Berlin. Verteidigungsministerin von der Leyen will mit Wehrmachts-Traditionen in der Truppe brechen. In der CSU stößt sie damit auf Widerstand.

In der Debatte über Rechtsextremisten in der Bundeswehr wehren sich CSU-Politiker dagegen, jedes Andenken an die Wehrmacht und ihre Soldaten zu verurteilen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) fälle mit dem Satz, die Wehrmacht dürfe in keiner Form traditionsstiftend für die Bundeswehr sein, „ein totales Unwerturteil“ über deren Soldaten, schreibt der Justiziar der Unionsfraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl, in einem Gastbeitrag für den „Münchner Merkur“.

Politischer Missbrauch der Wehrmacht durch die Nationalsozialisten dürfe nicht zu einer „Pauschalverurteilung“ führen. „Dies fordert die Achtung gegenüber unseren Vätern und Großvätern.“

Uhl sagte, die Bewertung von der Leyens stehe in einem bemerkenswerten Widerspruch zu abgewogeneren Äußerungen von deutscher und ausländischer Seite. Politiker von Frankreichs Ex-Präsident Mitterrand bis zum ehemaligen US-Präsidenten Eisenhower hätten die Wehrmacht differenzierter beurteilt.

Pauschale Verurteilung empfänden viele Deutsche als ungerecht

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl. © imago/Jens Jeske | imago stock&people

Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) sagte dem „Münchner Merkur“, Millionen Deutsche bewahrten Fotos ihrer Väter in Wehrmachtsuniform auf. Diese seien „unter der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten eingezogen“ worden. „Eine pauschale Verurteilung ihrer Väter empfinden viele Deutsche als ungerecht.“

Als Zeichen für einen neuen Umgang der Bundeswehr mit ihrer Tradition will die Verteidigungsministerin auch Kasernen mit den Namen von Wehrmachtsoffizieren umbenennen. Die Truppe müsse nach innen und außen klar signalisieren, dass sie nicht in der Tradition der Wehrmacht stehe.

Im Zuge der Affäre des unter Terrorverdacht stehenden rechtsextremen Oberleutnants Franco A. lässt von der Leyen (CDU) Kasernen auch nach Andenken an die Wehrmacht durchsuchen.

Streit um Bild von Altkanzler Schmidt in Wehrmachts-Uniform

Altkanzler Helmut Schmidt im Frühjahr 1940 als Leutnant der Luftwaffe an einem unbekannten Ort. Dieses Foto hing bislang als Bild in der Bundeswehr-Universität in Hamburg und wurde jetzt auf Grund der Debatte um das Verhältnis der Bundeswehr zur Deutschen Wehrmacht entfernt.
Altkanzler Helmut Schmidt im Frühjahr 1940 als Leutnant der Luftwaffe an einem unbekannten Ort. Dieses Foto hing bislang als Bild in der Bundeswehr-Universität in Hamburg und wurde jetzt auf Grund der Debatte um das Verhältnis der Bundeswehr zur Deutschen Wehrmacht entfernt. © dpa | ---

In diesem Zusammenhang ließ die Bundeswehr-Universität auch ein Bild des 2015 gestorbenen Altkanzlers Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform aus dem Flur eines Studentenwohnheims entfernen. Das rügte der ehemalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD).

„Das ist billig. Mehr noch, es ist empörend“, schreibt Scharping in einem Gastbeitrag für die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Hexenverbrennung hätte man das früher wohl genannt.“ Er sprach von einer „bilderstürmerischen Aktion“. (dpa)

Von der Leyen kündigt umfassende Reformen nach Bundeswehr-Affäre an

weitere Videos