Washington. Trumps Prahlerei mit geheimen Informationen birgt Gefahren – nicht nur für Amerika. Er untergräbt damit die Arbeit der Geheimdienste.

Chaos-Tage im Oval Office. Kaum hat sich der Lärm des von präsidialen Lügen und Halbwahrheiten umrankten Rauswurfs von FBI-Chef James Comey etwas gelegt, da dringt das nächste Fiasko im Weißen Haus nach außen: Präsident Donald Trump hat allem Anschein nach hochsensible Informationen eines befreundeten Geheimdienstes über das Terror-Netzwerk Islamischer Staat (IS) ausgeplaudert.

Und das ausgerechnet an den russischen Außenminister und den Botschafter Wladimir Putins in den USA. Und das Schlimmste: Der Chef hat kein bisschen Unrechtsbewusstsein. Er ist mit sich und seinem Tabubruch im Reinen. Und stellt damit einmal mehr seine wichtigsten Leute in den Regen.

Trump sieht sich im Recht

Trumps Nationaler Sicherheitsberater McMaster und Außenminister Tillerson, die bei dem mysteriösen Treffen mit den Herren Lawrow und Kisljak anwesend waren, übten sich in wortklauberischen Manövern an der Dementi-Front.

Nicht peinlich genug, dass sie für Trump die Wahrheit biegen mussten und Dinge dementierten, die gar nicht behauptet worden waren. Bereits gestern bestätigte der Präsident die Ungeheuerlichkeit persönlich via Twitter. Er habe das Recht dazu, mit Russland „Fakten“ über Terrorismus auszutauschen. Sagt Trump.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Wahrscheinlich Leben aufs Spiel gesetzt

Trump hat in Prahlhans-Manier gegenüber den Russen, die in 2016 Amerikas Präsidentschaftswahl nach Kräften zu sabotieren versuchten, Ich-weiß-was-was-ihr-nicht-wisst gespielt. Dabei hat gegen alle Regeln des Geheimdienstgewerbes verstoßen und sehr wahrscheinlich das Leben von bisher gut getarnten Quellen aufs Spiel gesetzt.

Man weiß nicht, was schwerer wiegt: Ignoranz oder Rücksichtslosigkeit. Wenn es irgendwann zur Amtsenthebung kommen sollte – dieser Fehltritt wird garantiert in der Urteilsbegründung auftauchen.

Donald Trump hat in seinen ersten Amtsmonaten und davor regelmäßig bewiesen, dass ihm das Gespür für den angemessenen Umgang mit heiklen Sachverhalten abgeht. Ausgerechnet der Mann, der die demokratische Rivalin Hillary Clinton monatelang wegen ihrer E-Mail-Affäre hinter Gittern sehen wollte, kann einfach nicht das Wasser halten, wenn es darauf ankommt.

Wie würde Trump in echter Krise reagieren?

Dass Trump die Dimension der voraussichtlichen Kollateralschäden seiner Tratscherei Richtung Moskau nicht vorher erkannt hat, dass dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika die Antennen für Richtig und Falsch fehlen, ist atemberaubend.

Was, wenn dem Commander-in-Chief der größten Streitmacht auf Erden demnächst in einer echten Krise – Nordkorea, Iran etc. – unter hohem Zeitdruck zur falschen Zeit das falsche Wort aus dem losen Mundwerk fährt?

Die Folgen dieser x-ten Mega-Panne der Ära Trump, die gewiss auch den Hauch eines Racheaktes des Sicherheitsapparats für den Rauswurf des unverändert anerkannten FBI-Chefs trägt, werden beträchtlich sein.

Gefahr für Sicherheit Amerikas

Auswärtige Dienste, auch der Bundesnachrichtendienst (BND), werden sich aus Selbstschutz künftig zweimal überlegen müssen, was sie den Amerikanern liefern.

Westliche Geheimdienste wollen sicher sein, dass sie – vor allem im Kontext Syrien/Islamistischer Terrorismus – nicht den Assad-Steigbügelhalter und Destabilisierer vom Dienst, Wladimir Putin, briefen, wenn sie Donald Trump brisantes Material zur Verfügung stellen.

Es ist an dieser Stelle schon vor einigen Wochen gesagt worden: Donald Trump benimmt sich wie ungezogenes Kind, das jeden Tag Grenzen austestet. Er ist mental und intellektuell eine Gefahr für die Sicherheit Amerikas – und die der ganzen Welt. Vor Trumps erster großer Auslandsreise Ende dieser Woche – Vatikan, Saudi-Arabien, Israel, Nato/Brüssel, G/7-Treffen-Sizilien – sind das erschreckende Vorzeichen.