Washington. US-Präsident Donald Trump hat sich in den ersten 100 Tagen unberechenbar gezeigt. Kaum eines der großen Versprechen hat er eingelöst.

Die Befürchtung, dass Donald Trump als Präsident der USA politisch und charakterlich eine Fehlbesetzung ist, scheint sich zu bestätigen. 100 Tage nach Amtsantritt hat der launische Selbstvermarkter historisch katastrophale Umfragewerte. Die Mehrheit der Amerikaner traut ihm nicht. Kaum eines seiner Versprechen, sieht man von der Installierung eines erzkonservativen Juristen am Obersten Gerichtshof ab, ist eingelöst oder wenigstens seriös auf den Weg gebracht.

Stattdessen markieren Pleiten wie der gerichtliche gestoppte Einreise-Bann für Muslime und die gescheiterte Reform der Krankenversicherung seines Vorgängers Obama einen krachenden Fehlstart, obwohl Trumps Partei, die Republikaner, im Parlament über satte Mehrheiten verfügt.

Zweifel an Urteilsfähigkeit wachsen

Das Land ist zerrissen, das politische Klima mangels brückenbauender Gesten des Präsidenten giftiger denn je. Tausende gehen Woche für Woche gegen Trump auf die Straße. Sie zweifeln seine Urteilsfähigkeit an. Und seine Integrität als Staatsmann.

Wissenschaftler, Umweltschützer und Bürgerrechtler wappnen sich für langwierige juristische Grabenkämpfe. Das Gros der US-Medien legt täglich die Schwachstellen des politischen Seiteneinsteigers frei, schreibt gegen die Gewöhnung an den Ausnahmezustand an.

Bei den Zwischenwahlen im Kongress in 18 Monaten wird mit einem herben Denkzettel für die Konservativen gerechnet. Obwohl die Demokraten einen nicht minder verheerenden Ruf genießen.

100 Tage Trump: Diese Versprechen hat er schon jetzt gebrochen

weitere Videos

    Lügen, Übertreibungen, Eitelkeiten

    Die Gründe für die magere Zwischenbilanz, über die mit Ausnahme seiner hartnäckigsten Unterstützer weitgehend Konsens besteht, liegen in der Unberechenbarkeit Trumps begründet. Die notwendige Metamorphose vom demagogischen Wahlkämpfer zum besonnen abwägenden Präsidenten hat bisher nicht stattgefunden.

    Trump fällt weiterhin mit Lügen, Übertreibungen, Eitelkeiten, peinlichen Twitter-Beiträgen, ahnungslosen Kommentaren, abrupten Kurswechseln, schamlosen Attacken gegen Andersdenkende und eine ausgeprägte Unfähigkeit zur Selbstkritik auf.

    In diesem Klima einen Regierungsstil zu entwickeln, der mit der Gewaltenteilung in der Verfassung im Einklang steht, ist kaum möglich. Zumal sich mit Duldung des Chefs ideologisch konträre Denkschulen täglich um die Meinungsführerschaft im Weißen Haus duellieren.

    Präsidentschaft ist keine Realityshow

    Vor allem außenpolitisch ist dieses Gebaren fahrlässig. Kein Missverständnis: Über China, Russland, Syrien, die EU und die Nato im Regierungsalltag 180 Grad verantwortungsvoller zu reden als im tosenden Wahlkampf, geht in Ordnung. Das Problem bei Trump ist, dass niemand weiß, welchen Motiven eine Verhaltensänderung gerade gehorcht. Und wie lange sie anhält.

    Respekt vor der Komplexität geopolitischer Konflikte und der Macht der (eigenen) Worte kann es nicht sein. Dafür fehlt diesem Präsidenten das Demutsgen. Mehr spricht leider dafür, dass sich Trump nach wie vor von Reflexen, wechselnden Einflüsterern und dem Zuruf von engsten Verwandten leiten lässt. Das Ergebnis ist eine Kakofonie von oft gegenläufigen Meinungen.

    Im Fall Nordkorea, wo eine Kriegsgefahr durch unvorsichtige Rhetorik nicht mehr zu leugnen ist, kommt das dem Hantieren an einem Starkstromzaun gleich. Auf Dauer ist damit kein Staat zu machen. Trump muss sich und seiner Regierung in allen Belangen Professionalität und Beständigkeit verordnen. Amateure raus – erfahrene Politiker und Berater rein. Eine Präsidentschaft ist keine Realityshow im Fernsehen. Die Zweifel, ob Donald Trump den Schalter umlegen wird, sind allerdings sehr berechtigt.