Moskau/Washington. Lawrow ist der erste hochrangige Gast aus Moskau im Weißen Haus. Er soll das Treffen von Putin mit Trump beim G20-Gipfel vorbereiten.

Es ist kein gewöhnlicher Mittwoch, an dem der erste russische Spitzenpolitiker die neue US-Regierung besucht. Präsident Donald Trump hat gerade FBI-Chef James Comey gefeuert, der wegen der möglichen Verbindungen von Trumps Mitarbeitern zu Russland ermittelte. Natürlich überschatteten diese Ereignisse den Besuch aus dem fernen Moskau. Als ein Reporter Sergej Lawrow nach Comey fragte, sagte der russische Außenminister: „Wurde er gefeuert? Sie machen Witze. Sie machen Witze.“

Doch wusste Lawrow wirklich nichts davon? Oder wollte er die Frage einfach nicht beantworten? Es scheint sehr unwahrscheinlich, dass er nicht von seinen Beratern unterrichtet wurde.

Nach einem Gespräch mit US-Außenminister Rex Tillerson traf Lawrow auch Trump. Und der US-Präsident antwortete auf die Frage, ob Comeys Entlassung sein Treffen mit Lawrow beeinflusst habe: „Überhaupt nicht.“

Beziehungen zwischen Washington und Moskau eisig

Für den langjährigen Chefdiplomaten des Kremls ist es der erste US-Besuch seit vier Jahren. Die Beziehungen zwischen Washington und Moskau sind seit längerer Zeit eisig. Der Kreml bemühte sich, die Bedeutung des Treffens zu betonen. Vormittags versammelte Präsident Wladimir Putin den russischen Sicherheitsrat.

Laut seinem Pressesprecher Dmitri Peskow beriet man vor allem das Verhältnis zu Amerika. Außerdem ging es um die Entwicklung in Syrien. Das russische Verteidigungsministerium meldete, die Lage in den vier Deeskalationszonen, in denen seit dem vergangenen Sonnabend alle Kampfhandlungen untersagt sind, sei stabil.

US-Präsident Donald Trump (r) und Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Weißen Haus.
US-Präsident Donald Trump (r) und Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Weißen Haus. © dpa | Uncredited

Lawrow zeigte sich nach dem Gespräch in Washington optimistisch. Trump habe sein Interesse bekundet, sachlich pragmatische Beziehungen aufzubauen, sagte Lawrow. Trump beschrieb die Begegnung als „sehr, sehr gut“. Das Gespräch habe sich um die Lage in Syrien gedreht. Man sei sich darüber einig gewesen, dass das Blutvergießen in dem Bürgerkriegsland „so schnell wie möglich“ ein Ende haben müsse.

Bisher gab es drei Telefonate zwischen Putin und Trump

Putin und Trump werden zum ersten Mal Anfang Juli beim G20-Gipfel in Hamburg zusammenkommen. Lawrow soll das Treffen vorbereiten. Der russische Chefdiplomat lobte die bisherigen Kontakte zwischen Putin und Trump. Es gab drei Telefonate, die Lawrow als „sehr inhaltsvoll, sehr konkret und frei von jeder Künstlichkeit“ bezeichnete.

Tatsächlich hat Trump, der als großer russischer Hoffnungsträger ins Weiße Haus kam, den Kreml wiederholt enttäuscht. Durch seine Forderung im
Februar, Putin müsse der Ukraine die Krim zurückgeben, durch seine Schelte für Moskau nach dem Giftgasangriff in Nordsyrien Anfang April und durch die darauf folgende US-Raketenattacke auf den syrischen Militärflughafen Scheirat. Russland ist mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbündet.

Moskau könnte zu Zugeständnissen bereit sein

Im Wahlkampf hatte Trump noch bessere Beziehungen zu Moskau angekündigt. Doch das ist vorbei. Im April sagte Trump, die USA kämen „überhaupt nicht mit Russland aus“.

Und doch setzt man im Kreml offenbar noch immer auf eine positive Wende – und zwar durch das persönliche Treffen Putins mit Trump. „Lawrow ist ins Weiße Haus gefahren, um dieses Gipfeltreffen vorzubereiten“, sagt dieser Redaktion der Kreml-nahe Politologe Sergej Markow. „Trump hat Angst vor dem Treffen mit Putin, weil er befürchtet, das Ergebnis werde den innenpolitischen Druck auf ihn noch erhöhen.“

Deshalb bemühe sich Russland, an einem positiven Ergebnis mitzuarbeiten, das Trump zu Hause vorzeigen könne, sagte Markow. „Das mag die Eroberung Rakkas durch kurdische Kämpfer unter amerikanischer Führung sein.“ Eigentlich wolle Russland selbst mit Hilfe der syrischen Regierungstruppen Rakka, die syrische Hochburg der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), einnehmen. Doch mittlerweile könnte Putin in dieser Frage zu Zugeständnissen bereit sein.

Der Moskauer Nahostexperte Alexander Schumilin glaubt hingegen nicht, dass Rakka zur Verhandlungsmasse gehört. „Es wird wohl vor allem um eine Einigung gehen, wer die Sicherheitszonen in Syrien wie kontrollieren wird.“