Teheran. Bekommt der moderate Amtsinhaber Ruhani eine zweite Chance? Am Freitag können 56 Millionen Iraner ihren künftigen Präsidenten wählen.

Die Iraner sind am Freitag zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Mehr als 56 Millionen Wahlberechtigte können von 5.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit an bestimmen, ob sie dem moderaten Präsidenten Hassan Ruhani eine zweite Amtszeit geben oder einen politischen Wechsel wollen. Sein Hauptrivale ist Ebrahim Raeissi, der Spitzenkandidat des erzkonservativen Klerus. Die anderen beiden Kandidaten gelten als chancenlos.

Die Wahl wird auch als Referendum über den Kurs des Landes angesehen: Ruhanis Öffnungs- steht gegen Raeissis Abschottungspolitik. Ruhani ist zwar Favorit, aber Raeissi genießt die Unterstützung des Klerus sowie der staatlichen Medien. Beobachter glauben, dass Ruhani von einer hohen und umgekehrt Raeissi von einer niedrigen Wahlbeteiligung profitieren wird.

Kandidaten haben sich Wahlkampf hart attackiert

In einem hitzigen Wahlkampf hatten die beiden Kleriker kein Blatt vor dem Mund genommen. „Die (Raeissi und seine Gruppe) wollen die Religion für ihre politischen Ziele ausnützen“, sagte Ruhani. Bei der Wahl müssten die Iraner entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen: Freiheit oder „Frauen und Männer durch Mauern getrennt“. „Es geht um euer Schicksal und das eurer Kinder“, so der iranische Präsident.

Die Kunst der Erzfeinde Israel und Iran

Der Iran in der Sprache des jüdischen Volkes: Auf Englisch und Hebräisch wirbt das Museum für islamische Kunst in Jerusalem für die regimekritische Ausstellung. Dort wird noch bis November 2016 iranische Posterkunst gezeigt.
Der Iran in der Sprache des jüdischen Volkes: Auf Englisch und Hebräisch wirbt das Museum für islamische Kunst in Jerusalem für die regimekritische Ausstellung. Dort wird noch bis November 2016 iranische Posterkunst gezeigt. © dpa | Atef Safadi
Yossi Lemel ist Kurator der Ausstellung
Yossi Lemel ist Kurator der Ausstellung "Zeichen aus dem Iran". Seit 35 Jahren träumt er davon, in das Land zu reisen. Das ist für Israelis verboten. © dpa | Atef Safadi
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Kalligraphie und Lithographie.
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Kalligraphie und Lithographie. © dpa | Atef Safadi
Die Kalligraphie ist die erste islamische Kunst“, sagt Museumsdirektor Nadim Scheiban. „Es ist die Kunst des Stiftes.“
Die Kalligraphie ist die erste islamische Kunst“, sagt Museumsdirektor Nadim Scheiban. „Es ist die Kunst des Stiftes.“ © dpa | Atef Safadi
Kritik am iranischen System gibt es nur subtil: Ein verfaulender Granatapfel etwa soll die persische Gesellschaft darstellen.
Kritik am iranischen System gibt es nur subtil: Ein verfaulender Granatapfel etwa soll die persische Gesellschaft darstellen. © dpa | Atef Safadi
Die 60 Poster stammen aus den vergangenen 40 Jahren. Zugang zu allen Künstlern hatte Kurator Lemel nicht, mit lediglich einem Drittel der Designer konnte er sich austauschen. „Das ist die schwache Seite der Ausstellung – es war nicht komplett offen.“
Die 60 Poster stammen aus den vergangenen 40 Jahren. Zugang zu allen Künstlern hatte Kurator Lemel nicht, mit lediglich einem Drittel der Designer konnte er sich austauschen. „Das ist die schwache Seite der Ausstellung – es war nicht komplett offen.“ © dpa | Atef Safadi
Derweil in Teheran: Kunst kann Kritik üben, aber auch Propaganda fördern.  In Teheran ist am Samstag eine Ausstellung mit 150 antiisraelischen Karikaturen aus 50 Ländern eröffnet worden.
Derweil in Teheran: Kunst kann Kritik üben, aber auch Propaganda fördern. In Teheran ist am Samstag eine Ausstellung mit 150 antiisraelischen Karikaturen aus 50 Ländern eröffnet worden. © dpa | Abedin Taherkenareh
Offiziell erinnert der Karikaturist und Veranstalter Massud Schodschaie Tabatabaie an Vertreibung und Flucht von rund 760.000 Palästinensern, die 1948 auf die Gründung des Staats Israel folgte.
Offiziell erinnert der Karikaturist und Veranstalter Massud Schodschaie Tabatabaie an Vertreibung und Flucht von rund 760.000 Palästinensern, die 1948 auf die Gründung des Staats Israel folgte. © dpa | Abedin Taherkenareh
Auf mehreren Zeichnungen ist der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu als Terrorist oder als Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates zu sehen.
Auf mehreren Zeichnungen ist der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu als Terrorist oder als Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates zu sehen. © dpa | Abedin Taherkenareh
Die Regierung in Israel forderte, die Ausstellung müsse beendet werden und nannte die Bilder antisemitisch.
Die Regierung in Israel forderte, die Ausstellung müsse beendet werden und nannte die Bilder antisemitisch. © dpa | Abedin Taherkenareh
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Raeissi seinerseits warf Ruhani vor, Lügen zu verbreiten und unfähig zu sein, das Land zu regieren. „Herr Ruhani, Sie bringen das einfach nicht“, so der 56-jährige frühere Generalstaatsanwalt Teherans. Auch dessen international gepriesenes Atomabkommen mit dem Westen verglich er mit einem Scheck, den der Präsident nicht einlösen könne. Wirtschaftlich habe Ruhani versagt und sei besonders für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich, so Raeissi.

Endergebnisse spätestens am Sonntag

Die Wahllokale werden am Freitag voraussichtlich bis 21.30 mitteleuropäischer Zeit geöffnet sein. Erste Prognosen soll es am Samstagmorgen geben. Laut Innenminister Abdulresa Rahman Fasli werden die Endergebnisse Samstagabend oder spätestens am Sonntag bekanntgeben. (dpa)