Washington. Acht Todeskandidaten sollten in Arkansas hingerichtet werden – weil die Medikamente ablaufen. Die Justiz stoppt die Exekutionswelle.

Hähnchen mit Bohnen und Kartoffelpüree. Und zum Nachtisch Erdbeer-Kuchen. Don Davis hatte am Ostermontag im Hochsicherheitsgefängnis von Cummins seine Henkersmahlzeit bereits vor sich, als Amerikas Oberster Gerichtshof in Washington die Hinrichtung des 54-Jährigen 15 Minuten vor Fristablauf verhinderte.

Der 1992 zum Tode verurteilte Mörder ist einer von acht Häftlingen, die der Bundesstaat Arkansas auf Anweisung von Gouverneur Asa Hutchinson bis 27. April per Giftspritze umbringen lassen will. „Todesstrafe am Fließband“, titelten US-Zeitungen. Bürgerrechts-Organisationen und Prominente wie der Schauspieler Johnny Depp ziehen gegen die größte Exekutionswelle in den USA seit über 40 Jahren zu Felde. Mit Erfolg. Mindestens drei Hinrichtungen sind bereits auf Eis gelegt.

Pharma-Firmen wollen nicht an Hinrichtung beteiligt sein

18 Jahre saß Ex-Häftling Damien Echols (r.) im Todestrakt von Arkansas. Mit dem Hollywood-Star Johnny Depp und anderen Demonstranten protestierte er vor dem Parlamentsgebäude in Little Rock gegen die Hinrichtungsreihe.
18 Jahre saß Ex-Häftling Damien Echols (r.) im Todestrakt von Arkansas. Mit dem Hollywood-Star Johnny Depp und anderen Demonstranten protestierte er vor dem Parlamentsgebäude in Little Rock gegen die Hinrichtungsreihe. © dpa | Stephen B. Thornton

Zu sehr habe sich Arkansas „angreifbar“ gemacht mit der bizarren Begründung für die Hast, sagt die Menschenrechts-Organisation Amnesty International: Die Midazolam-Vorräte, eine von drei chemischen Substanzen in dem lebensbeendenden Giftcocktail, erreichen Ende April in Arkansas das Verfallsdatum. Nachschub ist nicht in Sicht, weil sich viele Pharma-Unternehmen in Amerika und Europa weigern, ihre Produkte für die Durchführung der Todesstrafe zur Verfügung zu stellen.

Während Oklahoma (Gaskammer) und Utah (Erschießungskommando) bereits alternative Methoden im Gesetzbuch verankert haben, will Arkansas bei der Spritze bleiben. Trotz Clayton Lockett. Der Todeskampf des Mörders war 2014 laut Augenzeugen von „grausamen Schmerzen“ begleitet, was die US-Verfassung ausdrücklich verbietet. Das Midazolam, ein Beruhigungsmittel, wirkte nicht. Lockett wachte während der Hinrichtung mehrfach auf. Bevor ihm Kaliumchlorid gespritzt wurde, was einen Herzinfarkt auslöste, vergingen 43 Minuten.

Bestseller-Autor John Grisham sieht „Katastrophe heraufziehen“

Der Bestseller-Autor und Gerichts-Experte John Grisham sieht (abseits vieler rechtlicher Bedenken) darum in seiner Heimat Arkansas eine „Katastrophe heraufziehen“. Unerträglich werde die psychische Last für das Justizpersonal in der Todeskammer, wenn wieder etwas schiefgehen sollte.

Im Gefängnis Museum von Texas in Huntsville (USA) werden die drei chemischen Komponenten ausgestellt, die für tödliche Injektionen bei Hinrichtungen zwischen 1982 und 2012 verwendet wurden.
Im Gefängnis Museum von Texas in Huntsville (USA) werden die drei chemischen Komponenten ausgestellt, die für tödliche Injektionen bei Hinrichtungen zwischen 1982 und 2012 verwendet wurden. © dpa | Michael Graczyk

Auch darauf stützen sich die Anwälte der Todeskandidaten, die Dutzende Eingaben gemacht haben, um die Vollstreckung zu blockieren. Die Generalstaatsanwältin in Arkansas, Leslie Rutledge, lässt das nicht gelten. Es gehe darum, endlich zu vollziehen, was Richter vor teilweise 30 Jahren entschieden haben. Außerdem sehnten die Opfer-Familien einen Abschluss herbei. Gemeinsam mit Gouverneur Hutchinson, der sich „sehr enttäuscht“ zeigte vom „Nein“ der Obersten Richter in Washington, will sie weiter für die Hinrichtungen kämpfen. Noch sind fünf Kandidaten nicht von Justitia geschützt: Ledelle Lee, Stacey Johnson, Marcell Williams, Jack Jones und Kenneth Williams.