
CNN-Kommentatoren erwarten, dass in der kommenden Woche neue für Trump „hochtoxische“ Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Trump, ein Freund impulsiver Kommentare auf Twitter, könnte sich veranlasst sehen, aus dem Ausland in die Offensive zu gehen. Das wiederum könnte die Agenda des Neun-Tage-Trips überschatten. Ohnehin ist das Programm für Trump mit Fallstricken durchzogen, die gefährlicher sind als der Verzicht von Trumps Gattin Melania und seiner Tochter Ivanka auf die in Saudi-Arabien übliche Kopfbedeckung bei Frauen.
Das Königreich, das am Samstag einen über zehn Jahre laufenden 350-Milliarden-Dollar-Militär-Deal mit den USA unterzeichnet hat, wird am Sonntag eine mit Spannung erwartete Rede Trumps über den Islam hören. Geschrieben hat sie Stephen Miller, maßgeblich verantwortlich für den verkorksten Einreisestopp Trumps für Bürger aus mehreren muslimischen Ländern.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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