Kabul. Afghanistans ehemaliger Staatschef Karsai verurteilt den Einsatz der US-Superbombe. Bei dem Angriff wurden Dutzende Islamisten getötet.
Beim Einsatz der Superbombe GBU-43 durch US-Streitkräfte in Afghanistan sind nach Regierungsangaben in Kabul mindestens 94 IS-Kämpfer getötet worden. Darunter seien vier Kommandeure der sunnitischen Extremisten gewesen, wie die Regionalregierung der Provinz Nangarhar am Samstag mitteilte.
Zuvor hatte die Regierung in Kabul berichtet, dass bei dem Angriff eine wichtige IS-Kommandozentrale völlig zerstört worden sei; die Bombe habe einen 300 Meter langen Tunnel vernichtet. Zunächst war von 36 getöteten Islamisten die Rede gewesen.
Die Bombe des Typs GBU-43 gilt mit mehr als 8000 Kilogramm Sprengstoff und elf Tonnen TNT-Äquivalent als größter konventioneller Sprengkörper der US-Streitkräfte und wird auch als „Mutter aller Bomben“ bezeichnet.
Trump lobt den Einsatz
Das Pentagon in Washington hatte den Abwurf der Bombe am Donnerstag bestätigt. Ein US-Kampfflugzeug hatte sie über dem Distrikt Achin der Provinz Nangarhar abgeworfen. Die Region gilt als Geburtsstätte des Islamischen Staats in Afghanistan.
Präsident Donald Trump lobte den Einsatz. „Wir sind sehr stolz auf unser Militär. Es war ein weiterer Erfolg“, sagte er in Washington. Ob er den Einsatz persönlich genehmigt hatte, bestätigte er nicht. „Jeder weiß genau, was passiert. Also, ich autorisiere unser Militär. Wir haben ihnen volle Befugnis gegeben, und das ist, was sie machen.“
Auf Fragen, ob der Einsatz der Bombe auch als Warnung an Nordkorea gedacht sei, antwortete Trump, dies mache keinen Unterschied. „Ich weiß nicht, ob das eine Botschaft sendet. Es ist auch egal, ob es das tut oder nicht. Nordkorea ist ein Problem. Das Problem wird gelöst werden.“
Keine Informationen über zivile Opfer
„Ich habe noch nie im Leben einen solchen Knall gehört“, sagte Malik Mohammed, ein Stammesältester in Achin der Deutschen Presse-Agentur. Selbst sieben Kilometer von der Abwurfstelle entfernt sei noch Glas zerborsten.
Zivilisten sollen sich dort kaum noch aufgehalten haben, berichteten andere Älteste. Afghanische Truppen hatten demnach am Donnerstagnachmittag noch verbliebene Anwohner weggebracht. Auch die Stammesältesten bestätigten, es gebe keine Informationen über zivile Opfer.
Afghanistans ehemaliger Staatschef Hamid Karsai verurteilte den Angriff. Sein Land werde als Testgebiet für neue Waffen missbraucht, schrieb er auf Twitter.
Mittel psychologischer Kriegsführung
Die GBU-43 wurde nach ihrer Entwicklung 2003 bisher nach US-Medienberichten noch nie bei tatsächlichen Kampfhandlungen eingesetzt. Ihre militärische Bedeutung ist umstritten, sie gilt wegen ihrer schieren Größe und der enormen Druckwelle vor allem als Mittel der psychologischen Kriegsführung. Nur Russland verfügt über eine noch größere Bombe.
Die Rebellen verstärkten derzeit ihre Verteidigungslinien mit improvisierten Sprengkörpern, Tunnels und Bunkern, hieß es in einer Mitteilung der Nato-Streitkräfte in Afghanistan. „Dies ist die richtige Munition, um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Momentum unserer Offensive gegen den IS zu erhalten“, so der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Nicholson. (dpa)