Berlin/Hamburg. Beim G20-Gipfel in Hamburg wird mit Krawallen gerechnet. Polizeigewerkschaftler fürchten: Randaletouristen proben am 1. Mai in Berlin.

  • Vor den Demonstrationen zum 1. Mai haben Polizeigewerkschaften vor Ausschreitungen gewarnt
  • Der Bund Deutscher Kriminalbeamter erwartet, dass die Szene die Mai-Demonstration als Testlauf für den G20-Gipfel nutzt
  • Auch beim Gipfel im Juli in Hamburg werden Krawalle befürchtet

Vor den Demonstrationen zum 1. Mai haben alle Polizeigewerkschaften Alarm geschlagen. Sie befürchten Ausschreitungen in Berlin und einen „Testlauf“ für noch größere Krawalle beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg. Das sagte Jan Reinecke, Hamburger Landeschef und Vorstandsmitglied des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), unserer Redaktion.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, beklagte, die Großeinsätze seien eine „riesige Belastung“ für Polizisten, andere Aufgaben würden darunter leiden. Er forderte „dringend Verstärkung und mehr Personal“.

Als Beispiele nennen die Gewerkschaften die Verkehrskontrollen und den Kampf gegen die Einbruchskriminalität. Bei den tagelangen Großeinsätzen entstünden „Berge von Überstunden, die irgendwann abgegolten werden müssen“, so der Chef der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. Er rechnet damit, dass für den G20-Gipfel bundesweit 15.000 Einsatzkräfte zusammengezogen werden müssen.

Viel Polizeiarbeit erst im Nachhinein

Die Kriminalbeamten kritisieren außerdem, dass Bund und Länder in der Planung zum G20-Gipfel den Fokus „fast ausschließlich“ auf die Sicherung der Straßen legen würden. „Doch die Arbeit der Kriminalpolizei beginnt genau dann, wenn der G20-Gipfel vorbei und die Schutzpolizei von den Messehallen wieder abgerückt ist“, so Reinecke.

Dann müssten die Straftaten ermittelt werden, wie etwa Sachbeschädigung, aber auch Anzeigen von Demonstranten gegen einzelne Polizeibeamte etwa nach dem Einsatz von Schlagstöcken. G20-Ermittlungen würden in der Hansestadt dazu führen, dass andere Straftaten in dieser Zeit weniger verfolgt werden: etwa im Bereich Drogenkriminalität oder Geldwäsche. (fmg)

Die Kreuzberger Krawalle am 1. Mai 1987

2017 jährte sich der erste Gewaltausbruch am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg zum 30. Mal. Schon damals kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dabei wurden auch unzählige Autos angezündet. Bilder der heftige Auseinandersetzungen.
2017 jährte sich der erste Gewaltausbruch am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg zum 30. Mal. Schon damals kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dabei wurden auch unzählige Autos angezündet. Bilder der heftige Auseinandersetzungen. © imago | Peter Homann
1987 endete ein Straßenfest in stundenlangen heftigen Krawallen und Straßenschlachten zwischen Mitgliedern der links-alternativen Szene und der Polizei. Diese Aufnahme entstand am Rande des Straßenfestes am Lausitzer Platz.
1987 endete ein Straßenfest in stundenlangen heftigen Krawallen und Straßenschlachten zwischen Mitgliedern der links-alternativen Szene und der Polizei. Diese Aufnahme entstand am Rande des Straßenfestes am Lausitzer Platz. © imago | Peter Homann
In Kreuzberg lieferten sich 900 junge Randalierer zwölf Stunden lang Straßenschlachten mit der Polizei.
In Kreuzberg lieferten sich 900 junge Randalierer zwölf Stunden lang Straßenschlachten mit der Polizei. © imago | Peter Homann
Die Szenerie hatte in der Oranienstraße im östlichen Teil Kreuzbergs SO36 kriegsähnliche Anmutungen.
Die Szenerie hatte in der Oranienstraße im östlichen Teil Kreuzbergs SO36 kriegsähnliche Anmutungen. © imago | Peter Homann
Im Steinhagel zogen sich die Polizisten zurück.
Im Steinhagel zogen sich die Polizisten zurück. © imago | Peter Homann
Viele Geschäfte wurden geplündert. Dieses Foto zeigt Aufräumarbeiten in einem zum Teil ausgebrannten Geschäft.
Viele Geschäfte wurden geplündert. Dieses Foto zeigt Aufräumarbeiten in einem zum Teil ausgebrannten Geschäft. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Roland Holschneider
Der abgebrannte und geplünderte Bolle-Supermarkt nahe des Görlitzer Bahnhofs nach den schweren Krawallen am 1. Mai 1987 in Berlin-Kreuzberg.
Der abgebrannte und geplünderte Bolle-Supermarkt nahe des Görlitzer Bahnhofs nach den schweren Krawallen am 1. Mai 1987 in Berlin-Kreuzberg. © imago | Peter Homann
Feuer hat den Supermarkt komplett zerstört – heute steht hier eine Moschee.
Feuer hat den Supermarkt komplett zerstört – heute steht hier eine Moschee. © imago | Peter Homann
Es hat viele Stunden gedauert, bis die Polizei die Situation unter Kontrolle hatte. Die Nacht wurde durch die internationale Presse weltweit bekannt.
Es hat viele Stunden gedauert, bis die Polizei die Situation unter Kontrolle hatte. Die Nacht wurde durch die internationale Presse weltweit bekannt. © imago | Peter Homann
56 Randalierer wurden festgenommen. 245 Polizisten wurden verletzt.
56 Randalierer wurden festgenommen. 245 Polizisten wurden verletzt. © imago | Peter Homann
Chaos und Dunkelheit.
Chaos und Dunkelheit. © imago | Peter Homann
Vor den Krawallen fand am Nachmittag das friedliche Strassenfest am Lausitzer Platz statt.
Vor den Krawallen fand am Nachmittag das friedliche Strassenfest am Lausitzer Platz statt. © imago | Peter Homann
Kaum zu glauben, was sich nur ein paar Stunden später dort ereignete.
Kaum zu glauben, was sich nur ein paar Stunden später dort ereignete. © imago | Peter Homann
Doch schon am frühen Abend heizte sich die Stimmung auf.
Doch schon am frühen Abend heizte sich die Stimmung auf. © imago | Peter Homann
Am Tag der Arbeit fand währenddessen auf dem Berliner Alexanderplatz die 1.-Mai-Demonstration statt.
Am Tag der Arbeit fand währenddessen auf dem Berliner Alexanderplatz die 1.-Mai-Demonstration statt. © imago | Christian Thiel
Auf der Karl-Marx-Alle im Stadtteil Friedrichshain war eine Tribüne der Staats- und Parteiführung der SED aufgebaut. Von ihr winkten sowohl die SED-Größen Egon Krenz als auch ...
Auf der Karl-Marx-Alle im Stadtteil Friedrichshain war eine Tribüne der Staats- und Parteiführung der SED aufgebaut. Von ihr winkten sowohl die SED-Größen Egon Krenz als auch ... © imago | Rolf Zöllner
... Erich Honecker (r.), Willi Stoph (Mitte) und Günther Schabowsky (l.) dem Volk zu.
... Erich Honecker (r.), Willi Stoph (Mitte) und Günther Schabowsky (l.) dem Volk zu. © imago | Rolf Zöllner
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