Berlin. Die Zuwanderungspolitik benötige „eine Generalinventur“, so Lindner. Er wünscht sich ein Bekenntnis der Deutschtürken zu Deutschland.
Aufregung programmiert: FDP-Parteichef Christian Lindner mokiert sich zweieinhalb Wochen vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen über türkischstämmige Fußball-Nationalspieler, die bei der Nationalhymne nicht mitsingen. Auf die Frage des Hamburger Magazins „Stern“, ob zum Beispiel Mesut Özil das tun sollte, antwortete Lindner mit Ja. Übrigens bleiben vor Länderspielen die Kehlen vieler Nationalspieler stumm – unabhängig von der Herkunft.
In den sozialen Medien kassierte Lindner am Mittwoch viel Kritik. Darauf reagierte er mit einer Klarstellung bei Facebook: „Ich will keine Hymnen-Polizei. Ob ein Fußballer mitsingt, ist seine Sache. Aber wenn der „Stern“ mich schon fragt, dann halte ich meine Meinung nicht taktisch zurück: Ja, man sollte sie singen.“ Es wäre ein großartiges Signal, „wenn wir als modernes Einwanderungsland schon so weit wären, dass auch Idole wie Mesut Özil das tun“.
Kritik kam zum Beispiel von dem Grünen Jürgen Trittin. Auf Twitter warf er Lindner Verunglimpfung von Mesut Özil vor und verglich ihn mit dem AfD-Mann Alexander Gauland. Der Grüne kritisierte auch andere Äußerungen von Lindner aus dem Interview.
Skeptisch gegenüber doppelter Staatsangehörigkeit
Lindner attestierte den Deutschen ein Identitätsproblem, das dann zu Integrationsproblemen führe. „Warum sind so viele Deutschtürken keine Verfassungspatrioten? Das kann man nicht verordnen. Wir sollten beginnen, uns offensiver zu unserem großartigen liberalen Grundgesetz zu bekennen.“ Der 38-Jährige kritisierte auch eine „Laschheit“ gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er würde nicht mehr Urlaub in der Türkei machen, sollte dort die Todesstrafe eingeführt werden.
Die Diskussion um das Schweigen von deutschen Nationalspielern während der Hymne ist nicht neu. Mesut Özil selbst äußerte sich zum Beispiel während Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika dazu, warum er die Hymne nicht mitsinge. „Zum einen konzentriere ich mich in diesem Moment schon auf das Spiel. Und dann bete ich während der Hymne. Ich bete für Glück und Gesundheit, für meine Mitspieler und mich“, sagte er der „Bild“. (les/dpa)