Frankfurt/Berlin. Auf USA-Flügen könnte es bald verboten sein, Laptops und andere Geräte mit in die Kabine zu nehmen. Wichtige Fragen und Antworten.

Trifft der Laptop-Bann der US-Sicherheitsbehörden künftig auch Flugpassagiere aus Europa? Noch ist laut Heimatschutzministerium nichts endgültig entschieden, doch in der europäischen Luftverkehrswirtschaft tagen bereits die Krisenstäbe.

Denn ein Kabinenverbot für sämtliche Elektrogeräte, die größer als ein Smartphone sind, hätte erhebliche Auswirkungen auf die Abläufe an den Flughäfen und in den Fliegern. Die Passagiere könnten auf den langen Übersee-Flügen nicht mehr mit ihren Geräten arbeiten, weil diese im Frachtraum verstaut sein müssten.

Wer entscheidet über die Regeln?

Letztendlich allein die US-Regierung, die über die Transportsicherheitsbehörde TSA einseitig die Regeln für Flüge in die USA festlegen. Die EU-Behörden werden zwar konsultiert, letztlich aber wohl vor vollendete Tatsachen gestellt. So war es auch im März, als für Direktflüge von zehn Flughäfen im arabischen Raum beziehungsweise der Türkei ein Laptop-Verbot verhängt wurde.

Wie wird ein mögliches Verbot begründet?

Nach Informationen des britischen „Guardian“ handelt es sich um eine Kombination mehrerer geheimdienstlicher Erkenntnisse. Unter anderem sei ein Anschlagplan entdeckt worden, bei dem Sprengstoff in der Hülle eines funktionstüchtigen Ipad-Tablets in die Kabine gebracht werden sollte, wo ein Terrorist die Sprengladung an besonders empfindlichen Stellen hätte anbringen können.

Grundsätzlich ist es schwer, Sprengstoff von einer fest eingebauten Computer-Batterie zu unterscheiden. Die TSA hat ihren ersten Bann mit innovativen Schmuggelmethoden der Terroristen begründet. Dem steht eine möglicherweise erhöhte Brandgefahr im Frachtraum gegenüber, wo dann eine Vielzahl von Lithium-Akkus gelagert werden müsste.

Wie wird in der EU bislang kontrolliert?

Sicherheitscheck am Flughafen in München.
Sicherheitscheck am Flughafen in München. © dpa | Frank Leonhardt

Laptops werden gescannt und per Wischtest auf Sprengstoffreste untersucht. Neben den für alle Fluggäste verbindlichen Passagier- und Handgepäckkontrollen gibt es auf Flügen in die USA eine zweite Sicherheitslinie nach TSA-Vorgaben. Auch hier werden das Handgepäck durchleuchtet und die Gäste auf metallische Gegenstände gescannt. Stichprobenhaft werden Passagiere noch auf deutschem Boden von TSA-Leuten zu ihrer geplanten Einreise befragt. Man habe volles Vertrauen in die bislang durchgeführten Kontrollen, erklären daher die Flughafenverbände ACI und ADV.

Wie könnten verschärfte US-Vorgaben umgesetzt werden?

Letztlich geht es darum, an den Flughäfen München, Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Hamburg, Köln und Stuttgart den wöchentlich mehr als 100 000 Passagieren der US-Flüge ihre Elektrogeräte für die Zeit des Fluges abzunehmen und separat im Frachtraum zu verwahren. Zu derartigen Eingriffen an einer dritten Kontrollstelle sind weder Flughafen noch Airline berechtigt, so dass hier möglicherweise die Bundespolizei ins Spiel kommen muss. Sie könnte Dienstleister mit hoheitlichen Aufgaben beleihen, wie dies bereits beim Eingang in die Sicherheitsbereiche praktiziert wird.

Welche Probleme sind dabei zu erwarten?

Zusätzliche Kontrollen brauchen auch bei bester vorheriger Information der Passagiere zusätzliche Zeit. Der übliche Mindestvorlauf von einer Stunde bei Interkontinental-Flügen könnte nicht mehr ausreichen und die Fluggesellschaften müssten möglicherweise längere Standzeiten an den Gates einplanen. Dies würde zu Spitzenzeiten auch die Kapazität der Flughäfen insgesamt verringern, eine unbekannte Zahl von Flügen müsste gestrichen werden. Das alles kostet Geld.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen würde ein Laptop-Verbot noch haben?

Lufthansa-Maschinen am Flughafen von Frankfurt.
Lufthansa-Maschinen am Flughafen von Frankfurt. © dpa | Arne Dedert

Das kommt auch auf den Umfang des Banns an. Solange sämtliche europäischen Flughäfen und Airlines gleichermaßen betroffen wären, könnte es zumindest keine Ausweichbewegungen der Passagiere geben. Das war bei der ersten Stufe des Banns gegen Direktflüge aus dem Mittleren Osten der Fall, als viele Kunden der dortigen Airlines auf Verbindungen über Europa umgestiegen sind. Die Gesellschaft „Emirates“ hat wegen fehlender Nachfrage ihr Angebot in die USA um 20 Prozent reduziert. Da vor allem Geschäftsleute über dem Nordatlantik unterwegs sind, könnte es zu Buchungsrückgängen kommen, weil Flugreisen ohne Laptop vielen Kunden ineffizient erscheinen werden.

Welche Serviceangebote könnten die Airlines auf die Beine stellen?

Die arabischen Airlines versorgen ihre Kunden in den oberen Klassen mit bordeigenen Tablets, persönliche Dokumente können bei ihnen auf Sticks gespeichert werden. Lufthansa nimmt für sich den Titel „most digital airline“ in Anspruch, so dass auch anspruchsvollere Cloud-Lösungen vorstellbar sind. Lösungen müssen die Airlines auch für die hohen Sicherheitsanforderungen ihrer Geschäftskunden finden, denen verboten ist, ihren Computer aus der Hand zu geben. Hier müsste ein sicheres Verfahren entwickelt werden, damit die Geräte nicht in fremde Hände geraten. (dpa)